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Im Jugend-Musik-Werk proben fünf Flüchtlinge für einen gemeinsamen Auftritt im Sommer

Von Endrik Baublies

Sie kommen aus Ghana, Gambia, Syrien und dem Irak. Fünf Flüchtlinge treffen sich immer samstags im Keller der ehemaligen Roth-Händle-Kantine, um gemeinsam zu proben. Im Sommer wollen sie als Band auftreten.

Lahr. Eine große elektrische Orgel mit zwei Manualen steht unübersehbar am Eingang. Im Raum befinden sich dazu ein Dutzend Gitarren, Verstärker, Mikrofone und um die Ecke ein Schlagzeug. Bei den vielen Anschlüssen und dem Gewirr ist das Wort Kabelsalat nicht verkehrt. Herbie Wickertsheimer, der mit dem roten Pullover einen Farbakzent setzt, wuselt zwischen den fünf jungen Männern hin und her. Er hat die Idee gehabt, den Flüchtlingen die Räume des Jugend-Musik-Werks anzubieten.

Die Syrer Yazan und Mohammat, Salar aus dem Irak sowie der Ghanaer Young haben bisher nur wenig Erfahrung mit ihren Instrumenten. Yaya aus Gambia hatte dagegen in seiner Heimat Musik gemacht. Er ist der Profi im Quintett. Und dann erscheint Paul mit etwas Verspätung. Er tauscht den Platz an den Drums mit Yazan, der doch lieber Bass lernen möchte. Paul hat seine deutsche Partnerin in Afrika kennengelernt und ist ihr nach Reichenbach gefolgt. Sein Deutsch ist nach fünf Jahren am Rande des Schwarzwalds gut. Die anderen verständigen sich auf Englisch – und mittels Noten. Es ist die dritte gemeinsame Probe.

Wickertsheimer, pensionierter Lehrer, ist über sein ehrenamtliches Engagement, den Deutschunterricht für Flüchtlinge, auf die Idee gekommen, dass man doch gemeinsam musizieren könnte. Da er mit seiner Frau als Duo "Hot & Sweet" regelmäßig auftritt, war der Gedanke an Musik nicht so weit entfernt. Er stellte dann den Kontakt zum Jugend-Musik-Werk her. Marco Sharif-Khan, der Vorsitzende des Trägervereins, fand die Idee gut. Seither gibt es das Projekt. Sicher ist auch, dass das erste Ziel ein gemeinsamer Auftritt ist. Wann genau oder wo, steht allerdings noch nicht fest. Es soll aber sicher noch im Sommer sein.

Der Wunsch, irgendwann gemeinsam aufzutreten, schweißt zusammen

Da alle Mitglieder der Band, die noch keinen Namen hat, immer schon ein wenig Musik gemacht haben, klingt alles schon recht passabel. Und klar ist schnell, dass sie der Wunsch, irgendwann gemeinsam aufzutreten, zusammenschweißt.

Yaya ist mit seiner Stimme der Punkt, um den sich die anderen Musiker derzeit drehen. Seine Stimme ist kräftig, klar und man hört deutlich, dass er Übung hat. Das erste Stück, welches das Ensemble derzeit probt, ist unverkennbar Reggae, Yayas Metier. Er singt in dem Lied von einem Weg, der zu jemandem führen soll. Im Proberaum ist der Weg indes noch etwas steinig.

Wickertsheimer greift hier und da ein. Er erklärt Yazan, wo das "A" auf dem Bass zu finden ist. Sharif-Khan steht neben Salar an den Keyboards. Er greift in die Tasten und zeigt, wie er die Anschläge machen würde. Bekanntlich ist aller Anfang schwer. Dafür üben sie mit Geduld und der notwendigen Ausdauer immer wieder die eine Strophe.

"Musik geht in und durch den Körper, Musik ist eine universelle und leicht zu kommunizierende Sprache und bringt Menschen allerorts näher zusammen. Denn Musik verbindet Menschen." Das steht auf der Webseite des Jugend-Musik-Werks. Angesprochen werden sollen damit Jugendliche, denen die Proben eine Perspektive bieten sollen. Es ist denkbar einfach, diese Gedanken auch auf die etwas älteren Flüchtlinge zu übertragen.