Oberzunftmeister Johannes Ruf (links) hebt noch in Reimform Wolfgang G. Müllers Wahl zum Vize-Weltbürgermeister hervor, während der OB bereits den Rathausschlüssel in der Hand hat. Kurz danach war Müller entmachtet, während Gemeinderätin Marlies Llombart (Mitte) gute Miene zum "bösen" Spiel machte. Foto: Schabel

Fasent: Narrenzünfte entmachten den Rathauschef / "Zottli" kommt aus seinem Verlies

Die Narren haben seit gestern Abend in Lahr das Sagen. Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller hielt erst eine humorige Rede und rückte dann den Rathausschlüssel heraus.

Lahr. Gegen 18.10 Uhr zogen die Mitgliedszünfte der IG Lahrer Narren lautstark in die Innenstadt ein, vorneweg die Feuerwehr-Musikkapelle mit klingendem Spiel. Es ging zum Storchenturm, wo der "Zottli" aus dem "Grusilloch" befreit wurde – dem Storchenturm. Aus der Turmtür trat dann aber nicht nur ein einzelner Grusilhochzottli, Symbolfigur der Lahrer Fasent, sondern eine ganze ausgelassene Hästrägerschar.

Danach bewegten sich die Narren zum Rathausplatz, begleitet von etwa 300 Zuschauern, die sich das Aufstellen des Narrenbaums nicht entgehen lassen wollten. Eine Aufgabe, die die Narro-Gruppe um Marcel Ruf souverän im Griff hatte. Jetzt richteten sich die Blicke zur Bühne vor dem Rathaus II, auf der erst eine Hexe einen wilden Tanz vollführte, wobei sie bei der Gelegenheit mit ihrem Besen gleich noch den Bühnenboden fegte. Damit war alles bereitet für Müllers Auftritt, der von Bürgermeister Tilman Petters begleitet wurde. Die beiden trugen eine Art mittelalterliches Nachtwächter-Outfit, während Gemeinderätin Marlies Llombart, ihre weibliche Unterstützung, sich eine pink-schwarze Federboa um den Hals geschwungen hatte.

Erneut mussten Müller und Petters auf die Unterstützung von Bürgermeister Guido Schöneboom verzichten, als es darum ging, sich der Narren zu erwehren. Dafür bekam Schöneboom vom Oberbürgermeister sein Fett weg: "Da nahm er Reißaus voller Angst, ganz entsetzt. Der Guido, wahrscheinlich rennt er noch jetzt."

Müller und Petters erschienen als Wärter der Tonofenfabrik und machten sich einen Reim darauf, was das künftige Stadtmuseum wohl so alles zeigen werde: "Der reiche Irre vom Weißen Haus gibt enorm viele Dollars aus. Spendiert uns, glaubt er sei ein Schlauer, Richtung Seelbach ’ne unüberwindbare Mauer. Auch Erdogan zeigt seine großzügige Seele. Schenkt tausend Blanko-Haftbefehle. Aus London kommt wohl, so ein erstes Fazit, der Fahrplan für einen harten Lahrxit. Um auch Lahr vom Brüsseler Joch zu befreien, weil die zu uns ebenfalls immer böse seien."

Dazu Petters: "Und bei alledem schwebt engelsgleich unser Vize-World-Mayor über sein Reich."

Müllers zweiter Platz bei der Wahl des Welt-Bürgermeisters 2016 war eine Vorlage, die sich natürlich auch Johannes Ruf nicht entgehen ließ. Der Oberzunftmeister schenkte dem OB eine Schärpe, wie sie sonst siegreichen Rennpferden umgehängt wird. Die Aufschrift darauf erinnerte an Müllers Coup bei der Wahl. Ein Geschenk, mit dem Ruf den Geschmack des Lahrer OB voll getroffen hatte, jedenfalls nahm Müller die Schärpe erfreut entgegen. Im Übrigen hob der Oberzunftmeister hervor, dass der Storchenturm nun fertig saniert ist, sodass der "Zottli" dort nun wieder hausen kann. Bis er aber am Dienstag wieder in sein Verlies gesperrt wird, ist erstmal Fasent angesagt.

Müller übergab den Narren den Schüssel und erklärte die Party für eröffnet: "In diesem Sinne, wir laden euch ein. Zu einem Gläschen billigstem Wein. Alten Brezeln, noch aus Kanadierzeiten. Damit wir nicht wieder unser Budget überschreiten."

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