Der Deutsch-Russische Chor trug bei dem Konzert im Saal des Gemeindehauses an der Martinskirche Lieder von Sergej Jessenin vor. Im Hintergrund war ein Porträtfoto des bekannten russischen Dichters zu sehen. Foto: Haid

Abend ist russischem Dichter Sergej Jessenin gewidmet

Lahr. Den russischen Dichter Sergej Jessenin hat der Verein "Bürger Aktiv Lahr" in Kooperation mit dem Deutsch-Russischen Chor, dem Singkreis "Freundschaft" und dem Chor "Heimatstimme" in den Mittelpunkt eines musikalisch-literarischen Abends gestellt.

Jessenin gehört bis heute zu den populärsten und bedeutendsten Dichtern der russischen Moderne. Er wurde 1895 geboren und starb vermutlich durch Selbstmord 1925. In den Jahren nach seinem Tod waren die Werke des Dichters in seinem Heimatland zeitweise verboten, da sie in ihrer Aussagen nicht in das Konzept des Systems passten. Nach der Stalin-Ära wurde Jessenin für die Jugend dann ein Held, der ihr Denken und Fühlen nachhaltig prägte, berichtete Nina Beck, die den Abend moderierte.

Jessenin liebte die Frauen, heiratete gleich vier Mal. Er lebte ausschweifend, verfiel dem Alkohol und war depressiv. Mit nicht mal 30 Jahren nahm er sich das Leben, auch wenn das umstrittene Gerücht grassiert, dass ihn der sowjetische Geheimdienst umgebracht haben soll. Angeblich hätten die Bolschewiken befürchtet, dass der junge Dichter beginnen könnte, die neue Regierung anzuprangern. Viele Gedichte Jessenins wurden vertont und ins Deutsche übersetzt. Teils auch erst kürzlich für den Abend von der Mahlbergerin Maria Borger.

Der junge Dichter schrieb etwa ein Gedicht an seine Mutter, die sich Sorgen um ihren Sohn machte. In seinen Werken verarbeitete er die Liebe, die für ihn so vergänglich war. Letztlich war er aber der "Poet des Dorfes", erzählte Beck am Samstagabend. Jessenin habe förmlich mit Worten jongliert und mit der Sprache Bilder gemalt.

Die Gedichte und Lieder wurden jeweils in russischer Sprache mit deutscher Übersetzung vorgetragen. Dazu erzählte Beck die Lebensgeschichte des Dichters. Es sangen der Chor "Heimatstimme" der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, der Singkreis "Freundschaft" und der Deutsch-Russische Chor. Valentin Maier, Lilia Kerbs, Hilda Beck und Ottilia Sackmann trugen die Gedichte vor. Anton Bittel, Irina Kusnezowa, Nelli und Katharina Grünke, Ella Gleim, Ottilia Sackmann und Alina Nosowa sangen in unterschiedlichen Besetzungen Lieder voller Wehmut. Viele dieser Lieder sind bekannt, das Publikum im voll besetzten Saal des Gemeindehauses an der Martinskirche sang teils auswendig mit. Der Abend war Teil der Interkulturellen Tage in Lahr.