Mitte Juli muss Matteo Piaggesi aus Lahr in Berlin zeigen, was er drauf hat. Foto: Klaus

27-Jähriger setzte sich beim Halbfinale im italienischen Rimini gegen Konkurrenz durch

Im Finale der Gelato World Tour treten vom 7. bis zum 9. Juli die besten Eismacher des Landes in Berlin gegeneinander an. Mit dabei beim Kampf um Ruhm und Ehre ist auch ein Kandidat aus Lahr.

Lahr. In der Küche des Eiscafés "Crema Caffe & Gelato" ist Matteo Piaggesi zu Hause. Hier kennt der 27-Jährige jede Schublade und jede Schüssel. Seit drei Jahren arbeitet der gebürtige Italiener inzwischen schon in der Lahrer Eisdiele an der Marktstraße – da sitzt jeder Handgriff.

In wenigen Wochen allerdings verliert Piaggesi seinen Heimvorteil. Dann nämlich tritt der talentierte Eismann am Potsdamer Platz in Berlin beim deutschen Finale der sogenannten Gelato World Tour um den Titel des besten jungen Eisherstellers des Landes an.

"Es gibt Ricottaeis mit Birnensoße und salzigen Pekannüssen aus den USA", verrät der Lahrer Eismann schon einmal vorab, mit welcher Kreation er beim finalen Wettkampf vom 7. bis zum 9. Juni die Gaumen der Juroren in der Bundeshauptstadt überzeugen will.

"Delizia di Campagna", nennt der Italiener diese eigens für den Wettbewerb kreierte Eissorte, mit der er bereits im Januar beim Halbfinale im italienischen Rimini begeisterte und sich so für das Finale in Berlin qualifizierte. Am 22. Januar sei das gewesen, erinnert sich der junge Eismann. "Mein Geburtstag".

Seit drei Jahren lebt und arbeitet Piaggesi in Lahr. Er kommt aus einem Städtchen an der italienischen Adriaküste mit lediglich rund 15 000 Seelen und glechzeitig stolzen vier Eisdielen. Ein Freund, der bereits seit einiger Zeit im Eiscafé "Crema Caffe & Gelato" beschäftigt ist, hatte ihn seinerzeit überredet, sein Glück im Schwarzwald zu versuchen.

Großer Überredungskünste bedurfte es dabei allerdings nicht, denn die weltweite Finanzkrise hat auch in Italien ihre Spuren deutlich hinterlassen: "In meiner Heimat ist es wirklich schwer, eine Anstellung zu finden", sagt der heutige Eismann, der ein klassischer Quereinsteiger in der Eisbranche ist. "Zu Hause habe ich in einer Bäckerei und in einer Pizzeria gearbeitet, zwei Jahre auch auf dem Flughafen. Aber mit Eis hatte ich vorher überhaupt nichts am Hut." Seine Leidenschaft und sein Talent für die Herstellung von Eis kamen dann aber um so heftiger zum Vorschein: "Wir haben bei uns 38 Eissorten im Angebot. Da gibt es immer Möglichkeiten, mich auszutoben."

Erst später Beginn der Eismacher-Karriere

So gut stellte sich der junge Eismann offenbar an, dass sein Chef ihm eines Tages den Tipp gab, es auf der Gelato Tour zu versuchen: "Das war eine super Idee. Nicht nur, weil ich mich für das Finale qualifiziert habe, sondern auch, weil ich mir da von meinen erfahrenen Kollegen viel abschauen konnte."

Ende Juni kommen Matteo Piaggesis Eltern zu Besuch. Sowohl privat, als auch geschäftlich. Gewissermaßen. Denn in ihrem Gepäck haben sie die Zutaten, die der Eiskreation ihres Sprösslings zum Sieg verhelfen soll: "Ricotta und Pekannüsse sind hier einfach schwer zu finden." Wenige Tage werden die Piaggesis zusammen im Schwarzwald verbringen. Dann geht es zu einer Hochzeit nach Mailand und schließlich direkt mit dem Flieger nach Berlin.

"Ich bin schon ein bisschen nervös", gesteht Eismann Piaggesi. "Auch weil ich nicht weiß, was mich am Potsdamer Platz erwartet. Aber ich werde mein Bestes geben und hoffe einfach, dass das reicht."

INFO

Die World Tour

Ende Januar fand im italienischen Rimini die "Gelato World Tour German Challenge" statt, für die sich Eismacher aus Deutschland, Österreich und Tschechien angemeldet hatten. Insgesamt 68 Eiskonditoren traten gegeneinander an und am Ende wurden die neun Gewinnersorten sowie ihre Hersteller geehrt. Diese werden mit sieben weiteren Eismachern in Berlin im Finale um den Sieg kämpfen. Die Bewertung erfolgt nach den Kriterien Geschmack, Technik und Präsentation. Die Gelato World Tour hat seit 2013 bereits Etappen in zehn Städten der Welt hinter sich, darunter Tokio und Chicago.