Mezzosopranistin Anke Sieloff singt immer wieder bei Händel-Festspielen. Foto: Haberer

Bernd Ruf führt "East-West-Symphony" in der Lahrer Stadthalle auf

Orient und Okzident begegnen sich im Spannungsfeld von Klassik, Folklore und Jazz. Die erstmals im Rahmen der Lahrer Sinfoniekonzerte aufgeführte "East-West-Symphony" hat mit ihrer bemerkenswerten Klanglandschaft überrascht.

Lahr. Das alle zwei Jahre in Lahr wiederkehrende Weltmusikprojekt des aus Gengenbach stammenden Grenzgängers Bernd Ruf setzte damit ein Ausrufezeichen, das auch viele seiner vorherigen Konzerte mit der Philharmonie Baden-Baden in den Schatten stellte, obwohl es in nicht einmal drei Monaten aus dem Boden gestampft wurde.

Bernd Ruf holte neue Akteure ins Boot

Eigentlich hätten am Mittwochabend die israelische Sängerin Irit Dekel und ihr Partner Elda Zitrin (Saxofon, Akkordeon, Klavier) mit dem Orchester auf der Bühne in der Lahrer Stadthalle stehen sollen. Das Paar hat sich Ende vergangenen Jahres aber heillos zerstritten. Andere hätten an dem Punkt wahrscheinlich die Segel gestrichen und das Konzert abgesagt. Ruf hat die Ärmel hochgekrempelt, frische Akteure ins Boot geholt und unter dem Motto "Händel in Arabia" einen ganz neuen Ansatz aus dem Hut gezaubert.

Mit dabei war nun Mezzosopranistin Anke Sieloff, die mit Ruf, dem "German Pops Orchestra" und dem Format "Bridges to Classic" immer wieder bei den Händel-Festspielen in Halle gastiert. Dazu kam das Ensemble "Masaa", ein junges Quartett um den libanesischen Sänger Rabih Lahoud und den aus Schwerin stammenden Trompeter Marcus Rust. Gemeinsam mit Clemens Pötzsch (Klavier) und Demian Kappenstein (Schlagzeug) haben die beiden arabische Lyrik, Folklore und zeitgenössischen Jazz zusammengeführt.

Ruf und die beiden Arrangeure Fabian Joosten und Benjamin Köthe haben das in dieser Konstellation angelegte Spannungsfeld in eine bemerkenswert homogene, immer wieder wunderbar aufblühende Klanglandschaft überführt. Georg Friedrich Händel, ein Meister festlich angelegten Klangbilder mit kargen Bläsersätzen, hat viele seiner Opern im arabischen Raum angesiedelt. Seine Ouvertüren, Arien und Rezitative standen am Mittwochabend nicht einfach als Gegenposition zu der bisher noch nie mit Orchester aufgeführten Musik des "Ensembles Masaa" im Raum.

Orientalische Rhythmen lösen Barockklänge ab

Die Akteure auf der Bühne punkteten mit fließenden Übergängen und einer Klanglandschaft, die das Publikum immer wieder neu verzauberte. Zum Einstieg spielten die Musiker die Uraufführung der Orchesterfassung einer Komposition von Rufs Sohn Ilja. Danach kam die Ouvertüre der Oper "Giulio Cesare in Egitto", die über zwei Songs von "Masaa" direkt in die Arie der Cleopatra mündete. Festliche Barocklänge, die urplötzlich von orientalischen Rhythmen abgelöst wurden und in den Klangkosmos des Jazz eintauchten, bevor sie dann wieder bei Händel landeten.

Die klassisch agierende Solistin und der lautmalerisch agierende Sänger von "Masaa" überraschten mit atmosphärischen Wechselspielen und Duetten. Der Abend in der Lahrer Stadthalle tauchte ein in eine Klangpoesie, die immer wieder neu verführte, verzauberte und umgarnte.