Angela Tacke erklärte den Kindern mit Bildern und einem Zeitstrahl das Alter des Storchenturms. Foto: Baublies

Angela Tacke vermittelt auf spannende Weise jungen Lahrern die Geschichte ihrer Stadt

Wie lernen Kinder im Vorschulalter oder in der Grundschule die Lahrer Geschichte kennen? Das Stadtmarketing hat am Donnerstag eine spezielle Führung für Kinder veranstaltet. Es kamen 15 Teilnehmer, die Hälfte davon waren Kinder.

Lahr. Ein Vater stellte vor dem Start am Bürgerbüro die Frage, ob das was für den vierjährigen Sohn sei. Um es vorneweg zu nehmen: Der Junge war bis zum Ende, eine Stunde später, dabei. Die Idee, dass etwas für Kinder eigentlich Trockenes wie Geschichte spannend dargestellt werden kann, ist also aufgegangen.

Angela Tacke fing plastisch am Storchenturm an. Sie legte eine Schnur mit Zeitangaben aus. Die Kinder bekamen Bilder und dann hieß es puzzeln. Der Urmensch stand am Anfang bei dem abstrakten Begriff 2,5 Millionen Jahre. Da es aber der Anfang der Zählung war, leuchtete das allen ein. Die ägyptischen Pyramiden gehörten zu der Zeitangabe 4000 bis 600 vor Christus. Die Null, als Symbol für die Zeitenwende, markierte der Stall von Bethlehem. Auch das verstanden alle ausnahmslos. "Das gehört zu Weihnachten", sagten zwei der jüngeren Besucher. Das Bild der Ruine der Geroldseck auch dem Schönberg kam als Nächstes an die Reihe. Tacke erklärte, dass es neben dem Altertum die Epoche Mittelalter geben würde. Das sei die Zeit, in der die Stadt Lahr entstanden war. Ein Rundgang im Turm folgte, der Name Storchenturm war den größeren der Kinder bereits geläufig. Tacke zeigte an das Graffiti am Eingang, das ein Wächter angebracht hatte. "Hier saßen später Spitzbuben ein." Für die Kinder aber war der Aufstieg bis unter den Dachstuhl ein eigenes Abenteuer. Von oben waren dann Rufe aus den Fenstern zu vernehmen. Der Blick war für die Kinder sicher ungewöhnlich.

Die nächste Station war die Stadtmauer bei der Sparkasse. Tacke erklärte, warum es nach der Burg eine Ansiedlung gegeben hatte. "Die Mauer bot Sicherheit." Das leuchtete allen ein, vor allem als die Kinder einen Blick hinter die Mauer in den Graben auf das mittelalterliche Niveau werfen konnten. Die Mauer war tatsächlich ziemlich hoch und massiv.

Über Freiheit und Gerechtigkeit

Dass es in der Mauer neben der Sicherheit auch die wieder abstrakten Begriffe Freiheit und Gerechtigkeit gegeben habe, erklärte Tacke zunächst mit dem Gegenteil. "Die Bauern außerhalb der Stadt waren nicht in Sicherheit." Es habe da keine Mauer gegeben. Da die Bauern den Herren dienen mussten, sei es auch um deren Freiheit schlecht bestellt gewesen. Die Entwicklung der Stadt zeigen die dunklen Quader, die von der ersten Mauer in Richtung Treffpunkt Stadtmühle führen. Dort ist heute erkennbar, dass es irgendwann eine zweite Mauer gab. Die Menschen, die innerhalb der Mauer leben wollten, wurden immer mehr. Also hatte es sogar noch eine dritte Mauer gegeben.

An der dritten und letzten Station der Führung, dem Alten Rathaus, erklärte Angela Tacke dann auch, was Gerechtigkeit bedeuten würde. Der Name Urteilsplatz komme daher, weil hier "die Spitzbuben ihre gerechte Strafe bekommen" hätten, erläuterte die Stadtführerin.