Abriss auf dem Bahnhofsplatz
Von Stefan Maier
Viele Jahre war er für die Menschen, die in Lahr aus dem Zug gestiegen sind, ein vertrautes Bild, jetzt ist er verschwunden: Bei den Umbauarbeiten auf dem Bahnhofsvorplatz ist der Brunnen abgerissen worden. Einen Ersatz wird es nicht geben.
Lahr. Dass der Brunnen für viele fast schon ein Lahrer Wahrzeichen gewesen ist, zeigen die sozialen Netzwerke. Mitglieder der Facebook-Gruppe "Du bist aus Lahr, wenn ..." diskutieren eifrig über den Brunnen: "Immerhin ist er ein Wahrzeichen von Lahr über viele Jahrzehnte gewesen, hat er doch alle mit dem Zug ankommenden Besucher und Einheimische begrüßt und mit seinem sommerlichen Wasserspiel erfreut", kann man da unter anderem lesen. "Ich werde diesen Brunnen immer mit Lahr verbinden", schreibt ein anderes Gruppenmitglied. "Schade, man hätte die Lahrer Bevölkerung per Umfrage konsultieren sollen", "er hat für mich auch zum Bahnhof gehört", "wie traurig, dieser Brunnen war ein Teil von Lahr", das sind weitere Beiträge. "Ich kann diesem ›Früher-war alles schöner‹-Gejammer nichts abgewinnen", meint ein anderer Diskussionsteilnehmer, den der Brunnen und das "ganze Drumherum stark an die DDR-Plattenbausiedlungen" erinnert.
Neue Anlage von vornherein nicht geplant
Unsere Zeitung hat bei der Stadtverwaltung nachgefragt: Warum ist der Brunnen verschwunden? Die Verwaltung verweist in ihrer Antwort darauf, dass Mitte Oktober 2015 die Planungen zum Bahnhofsvorplatz dem Gemeinderat in öffentlicher Sitzung vorgestellt wurden. Der Gemeinderat habe diese Entwurfsplanung für die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes einstimmig beschlossen. In dieser Planung sei keine Brunnenanlage mehr enthalten. Die Gründe dafür laut Stadtverwaltung: Der Brunnen "hatte von Zustand und Erscheinungsbild nichts mehr mit dem ursprünglichen Brunnen aus den 1960er-Jahren zu tun". Es sei nur noch ein Teil der ursprünglichen Fontänenschalen vorhanden gewesen, und auch bei diesen habe es sich um "grobe Nachbildungen" gehandelt. "Das Brunnenbecken war undicht, die Umwälzanlage ungeeignet", so die Verwaltung. Weil die Fahrtrassen des Bahnhofsvorplatzes nach der Umgestaltung den bisherigen Standort kreuzen, sei klar gewesen, dass der Brunnen abgebrochen werden müsse.
"Im Vorfeld der Planungen gab es keine Vorgaben, dass eine neue Brunnenanlage vorzusehen sei. Der Fokus lag auf der Verbesserung der Angebote für den ÖPNV und auf der Parkplatzsituation. Die neue räumliche Gliederung hat keinen sinnvollen Platz für einen neuen Brunnen ergeben", so die Stadtverwaltung weiter. Ein neuer Brunnen sei auch aus Gründen der Bau- und Unterhaltungskosten vermieden worden, da das Budget für den Bahnhofsvorplatz dies nicht hergegeben hätte.
Die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes, die Mitte Mai begonnen hat, kostet insgesamt 2,1 Millionen Euro. Im Vorgriff auf die Landesgartenschau 2018 baut die Stadt Lahr einen Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) mit sechs Haltestellen direkt vor dem Lahrer Bahnhofsgebäude. Der Belleviller Platz wird zu einem reinen Auto-Parkplatz umgestaltet. Die Straßen Bahnhofplatz, Vogesenstraße und Schwarzwaldstraße werden durch einen Mini-Kreisverkehr miteinander verknüpft. Im Herbst kommenden Jahres soll der Umbau fertig sein.
