Beim Stiftsschaffneigebäude verlegte Gunter Demnig einen Stolperstein für die Ärztin Selma Wertheimer. Foto: Baublies

Mahnmale von Gunter Demnig erinnern an die Familie Maier und an Selma Wertheimer

Von Endrik Baublies

Lahr. Vier neue Stolpersteine in Lahr erinnern an das Schicksal der jüdischen Familie Maier und der Ärztin Selma Wertheimer. Gunter Demnig verlegte drei der Steine am Eingang des heutigen Tabakhauses in der oberen Marktstraße und einen vor dem Eingang zum Stiftsschaffneigebäude.

Doris Gerteis, die Organisatorin der Aktion in Lahr, und Juliana Bauer, die Stadtführungen zum jüdischen Leben in der Stadt macht, erinnerten zuerst in der Marktstraße 15 an das Schicksal der Familie Maier. Berthold Maier, der aus Hilsbach bei Sinzheim stammte, eröffnete dort sein Schuhgeschäft im Jahre 1902. Der Laden dürfte älteren Einwohnern noch unter dem Namen "Schlappen Maier" bekannt sein. 1910 heiratete er Charlotte Dreyfuß.

Im Jahre 1929 schloss er das Geschäft, wahrscheinlich aufgrund der Weltwirtschaftskrise, wie Gerteis und Bauer vermuteten. Die Ächtung begann mit der Machtübernahme durch die Nazis. 1937 musste er sein Gewerbe als Textilvertreter aufgeben. Mit der Reichspogromnacht im November 1938 wurde Berthold Maier, wie alle männlichen Juden aus Baden, aus der Pfalz und dem Saarland, in Dachau das erste Mal eingesperrt. 1940 erfolgte die Deportation nach Gurs. Am 10. August 1942 ist das Ehepaar in Auschwitz ermordet worden.

Der dritte Stolperstein in der Marktstraße erinnert an den Sohn Otto Maier, geboren 1915. Er emigrierte 1935 nach Palästina und kämpfte auf der Seite der Alliierten gegen die Nazis. Er wurde 1944 in Italien verwundet. 1948 fiel Otto Maier im israelischen Unabhängigkeitskrieg. Bei den Lahrer Stolpersteinen fehlt das Gedenken an den älteren Sohn, Walter Maier. Er verließ Lahr 1932 zum Studium in Heidelberg. Da die Lahrer Stolpersteine an Verfolgte und Opfer der Jahre 1933 bis 1945 erinnern sollen, gehört sein Stolperstein nicht hierher.

Im Gebäude Friedrichstraße 7, dem heutigen Stiftsschaffneigebäude, hatte die Ärztin Selma Wertheimer ab dem Jahr 1931 ihre Praxis. Hier verlegte Demnig den vierten Stolperstein (wir haben darüber bereits berichtet). Damit gibt es in Lahr inzwischen 52 Stolpersteine an 25 Orten. Thorsten Mietzner, Stadthistoriker und Vorsitzender des der Sektion "Geroldsecker Land" des Historischen Vereins Mittelbaden, erinnerte daran, dass die Stolpersteine nicht als Gedenksteine gedacht seien. "Sie erinnern an konkrete Menschen, denen Unrecht angetan wurde." Es gehe dabei um Unrecht, dass nicht wieder gut gemacht werden könne. Der Historiker nannte diese Art der Erinnerung einen "Stachel in der Gesellschaft". Damit spannte Mietzner den Bogen von der braunen Diktatur zur Gegenwart. Es gelte, jeder Form des Rechtsextremismus oder einem menschenverachtenden Populismus klar entgegenzutreten.