Sozialarbeiterin Martha Hildersperger (links) erklärt ihrer Praktikantin Jennifer Bender, was im Führerscheinseminar mit den Teilnehmern alles erarbeitet wird. Foto: Goltz

Suchtberatung bereiten "sündige" Fahrer auf die medizinisch-psychologische Untersuchung vor

Wer unter Alkoholeinfluss im Straßenverkehr fährt, bekommt nicht nur den Führerschein entzogen, er muss sich auch beim "Idiotentest" beweisen. Sozialarbeiterin Martha Hildersperger hilft Betroffenen, sich auf die schwierige Prüfung vorzubereiten.

Lahr. Alkohol und Straßenverkehr: jeder weiß, dass dies nicht zusammenpasst und dennoch werden bei Polizeikontrollen oder Unfällen immer wieder Verkehrsteilnehmer mit Alkohol im Blut erwischt. Liegt der Promillewert deutlich über der erlaubten 0,5-Grenze – 1,1 Promille und mehr – ist nicht nur der Führerschein weg, auch das Landratsamt schaltet sich ein und fordert den Betroffenen dazu auf, sich der Medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) zu unterziehen.

"Viele wissen nicht, dass die MPU keine Strafe, sondern vielmehr eine Form der Überprüfung ist. Die Führerscheinbehörde will mit der Untersuchung sicher gehen, dass der Verkehrsteilnehmer Verantwortung hinter dem Steuer übernehmen kann", erklärt Martha Hildersperger, Seminarleiterin der Suchtberatung Lahr.

Die MPU sei anspruchsvoll und trage zu Unrecht im Volksmund den Namen "Idiotentest". Vier Teile seien zu meistern: die medizinische Untersuchung (vom Hautbild bis hin zu den Leberwerten), ein Fragebogen (rund um die Thematik Führerschein und Alkohol), ein Reiz-Reaktionstest und ein einstündiges Gespräch mit einem Psychologen. "Alle Teile werden ausgewertet, wobei sich am Ende keine Widersprüche ergeben dürfen, sonst hat der Prüfling nicht bestanden", sagt Hildersperger. Negativergebnisse gebe es oft, da viele glauben, sie müssten sich darauf nicht vorbereiten. "Damit fehlt ihnen jedoch das nötige Wissen zur Selbstreflexion." Betroffene würden das Ereignis oft herunterspielen, es sei weder viel Alkohol gewesen, noch hätte es eine Gefahr gegeben. "Genau das ist der falsche Ansatz. Wer mit 2,3 Promille Auto fährt, muss diese Droge häufiger konsumieren – er könnte sonst nicht einmal mehr gerade laufen", so die Sozialarbeiterin. Ihr ist es wichtig, dass sich die Seminarteilnehmer in den fünf Sitzungen besser kennen und verstehen lernen. "Es liegt immer eine Geschichte hinter einem Führerscheinentzug. Sei es eine Trennung, sei es ein Todesfall oder eine Arbeitsüberlastung."

In den Seminaren lernen die Teilnehmer in Einzel- und Gruppengesprächen sich und ihr Handeln selbstkritisch zu hinterfragen. "Hier wird keiner verurteilt. Wir sind dazu da, gemeinsam die Frage nach dem ›warum‹ zu lösen", sagt die Leiterin. Neben den referierten Themen wie Straßenverkehrsrecht, Gesundheit oder auch die Motivation zum Drogenkonsum, stellt Hildersperger genug Zeit zum gemeinsamen Austausch zur Verfügung. "Das ist in der ersten Sitzung noch etwas träge, in der zweiten wird schon offen über die Ereignisse geredet."

Offenheit, Einsicht und eine realistische Betrachtung des Vorfalls sind das, was die Teilnehmer auch für die MPU benötigen, um diese erfolgreich zu bestehen. "Die Prüfung zu absolvieren ist das eine, die Seminarteilnehmer lernen dabei aber auch, mit sich selbst besser umzugehen." So komme es oft vor, dass ein Betroffener nach dem Seminar sagt: "Das hat mir die Augen geöffnet." Eine Zielgruppe gebe es bei der MPU nicht, es würden junge, genauso wie ältere Menschen betroffen sein, es kämen einsame Handwerker ebenso wie überlastete Beamten. Häufiger seien es jedoch Männer.

Neben den Prüfungskosten (500 Euro) und den Seminarkosten (320 Euro in der Suchtberatung Lahr) kommen sechs Urinkontrollen im Wert von 600 Euro hinzu. Das sind insgesamt rund 1500 Euro, "bei einigen Leuten muss es eben auch finanziell weh tun, damit der Funke überspringt", sagt Hildersperger.

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Das Führerscheinseminar der Suchtberatung Lahr umfasst fünf Abende. Das nächste Vorbereitungsseminar findet zu folgenden Terminen statt: Donnerstag, 29. Juni, Donnerstag, 6. Juli, Donnerstag 13. Juli, Donnerstag, 20. Juli, Donnerstag 27. Juli, jeweils von 17.30 Uhr bis 19.30 Uhr. Ein persönliches Vorgespräch zu Beginn und ein Auswertungsgespräch am Ende ist Teil des Seminars. Weitere Infos unter www.suchtberatung-lahr.de oder Telefon 07821/26 65 0.