Karin Rendler, Tina Krause und Carolin Christ (von links) sind freie Hebammen in Lahr. Foto: Goltz Foto: Lahrer Zeitung

Drei freiberufliche Hebammen stellen ihre Arbeit vor

Für die meisten Frauen ist das Krankenhaus der Ort, an dem ihre Schützlinge entbunden werden. Viele wissen nicht, dass das Kind auch in heimischen Räumen das Licht der Welt erblicken könnte. Drei Hebammen aus Lahr berichten über ihre Erfahrungen.

Lahr/Friesenheim. "Ich war 21 Jahre alt, als ich mein erstes Kind zur Welt brachte – es war eine Hausgeburt", erzählt Karin Rendler, die sich mit diesem Erlebnis für eine Ausbildung zur Hebamme entschied. Die Schulbank drückte sie drei Jahre lang. "Es war eine harte Zeit. Aber es hat sich gelohnt. Ich habe nicht nur meinen Beruf, sondern auch meine Berufung gefunden", sagt Rendler. Nach ihrer Ausbildung habe sie in Krankenhäusern in Gengenbach, Ettenheim und Herbolzheim gearbeitet. 2000 beschloss Rendler, sich selbstständig zu machen. "Der akute Hebammenmangel kommt durchgehend zum Vorschein – nicht selten arbeite ich 14 Stunden am Tag, fahre von einem Hausbesuch zum nächsten und stelle abends fest, dass ich nicht einmal eine Mittagspause hatte", berichtet die Hebamme. Weitere Steine auf ihrem beruflichen Weg seien die mangelhafte Bezahlung, die steigende Haftpflichtversicherung für Hebammen und "viele Vorgaben, die man fast nicht einhalten kann". Auch Tina Krause und Carolin Christ haben sich für diesen steinigen Weg entschieden. "Es ist wunderschön, die Frauen – und natürlich auch die Männer – auf das Leben mit Kind vorzubereiten und ihnen vor, während und nach der Geburt helfen zu können", sagt Christ.

Im Gegensatz zu den sterilen Räumen in den Krankenhäusern hätten die Eltern bei einer Hausgeburt die Möglichkeit, Vertrautheit zu genießen.

Einige angehende Mütter haben Angst vor der Geburt

"Wir gehen auf die Frauen individuell ein. Es ist jedes Mal eine neue Geschichte, denn keine Geburt ist wie die andere", sagt Krause. "Eine Geburt ist etwas so Intimes. Dieses Erlebnis sollte in einer vertrauten Umgebung geschehen – die Zeugung des Kindes tut dies ja auch", ergänzt Rendler.

Mit den neuen Medien habe sich das Verhalten der Schwangeren verändert. Sie seien viel unsicherer und hätten große Ängste. "Da hört die Frau beim Frauenarzt, dass das Kind einen großen Kopf hat, recherchiert zu Hause über das Internet nach und bekommt die größten Horrorszenarien vorgesetzt", sagt Rendler. "Die Frau von heute wird sehr schnell eingeschüchtert und hat daraufhin kein Vertrauen mehr in sich", fügt Krause hinzu. Den medialen Einschüchterungen wollen die Hebammen mit ihrer Betreuung entgegenwirken. "Leider wissen viele Frauen nicht, dass sie in ihrer Schwangerschaft ein Recht auf die Hebammenbetreuung haben. Und dafür brauchen sie kein Rezept", erklärt Christ.

Die Art der Hilfe sei dabei uneingeschränkt: "Ganz egal welche Form von Beschwerden – körperlich oder seelisch – wir stehen den Frauen, den Männern, der ganzen Familie bei", sagt Rendler. "Es werden auch soziale Themen, wie Eifersucht der Geschwister, behandelt. Was bei einer ausschließlich medizinischen Betreuung meist zu kurz kommt", sagt Christ. Trotz der Differenzen zwischen den Ärzten und den selbstständigen Hebammen, würde man Hand in Hand und keinesfalls gegeneinander arbeiten. "Es ist anders, aber keines von beiden ist falsch", sagt Krause.

Mit den Hausbesuchen bei ihren Patientinnen würden die freien Hebammen eine innige Beziehung aufbauen. "Eine der größten Herausforderung in unserem Beruf ist die Aufgabe sich als Geschäftsfrau zu sehen. Man sollte trotz aller Intimität eine gewisse Distanz zu den Frauen bewahren", antwortet Rendler auf die Frage, ob das ›Loslassen‹ nach der Betreuung sehr schwer falle. "Anfangs ist es sehr schwer. Mit der Zeit wird es aber leichter – wie in anderen Berufen muss man auch als Hebamme erst Erfahrungen sammeln", sagt Krause. "Meist ist es auch so, dass die Eltern sich von alleine abkapseln und selbstständiger sein wollen – und das ist auch gut so", ergänzt Christ.

INFO

Vorbereitung auf die Geburt

»Mit einer Schwangerschaftsbetreuung sollte so früh wie möglich begonnen werden«, rät Tina Krause, freie Hebamme aus Lahr. Neben den Geburtsvorbereitungskursen werden von den Hebammen auch persönliche Beratungen, Vorsorgeuntersuchungen und auch Yogakurse angeboten. »Teilweise werden die Kurse von den Krankenkassen übernommen«, so Krause. Nach
der Geburt bieten Hebammen unter anderem Wochenbettbetreuungen und Stillberatungen an. Nähere Informationen gibt es unter www.hebammen-bw.de.