Im "Goldenen Winkel" entstehen moderne Wohnungen. Doch wer kann sie sich überhaupt leisten? Foto: Alexander Foto: Lahrer Zeitung

Stadtverwaltung kündigt runden Tisch an / Schöneboom: "Gibt keine eklatante Not in Lahr"

Von Mark Alexander

Lahr. Beim Stichwort Wohnungsnot scheiden sich die Geister. Stadtrat Lukas Oßwald (Linke Liste) fordert mehr preisgünstigen Wohnraum in Lahr. Auch die Stadtverwaltung sieht Handlungsbedarf – hält Oßwalds Anfrage aber für überzogen.

Die Nachfrage nach günstigen Wohnungen ist groß. Das hat Markus Schwamm, Geschäftsführer der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft, kürzlich verdeutlicht. Für 1300 Wohnungen, die von der Tochtergesellschaft der Stadt angeboten werden, stehen rund 1500 Mietinteressenten in der Warteschleife. Für Lukas Oßwald ist klar: "Von diesen 1500 Bürgern mit ihren Angehörigen werden die allermeisten leer ausgehen." Daher haben er und Linken-Stadträtin Sonja Rehm vor drei Wochen an die Stadtverwaltung geschrieben und nach Lösungen gefragt.

"Nicht jeder, der sucht, ist auch in Wohnungsnot", sagt Bürgermeister Guido Schöneboom auf Nachfrage unserer Zeitung. "Das sollte man nicht pauschalisieren." Unter den 1500 Anfragen seien zum Beispiel auch junge Erwachsene, die eine eigene Wohnung suchen. Oder Eltern, deren Kinder ausgezogen sind, und denen nun eine kleinere Wohnung ausreicht. Auch eine Trennung könne ein Grund sein. Die Anfragen kämen längst nicht nur aus Lahr, sondern auch aus den neuen Bundesländern, aus verschiedenen EU-Staaten oder aus Osteuropa. "Es gibt Bedarf bei kleineren Ein- und Zweizimmerwohnungen von Einkommensschwachen. Das spüren wir auch", bestätigt Schöneboom. Er sagt aber auch: "Eine eklatante Wohnungsnot gibt es in Lahr nicht."

Markus Schwamm sieht das genauso: "Das ist überzeichnet." Er plädiert für eine "differenzierte Betrachtung". Die Klientel, die Oßwald anspreche, schätzt er auf "maximal ein Drittel" der 1500 Suchenden. Der Nachfrage werde man aber nie vollständig gerecht werden können. Die Quadratmeterpreise in Einrichtungen der Wohnbau lägen zwischen 2,31 und acht Euro. "Der Durchschnittsmietsatz liegt bei 5,44 Euro. Wenn man die Neubauten nicht mitzählt, sind es 5,13 Euro." Das sei vertretbar. "Wir können nicht einfach 100 neue Wohnungen aus dem Boden stampfen."

"Wir wenden uns den Problemen zu", sagt der Sozialbürgermeister. So habe man schon mehrere Wohnungen beschlagnahmt, wenn Leute vom Auszug bedroht seien. Dass aber noch mehr getan werden muss, sieht Schöneboom ein. Allein schon durch den demografischen Wandel werde der Bedarf an günstigem Wohnraum weiter steigen. Daher plant die Stadtverwaltung einen runden Tisch. Neben der Wohnbau sollen weitere Anbieter von Wohnraum einbezogen werden. "Wir können das nicht allein schultern." Ende des Jahres könnte feststehen, welche politischen Schritte infrage kommen.

"Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung", sagt Stadtrat Oßwald. "Aber die betroffenen Bürger müssen bei der Suche nach Lösungen mit ins Boot." Er plädiert dafür, das Thema bei einer Bürgerumfrage zu berücksichtigen. Oßwalds Fazit: "Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum führt bei sehr vielen Menschen in Lahr zu einem Wohnungsnotstand. Das ist unstrittig." Mit Projekten wie dem "Goldenen Winkel" könne man diesem Problem nicht begegnen.