Zufriedene Gesichter gab es beim Heringsessen der SPD in Ringsheim. Der Bundestagsabgeordnete Johannes Fechner (Zweiter von links) sprach von einem Höhenflug seiner Partei. Foto: Haberer Foto: Lahrer Zeitung

Heringsessen: Umfragehoch bestimmt den politischen Aschermittwoch der SPD-Kreisgruppe Süd

Das Umfragehoch der eigenen Partei hat am Mittwochabend das Heringsessen der SPD in der südlichen Ortenau geprägt. Bundestagskandidat Johannes Fechner sprach von einem Höhenflug, der die Genossen in einen Rauschzustand versetze.

Lahr/Ringsheim. Die Nominierung von Martin Schulz als Kanzlerkandidat hatte Roland Hirsch, Organisator des vor vier Jahrzehnten aus der Taufe gehobenen Heringsessens in Ringsheim, in seiner Begrüßung als "Husarenstück" von Parteichef Sigmar Gabriel bezeichnet. Schulz gebe klare politische Ziele vor, trete ein für mehr soziale Gerechtigkeit und ein starkes Europa. Bei der Union reiche es gerade einmal für ein "gestammeltes" Bekenntnis zur Einheit der beiden Schwesterparteien. "Das riecht schwer nach Zwangsehe", so Fechner.

Das eigene Umfragehoch prägte die Stimmung unter den knapp 70 Genossen im Gasthaus Hirschen in Ringsheim. Der frühere Bundestagsabgeordnete Peter Dreßen und Dietrich Elchlepp, der erst dem Bundestag und dann dem Europaparlament angehörte, zeigten "klare Kante" gegen die autokratischen Tendenzen in Europa und den USA, das Erstarken der Rechtspopulisten. Es könne einem schon angst werden, wenn man Männern wie Donald Trump und Recep Erdogan zuhöre und die Entwicklung in Polen und Ungarn, der Tschechei und Slowakei betrachte. Dreßen verwies auf die Umfragen in Frankreich und den Niederlanden. Elchlepp sprach von einem Doppelwahlkampf, in dem es einerseits um die eigene Machtoption gehe, vor allem aber darum, die AfD möglichst klein zu halten. "Diese Partei ist keine Alternative, sondern eine Schande für Deutschland", betonte Elchlepp. Die Erinnerung sei wichtig, um sich für die Zukunft richtig zu positionieren.

Der Zusammenhalt Europas sei ein zentrales Bollwerk gegen Ausgrenzung, Hass und Nationalismus. Im bevorstehenden Wahlkampf sei es deshalb wichtig, auf die Menschen zuzugehen und mit ihnen zu reden. Bürgermeister Hartwig Bußhardt aus Malterdingen erinnerte daran, dass gerade auch Deutschland von einem freien Handel profitiere, dass viele Bestimmungen der EU deutsches Recht übernehmen.

Der Lahrer Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller relativierte seine Wahl zum "Vizeweltbürgemeister", betonte aber die damit einhergehende Würdigung der Kompetenz, die Lahr gerade auch auf dem Feld der Integration auszeichne. Sorge bereite ihm der Wandel in der politischen Satire, das beinahe täglich über die Bildschirme flimmernde Dauerfeuer gegen politische Mandatsträger. Walter Caroli stellte mit dem Gedicht "Die Sorge der Demokraten" die Frage in den Raum, wohin man eigentlich noch auswandern könne. Schlussredner Wolfgang Miessmer zitierte Mundartautor Stefan Pflaum, der den Blick zurück auf die Oberrheinregion und den noch immer nicht stillgelegten Atommeiler in Fessenheim lenkte.