Foto: Pleul

Vor allem im Frühjahr und Sommer ist bei Wanderungen oder Arbeiten im Freien Vorsicht geboten – denn jetzt sind Zecken besonders aktiv

Von Lena Marie Jörger

Sie sind klein, aber außerordentlich lästig: Zecken. Stechen sie zu, kann das für den Menschen unter Umständen gefährlich werden. Dank einiger Vorsichtsmaßnahmen muss es aber nicht so weit kommen.

Lahr. Udo Baum, Vorsitzender der Lahrer Nabu-Ortsgruppe, hat schon so manche leidvolle Erfahrung mit Zecken gesammelt. "Dieses Jahr hatte ich schon vier Stück", berichtet er im Gespräch mit unserer Zeitung. Vor drei Jahren hätten sich über das ganze Jahr hinweg 18 der Spinnentiere an ihm festgebissen. "Ich sammle schon allein welche auf, wenn ich im Ehrental nach den Orchideen sehe oder auf dem Langenhard abseits der ausgeschilderten Wege unterwegs bin", sagt Baum. Aber auch im Wald lauern die Blutsauger.

Lange Kleidung tragen

Ein weit verbreiteter Irrtum ist der, dass Zecken sich von Bäumen fallen lassen oder springen. Stattdessen sitzen sie auf Grashalmen, Totholz oder in Büschen und warten, bis ein geeigneter Wirt vorbeikommt, auf den sie krabbeln können.

Beate Rauscher vom Lahrer Gesundheitsamt empfiehlt daher, bei Aufenthalten im Freien lange Kleidung zu tragen und Gebiete mit hohem Gras gleich komplett zu meiden. Udo Baum rät, zu möglichst heller Kleidung zu greifen und die Hose in die Socken zu stecken. Von speziellen Insektensprays, die im Handel angeboten werden, hält Beate Rauscher wenig. "Da wäre ich vorsichtig, auch wegen der Inhaltsstoffe", betont sie.

"Wieder zu Hause sollte man die getragene Kleidung möglichst schnell wechseln und sich absuchen oder absuchen lassen", sagt Rauscher. "Die Tierchen sind wahnsinnig schnell." Besonders gern saugen sie sich laut der Expertin an Stellen fest, die gut durchblutet sind und wo es warm ist.

Stich statt Biss

Noch ein Irrtum: Zecken beißen nicht. Sie verfügen über einen Stechrüssel und über scherenartige Mundwerkzeuge, mit denen sie die Haut ihres Opfers einschneiden. Haben sie sich einmal festgesaugt, kann es gefährlich werden, denn über Speichel können virale und bakterielle Krankheitserreger in den Blutkreislauf des Wirts gelangen.

Ein Teil der Zecken hierzulande kann zum Beispiel Lyme-Borreliose-Bakterien übertragen. Eine Infektion ist aber manchmal schwer zu erkennen, da die Symptome bei jedem Patienten anders ausfallen. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) kann es unter anderem zu Nervenschmerzen, Lähmungen sowie Gelenk- und Muskelentzündungen kommen. Wird eine Entzündung erkannt, kann sie in der Regel mit Antibiotika behandelt werden.

Anders die sogenannte Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), eine Viruserkrankung, die Zecken ebenfalls übertragen können. Laut RKI gilt Baden-Württemberg als FSME-Risikogebiet. "Bei etwa 30 Prozent der Infizierten treten nach sieben bis 14 Tagen Krankheitssymptome auf", berichtet das RKI. Zunächst handele es sich meist um grippeähnliche Symptome wie Fieber, Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen. In manchen Fällen komme es zu einer Entzündung der Hirnhaut, des Gehirns oder des Rückenmarks. Die Krankheit kann im schlimmsten Fall sogar tödlich verlaufen.

Rauscher rät vor allem Waldarbeitern, Menschen, die in der Landwirtschaft tätig sind oder sich aus anderen Gründen oft im Freien aufhalten, sowie Hundehaltern zu einer Impfung gegen FSME. "Die Grundimmunisierung ist nach drei Impfungen abgeschlossen", informiert sie.

Schnelles Entfernen

"Hat sich eine Zecke auf der Haut festgesaugt, sollte man sie so schnell wie möglich entfernen", rät Beate Rauscher und warnt vor im Netz kursierenden Tipps wie dem, die Zecke mit Öl oder Klebstoff zu beträufeln. "Auf keinen Fall sollte man zu solchen Mitteln greifen. Dadurch sondern die Zecken nur Speichel ab, der dann in den Blutkreislauf gelangt." Um eine Zecke zu entfernen, greift man am besten zu einer Pinzette oder einer speziellen Zeckenzange oder -karte. "Das Tier am Kopf packen und vorsichtig herausziehen", so Rauschers Tipp. "Dabei sollte man unbedingt versuchen, die Zecke nicht zu zerquetschen."

Auch den Hund absuchen

Wenn sich die Stelle infiziert, sollte man einen Arzt aufsuchen. Ebenso, wenn sich der Bereich um den Zeckenbiss herum rötet. Diese sogenannte Wanderröte, die kreisrund sein kann, aber nicht muss, kann ein Anzeichen für Borreliose sein.

Auch auf Hunde können Zecken Borreliose übertragen, weiß Tierarzt Wolfgang Lauer. Anders als für Zweibeiner gebe es für sie aber eine entsprechende Impfung. "Die Wirksamkeit ist aber nicht unumstritten", betont Lauer. Er empfiehlt, Zecken auch bei Haustieren möglichst innerhalb einer Stunde zu entfernen. "Am besten sollte man seinen Hund nach dem Spaziergang auch gründlich absuchen."

Zum Schutz vor Zecken gebe es spezielle Mittel für Tiere, welche zum Schlucken, zum Auftragen auf die Haut sowie spezielle Halsbänder. "Solche Halsbänder halten am längsten, in der Regel bis zu vier Wochen. Allerdings wird bei manchen die Wirksamkeit beeinträchtigt, sobald sie nass werden", weiß Lauer. "Daher sollte man sich vor dem Kauf erkundigen, ob sie wasserfest sind."