Unternehmen verkauft Montagematerial wie Schrauben und Dübel / Diskussion über Veränderungssperre
Für das ehemalige Flösch-Gebäude in Mietersheim ist eine Lösung gefunden: Dort will die Firma Würth Montage- und Befestigungsmaterial verkaufen.
Mietersheim. Ortsvorsteherin Diana Frei informierte den Ortschaftsrat am Donnerstag über einen entsprechenden Bauantrag. Die Würth-Gruppe ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer in ihrem Kerngeschäft, dem Handel mit Montage- und Befestigungsmaterial (siehe Info).
Der Bauantrag kann laut Ortsvorsteherin und Stadtverwaltung trotz der bestehenden Veränderungssperre für das Gebiet Blockschluck-Götzmann genehmigt werden: Von der Sperre sind Sortimente, die nicht zentrenrelevant sind, ausgenommen.
Die vor zwei Jahren erlassene Veränderungssperre soll um ein Jahr verlängert werden. Diesen Vorschlag der Stadtverwaltung lehnte der Ortschaftsrat aus prinzipiellen Gründen einstimmig ab. Die Sperre war vor zwei Jahren beschlossen worden, um zu verhindern, dass ein Schuh- und Bekleidungsgeschäft in dem ehemaligen "Lilalu"-Gebäude einzieht. Der Grund waren die zentrenrelevanten Sortimente des geplanten Geschäfts. So hat der Gemeinderat eine uneingeschränkte Veränderungssperre erlassen, um die Innenstadt zu schützen und "Fehlentwicklungen im Geltungsbereich" zu verhindern, wie Stadtplanungsamtsleiterin Sabine Fink in der Sitzungsunterlage schreibt. Gleichzeitig wurde der Aufstellungsbeschluss für eine Änderung des Bebauungsplans beschlossen.
Das Bauvorhaben habe dem Regionalplan zum großflächigen Einzelhandel aus dem Jahr 2010 widersprochen, sei aber auf Grundlage des geltenden Bebauungsplans genehmigungsfähig gewesen. Nur mit einer Veränderungssperre konnte der Bauantrag abgelehnt werden. Nun liegt das Einzelhandelsgutachten der Stadt vor, das als Grundlage für die Bearbeitung des Bebauungsplans diene. "Das Bebauungsplanverfahren kann nun durchgeführt werden", schreibt Fink. Ohne eine Verlängerung läuft die Sperre aus, jedoch werde das Bebauungsplanverfahren noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Der Ortschaftsrat bleibt bei seiner Haltung, "in erster Linie an den Ortsteil" zu denken. Auch mit dem nun vorliegenden Einzelhandelsgutachten habe sich "nichts an der Relevanz geändert", betonte Ortschaftsrat Mark Rinderspacher (SPD). Das Gremium möchte sich weiterhin nicht in der "Produktvielfalt des Gebiets" beschneiden lassen. Konkret würde das bedeuteten, zentrenrelevante Sortimente zuzulassen.
Einer Modifikation der Veränderungssperre im Dezember 2015 hatte sich der Mietersheimer Ortschaftsrat enthalten. Die Sperre wurde im Nachhinein auf zentrenrelevante Sortimente beschränkt und erlaubte mit der Veränderung die Ansiedlung von Unternehmen mit nicht zentrenrelevanten Produkten. Da der Rat sich aber von Anfang an prinzipiell gegen eine Sperre ausgesprochen hatte, enthielt er sich bei der Veränderung seiner Stimme.
Über die Verlängerung der Veränderungssperre wird im Februar der Technische Ausschuss beraten und der Gemeinderat beschließen.
Die Veränderung ermöglicht es nun, dem Antrag der Firma Würth zuzustimmen, im Flösch-Gebäude eine Verkaufsstätte für Montage- und Befestigungsmaterial einzurichten, erläuterte Ortsvorsteherin Frei. Dieses Sortiment werde als nicht zentrenrelevant eingestuft.
INFO
Firma Würth
Die Würth-Gruppe besteht aus mehr als 400 Gesellschaften in rund 80 Ländern und beschäftigt rund 71 000 Mitarbeiter. Der Umsatz im Geschäftsjahr 2016 wird mit 11,8 Milliarden Euro angegeben. Im Kerngeschäft umfasst das Verkaufsprogramm mehr als 125 000 Produkte für Handwerks- und Industriebetriebe, angefangen bei Schrauben, Schraubenzubehör und Dübel bis hin zu chemisch-technischen Produkten und Arbeitsschutz. Das Familienunternehmen wurde 1945 von Adolf Würth im hohenlohischen Künzelsau gegründet. Würth hat nach eigenen Angaben 430 Niederlassungen in ganz Deutschland. Die nächsten Niederlassungen des Unternehmens sind in Ettenheim und Offenburg. In Erstein wurde 2008 neben dem Unternehmenssitz von Würth France das "Musée Würth" eröffnet.
