Das Büro von Donato Acocella, hier bei seinem Vortrag am Mittwoch im Pflugsaal, hat das Konzept verfasst. Foto: Haid

Verfasser des Einzelhandelskonzepts über Probleme und Chancen der Lahrer Innenstadt

Seit wenigen Tagen liegt das neue Lahrer Einzelhandelskonzept vor. Das Interesse daran ist vor allem unter den Geschäftsleuten groß, wie am Mittwochabend im "Haus zum Pflug" zu sehen war.

Lahr. "Das Selbstwertgefühl der Lahrer entscheidet sich auch über die Innenstadt", sagte Wolfgang G. Müller. Die City sei das "Tableau" des Einzelhandels und der Gastronomie, ein Treffpunkt- und Kommunikationsort. Der OB kam in seiner Begrüßung am Mittwochabend im "Haus zum Pflug", wo das Einzelhandelskonzept vorgestellt wurde, auch auf das Thema Leerstände zu sprechen. Die wichtigste Maßnahme, um Geschäftsschließungen zu verhindern, sei es, "dort einzukaufen".

Donato Acocella sieht nicht nur Stadt und Einzelhändler in der Pflicht, für eine attraktive Innenstadt zu sorgen, sondern auch die Vermieter. Der Inhaber des gleichnamigen Lörracher Büros, das das 140 Seiten starke und knapp 67 700 Euro treue Einzelhandelskonzept verfasst hat, appellierte an die Immobilieneigentümer, nicht kurzfristig für viel Geld beispielsweise an Handyunternehmen zu vermieten. "Das hat irgendwann ein Ende!" Der Stadt seien bei der Einzelhandelsstruktur indes die Hände gebunden. Sie dürfe keine Quoten über die Ausrichtung der Geschäfte vorgeben, sondern könne nur zentrenrelevante Sortimente festlegen.

Das Büro Acocella hat einen Vorschlag für eine Sortimentsliste erarbeitet, die vom Gemeinderat zu beschließen ist. Als Grundsatz gelte, zentrenrelevante Sortimente nur mit wenigen Ausnahmen im "zentralen Versorgungsbereich Innenstadt" zuzulassen.

Die Reihen im Pflugsaal waren sehr gut besetzt, unter den Besuchern waren zahlreiche Lahrer Einzelhändler. Bevor die Gäste zögerlich Fragen stellten, erläuterten Antje Schnacke-Fürst und Donato Acocella das von dem Büro verfasste Einzelhandelskonzept. So schlägt das Büro unter anderem vor, den bisher "nicht attraktiven" Marktplatz neu zu gestalten und das Postgelände mit einem "Magnetbetrieb" städtebaulich anspruchsvoll zu gestalten. Wege- und Fußverbindungen zur Innenstadt sollten verbessert werden. Gleichzeitig könne das Areal die Funktion eines Eingangsbereichs für die Innenstadt mit entsprechendem Stellplatzangebot übernehmen.

Besucherin vermisst konkretere Aussagen

Die von den Händlern aufgeworfene Parkplatzfrage sei "vielschichtig", sagte der Experte auf Nachfrage. Bei den Stellflächen gehe es um die richtige "Verortung" und den "richtigen Weg" zur Erreichbarkeit. Die Erfolge der Discounter seien nicht, wie ein Zuhörer anmerkte, an ihren vielen Parkplätzen festzumachen, sondern an ihrem Angebot, das auf dem "Geiz der Menschen beruhe".

Besonders in der östlichen Innenstadt gibt es leerstehende Ladenlokale. "Eine Wiederbelegung der kleinflächigen modernisierungsbedürftigen Ladenlokale in dem durch Wohnen geprägten Umfeld erscheint schwierig", so Acocella. Dort sei vielmehr der Umbau der Geschäfte zu Wohnungen anzustreben, schlagen die Experten vor. Auch dürfe sich nicht die gesamte Innenstadt in eine Fußgängerzone verwandeln. Teilbereiche sollten weiter mit dem Auto befahrbar sein. Außerdem empfiehlt das Büro, die bestehende Nahversorgung zu stärken und zu erhalten. Neuansiedlungen in punkto Nahversorgung seien nicht nötig.

Einige Lahrer Geschäftsleute vermissten konkretere Aussagen. So fragte beispielsweise eine Zuhörerin, was genau unter dem Punkt "Investitionssicherheit für die Einzelhändler" zu verstehen sei. Das sei ein Hinweis an die Stadtverwaltung, darauf zu achten, dass im Gewerbegebiet nicht das selbe Angebot wie in der Innenstadt entstehe, versuchte Acocella zu verdeutlichen.