Irene Lehmann bezeichnet sich selbst als "Kräuterpädagogin". Sie kennt sich mit dem, was in ihrer grünen Oase blüht und wächst, bestens aus. Die meisten Pflanzen riechen nicht nur gut, sondern entfalten auch eine wohltuende Wirkung. Foto: Breuer

Irene Lehmann hat ihre Beete nach traditionellen Vorbildern angelegt

Lahr bekommt 2018 die größte Blumenschau im Land. Doch schon heute gibt es in der Stadt viele Garten-Paradiese. Eine Serie der "Lahrer Zeitung" stellt die privaten Oasen unserer Leser vor und verknüpft sie mit der großen Schau kommendes Jahr.

Lahr. Ein kleines Paradies ist der Kräutergarten von Irene Lehmann in der Kaiserstraße 66. Innerhalb des großen Gartengeländes, das von drei Parteien gepflegt wird, hat die Kräuterpädagogin und frühere Redakteurin der Zeitschrift "Mein schöner Garten" einen Kräutergarten angelegt, der dem eines altertümlichen Bauern- oder Klostergartens entspricht: Ein (viergeteilter) Kreis, ein Quadrat mit Wegekreuz und in der Mitte ein Rosenpavillon, unter dem ein kleiner Brunnen steht.

In jedem Beet hat Irene Lehmann unterschiedliche Bepflanzungen: Wildkräuter im ersten Beet, Stauden und Kräuter eines Bauerngartens im zweiten, mediterrane Pflanzen im dritten und exotische Kräuter aus Afrika, Nepal, Bali, Südafrika und (Peru) China im vierten.

Unter anderem findet man bei ihr die Wu-Wei-Zi-Pflanze, deren Früchte gleich fünf unterschiedliche Geschmacksrichtungen von süß über bitter bis salzig vereinen. Die Kräuterpädagogin nennt die Früchte "gewöhnungsbedürftig". Dafür sollen sie aber eine beachtliche Anti-Aging-Wirkung haben.

Daneben wächst die Jiaogulan-Pflanze. Sie trägt den Beinamen "Kraut der Unsterblichkeit" und wird in der chinesischen Volksmedizin seit vielen Hundert Jahren verwendet.

Auffallend ist eine Gruppe von blühendem Muskateller Salbei. Nicht nur wegen der samtigen Blätter und der reich verzweigten weißen und lilafarbenen Blütenständen (Kerzendolden), die bis in Augenhöhe aufragen.

Die Blüten sind besonders bei der Blauschwarzen Holzbiene begehrt. Das gut drei Zentimeter große, schwarze Insekt mit den blau irisierenden Flügeln sieht nicht unbedingt nach Biene aus. Lediglich der behaarte Körper und der Hinterleib mit seinem geringelten Muster lassen an die Honigbiene denken. Der Garten mit seinen vielfältigen Düften zieht die als bedroht geltenden Tiere (siehe Info) offensichtlich magisch an.

An der ehemaligen Stadtmauer aus Sandstein, die den Garten nach Osten hin abgrenzt, lehnt, halb von Kletterpflanzen überwuchert, das riesige Zifferblatt einer Kirchturmuhr. "Das alte Blatt ist die ehemalige Uhr der Meißenheimer Kirche", erzählt Irene Lehmann. Bei einem Blick durch den Rosenpavillon entfaltet das Zifferblatt seinen nostalgischen Charme. Wer genauer hinsieht, entdeckt auch immer wieder besondere Rankhilfen oder Deko-Elemente, die das Bild des Gartens abrunden.

"Die Redaktionen von ›Mein schöner Garten‹ und ›Mein schönes Land‹ produzieren gern hier im Garten. Da sind dann immer wieder Fotografen und Stylisten, die Material mitbringen, installieren und dann das eine oder andere auch hierlassen", sagt die Kräuterpädagogin. Sie arbeitet auch im Ruhestand weiterhin als freie Mitarbeiterin für die Zeitschrift "Mein schönes Land".

Daneben hat sie sich mit ihrem Unternehmen "Kräuterträume" selbstständig gemacht und bietet auf dem Gelände in der Kaiserstraße Kurse rund um Kräuter, deren Verarbeitung, Anwendung und Wirkung an. "Heil- und Würzkräuter haben ein unerschöpfliches Potenzial, ganz gleich, ob man sie zum Würzen von Gerichten, für kosmetische oder gesundheitliche Zwecke verwendet" – davon ist Irene Lehmann überzeugt. "Man muss das Wissen nur zu nutzen wissen". Weitere Infos gibt es unter www.kraeutertraeume.de.

INFO

Nützliches Kraut

> Kräuterwelten: Im Veranstaltungsjahr wird es auf der Landesgartenschau auch eine wöchentliche Reihe zum Thema "Kräuterwelt" geben, mit Vorträgen, Workshops und Mitmachangeboten sowie mit Referenten aus der Region.

> Die Blauschwarze Holzbiene wird aufgrund ihres Wärmeanspruchs in Kombination mit geeigneten Nistmöglichkeiten in der Roten Liste der gefährdeten Arten auf der Vorwarnliste geführt. In manchen Bundesländern ist sie als gefährdet oder, wie in Baden-Württemberg, sogar als stark gefährdet eingestuft worden (Quelle: Wikipedia).

> Tolle Gärten gesucht: In einer neuen Serie blickt die "Lahrer Zeitung" ein Jahr vor der Landesgartenschau in die Gärten von Bürgern und Einrichtungen, die heute schon besonders schön sind. Wir wollen Lust auf Blumen und Blütenpracht machen. Dabei geht es nicht um spektakuläre Anlagen, wie sie dann 2018 zu sehen sein werden, sondern um private kleine Paradiese: angelegt, gehegt und gepflegt von Gartenfreunden, die viel Herzblut in ihr Grün stecken. Das können ganz kleine Gärtchen sein, mit ungewöhnlichen Pflanzen und Tieren, an unerwarteten Stellen, naturnah, mit Teichen oder Steinen, oder Kräutergärten, die immer beliebter werden. Diese persönlichen Oasen stellen wir in den nächsten Wochen in einer lockeren Serie vor. Wer ein solches Paradies besitzt oder jemanden kennt, der mit grünem Daumen eine tolle Atmosphäre schafft, der sollte sich bei uns in der Redaktion melden, per Telefon unter 07821/2 78 31 42, per E-Mail an stadt@lahrer-zeitung.de oder per Post: Lahrer Zeitung, Redaktion Stadt, Kreuzstraße 9, 77933 Lahr.