Im Ortenau-Klinikum Lahr-Ettenheim, hier der Standort Lahr, werden pro Jahr mehr als 20 000 Patienten stationär aufgenommen. Archivfoto: Keiper Foto: Lahrer Zeitung

Geschäftsführer Christian Keller äußert sich zur Zukunft des Ortenau-Klinikums

Lahr . Sozialminister Manfred Lucha hält die Schließung von Kliniken im Land für unumgänglich, hat er vor wenigen Tagen mitgeteilt. "Wir haben in Baden-Württemberg einen notwendigen Strukturwandel in der Krankenhauslandschaft noch vor uns", so der Grünen-Politiker, der für die kommenden Jahre einen "Konzentrationsprozess hin zu größeren und leistungsfähigeren Einheiten mit großem Spektrum" prognostizierte. Schließungen von Krankenhäusern bezeichnete der 55-Jährige als "unumgänglich".

Ein Anlass, sich um das Ortenau-Klinikum Lahr-Ettenheim zu sorgen? Christian Keller gibt auf Nachfrage unserer Zeitung Entwarnung: "Dass die Zahl der Krankenhäuser bundes- und landesweit vor allem in den Ballungsräumen verringert werden soll, ist seit Jahren Zielvorgabe der Politik. Für die Häuser des Ortenau-Klinikums ergibt sich aus den Äußerungen des Sozialministers keine grundsätzlich neue Lage." Keller ist Geschäftsführer des Ortenauer Klinikverbunds, dem sieben Krankenhäuser angehören, darunter auch das Ortenau-Klinikum Lahr-Ettenheim mit seinen beiden Standorten. "Eine hektische Diskussion über einzelne Standorte" bezeichnet Keller als "wenig zielführend". Das Ortenau-Klinikum würde im bundes- und landesweiten Vergleich sehr gut dastehen.

"Um zukunftsfähig zu sein, müssen wir, wie auch in der Vergangenheit, unsere Strukturen im Verbund ständig weiterentwickeln und optimieren", betont Keller. Im ersten Halbjahr 2017 werde man deshalb ein Strukturgutachten vorlegen "und mit Ruhe und Sachlichkeit Konzepte für den Klinikverbund mit allen Beteiligten beraten". Keller: "Ohne diese Grundlage wäre jede Aussage zur künftigen Struktur des Ortenau-Klinikums verfrüht."

Lucha, der seit Mai 2016 Sozialminister ist, hatte betont, dass die Patienten von dem bevorstehenden "Konzentrationsprozess" bei den Krankenhäusern sogar profitieren würden. Sie würden mit leistungsfähigeren Krankenhäusern besser versorgt sein, wenn vor Ort das ambulante Angebot ausgebaut werde, etwa durch medizinische Versorgungszentren unter der Regie von Kassenärzten.

Sozialminister kündigt Schließungen von Krankenhäusern an

Derzeit gibt es rund 250 Klinikstandorte in Baden-Württemberg. "Es könnte sein, dass wir irgendwann bei etwa 200 landen werden. Aber da reden wir über nächsten zehn, 15 oder 20 Jahre", so Lucha. Das Land ist nicht Träger der Kliniken, doch es verteilt Investitionsmittel. Dabei wolle man sich künftig jeden Standort "in seiner Funktionalität genau anschauen", kündigte der Sozialminister an.

Das Ortenau-Klinikum Lahr-Ettenheim scheint indes nicht in das von ihm beschriebene Raster der Krankenhäuser zu passen, die angeblich verzichtbar sind. So sei laut Lucha der ländliche Raum anders zu beurteilen als Ballungszentren, in denen es in näherer Umgebung mehrere Kliniken mit dem selben Behandlungsspektrum gebe. Solch eine Ballung identischer medizinischer Leistungsangebote ist dem Minister offenbar ein Dorn im Auge. Die Kliniken in Lahr und Ettenheim haben indes unterschiedliche Schwerpunkte. Der Standort Ettenheim beherbergt zum Beispiel das Schmerzzentrum Ortenau mit einer Klinik für Schmerztherapie.

Das Ortenau-Klinikum Lahr Ettenheim hat im Jahr 2015 – neuere Zahlen liegen noch nicht vor – mit insgesamt 1306 Mitarbeitern 20 911 Patienten stationär behandelt, deren durchschnittliche Aufenthaltsdauer 6,7 Tage betrug. Der Umsatz der beiden Kliniken, die zusammen 486 Betten haben, belief sich im vorvergangenen Jahr auf 94,94 Millionen Euro, wobei ein Plus von 781 000 Euro erwirtschaftet wurde.