Nichts für Zartbesaitete: Heike Michaelis (links) und Janina Hacker bei ihrem Aufritt im Stiftsschaffneikeller Foto: Baublies Foto: Lahrer Zeitung

Konzert: "Ladybirds" überzeugen im Stiftsschaffneikeller mit heiteren und weniger besinnlichen Stücken

Lahr. Das Konzert der Frankfurter "Ladybirds" im Stiftsschaffneikeller war ein weihnachtliches Ereignis der besonderen Art. Loriots Gedicht "Advent" ist bekanntermaßen nicht wirklich etwas für Zartbesaitete. "Oh Tannenbaum" gespielt "in Blue" – wunderbar und schön schräg verminderte Jazzakkorde wird man ebenfalls eher selten hören.

Heike Michaelis (Gesang, Klavier) und Janina Hacker (Gesang, E- und Kontrabass) begannen ihr Konzert am Samstagabend wenig weihnachtlich mit Scott Joplins "Maple Leaf Rag", also einer Art Herbstsymphonie. Auf das unvermeidliche, hier schön angejazzte "Winterwonderland" folgte – ohne jede Vorwarnung – "Advent". Loriot setzte einst die Messlatte ziemlich hoch. Erzählte der Autor doch bei Kerzenschein und Adventskranz heiter mit leuchtenden Augen – vom Mord der Försterin im Forsthaus am Weihnachtsabend: "In dieser wunderschönen Nacht hat sie den Förster umgebracht." Hacker erzählte zuerst mit süßer Stimme von der "blauen Nacht" in der "Sterne traulich funkeln". Bis Michaelis, mit kalter, klarer und metallener Stimme die Geschichte um das Er- und Zerlegen fortspann. Nach Loriot gaben sich bei den "Ladybirds" so illustre Dichter wie Joachim Ringelnatz, Erich Kästner oder Heinz Erhardt die Ehre.

Die moderne Medizin hat das Krankheitsbild der Hysterie als nicht existent ausgemerzt. Da ist also das Kabarett zu loben, wo die Hysterie weiterleben darf. Zum Beispiel, wenn Michaelis inmitten des Lieds "Ich wollt’ ich wär’ ein Huhn" einen hysterischen Anfall bekommt: "Der Weihnachtsstress!" Das Gekreische, samt den fliegenden, langen blonden Haaren, machten diese Szene überaus glaubwürdig. Da Michaelis eine klassische Gesangsausbildung hat, fehlte eine barocke Einlage ebenso wenig wie die bekannte Arie aus "Carmen", die aber wiederum schrill und sicher mit Absicht völlig überzogen daherkam.

Ganz anders waren die Stücke "A Child is born" aus dem "Great American Songbook" und ein japanisches Märchen. Das Märchen erzählt die Geschichte eines Mönchs, der ein Glöckchen hat, das durch seinen wunderbaren Klang alle Menschen zum Tanzen bringen würde. Wie die Geschichte ausgeht, hat das Duo allerdings nicht verraten. Denn jeder, der in den Bann der süßen Klänge gerate, würde ja nicht mehr mit den Tanzen aufhören. Nachdenkliches wollte das Duo sicher nicht vermitteln. Das Märchen und einige Lieder aber waren hier eine durchaus wohltuende Ausnahme der anderen doch eher sarkastischen Stücke.

So war "Rudolph, the rednosed Reindeer" nahezu unvermeidlich. Der jazzige "Oh Tannenbaum" hätte, dem Applaus nach zu schließen, gar das Zeug, ein Standard zu werden. "Guten Abend, gute Nacht", wiederum mit jazzigen Tönen, war ein Ausklang, der so dem gesamten Abend mehr als gerecht geworden ist.