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Gemeinnützige Aktiengesellschaft entscheidet am 23. Januar

Für das "Süße Löchle" zeichnet sich eine Lösung ab, die Existenz des Traditionscafés dauerhaft zu sichern: Roland und Adelheid Wagner aus Lahr wollen das Gebäude am Urteilsplatz kaufen.

Lahr. Schon seit längerer Zeit befasst sich die gemeinnützige Aktiengesellschaft, die das Café unterhält, mit der Frage, wie es mit dem Gebäude weitergeht. Nach dem Tod der Vorbesitzerin Hildegard Seidl im Herbst vergangenen Jahres stand die Aktiengesellschaft vor der Frage, wie das nun freigewordene Obergeschoss zukünftig genutzt werden solle, zum Beispiel für eine Erweiterung des Cafés und eine Küche oder als Mietwohnung. Mehrere Interessenten haben sich laut AG gemeldet, die das Gebäude kaufen und sanieren wollten. Anfang Juni hatte die Aktionärsversammlung Verkaufsverhandlungen zugestimmt (wir haben berichtet). Durch einen Verkauf gebe es keine Veränderungen der Situation, was das bestehende Pachtverhältnis oder den Denkmalschutz des Gebäudes betrifft. Die große Chance, die sich durch den Verkauf ergebe, sei die baldige Sanierung des gesamten Gebäudes, das sich – außer dem Erdgeschoss – in einem sehr schlechten baulichen Zustand befinde. Die Aktiengesellschaft habe nicht die Finanzmittel, um die Sanierung selbst zu finanzieren. Letztlich gehe es um eine Größenordnung von rund 150 000 bis 230 000 Euro, so der Stand im Juni.

Die Verhandlungen mit einem auswärtigen Interessenten waren in der Zwischen so weit gediehen, dass der Vorstand der AG für den 9. Dezember zu einer außerordentlichen Hauptversammlung eingeladen hatte, bei der über den Verkauf hätte entschieden werden sollen. In dieser Situation meldete das Ehepaar Wagner, Begründer des Lahrer Unternehmens Wagner System, Interesse an einem Verkauf an. Wie aus einem Schreiben an die Aktionäre der gemeinnützigen AG, das unserer Zeitung vorliegt, hervorgeht, vermittelte der Vorstand den Kontakt zwischen den Wagners und dem auswärtigen Investor. Das Ergebnis war, dass dieser dem Ehepaar beim Erwerb des Cafés den Vortritt einräumte. Die größere geografische Nähe der Wagners sichere dem Café "noch optimalere Existenzbedingungen", so der bisherige Interessent. Laut dem Vorstand haben sich Roland und Adelheid Wagner bereit erklärt, "zu exakt denselben Bedingungen", wie sie bei den sechsmonatigen Verhandlungen festgelegt wurden, in den Vertrag einzusteigen.

Pachtvertrag läuft bis Ende 2021

Laut Vertragsentwurf verpflichten sich die Käufer, den Pachtvertrag mit Maria Kiesele für das Café und den Nutzungs- und Leihvertrag mit dem Freundeskreis Café Süßes Löchle für die historische Backstube zu übernehmen. Beide Verträge laufen bis Ende 2021 und dürfen nicht vorzeitig gekündigt werden. Laut Vertragsentwurf sind die Käufer zur umfassenden Sanierung des Gebäudes angehalten. Außerdem dürfen die Käufer für die Dauer von fünf Jahren ab dem Kauf das Gebäude nur dann weiterveräußern, wenn der Freundeskreis zustimmt.

Das freilich haben die Kaufinteressenten gar nicht vor. "Wir wollen das Café ›Süßes Löchle‹ so erhalten, wie es ist, und daran arbeiten, dass es noch bekannter wird", sagte Roland Wagner gegenüber unserer Zeitung. Seine Frau und er hätten auch aus nostalgischen Gründen ihr Interesse an einem Kauf angemeldet, damit das Traditionscafé auf Dauer gesichert ist. Vor mehr als 40 Jahren hat er zum ersten Mal das Café Hildebrand besucht, schätzt Wagner. Die Kosten für die Sanierung des Gebäudes schätzt er auf 200 000 bis 250 000 Euro. Das Obergeschoss soll zunächst nur modernisiert werden; wie es genutzt wird, steht noch nicht fest. Laut Wagner ist zum Beispiel denkbar, dass es für Veranstaltungen oder vom Café für größere Gesellschaften genutzt wird.

Die außerordentliche Hauptversammlung, bei der über den Verkauf entschieden wird, soll jetzt am 23. Januar stattfinden. Dabei soll auch über die Auflösung der 2004 gegründeten gemeinnützigen AG entschieden werden, wenn es eine Mehrheit für den Verkauf gibt. Die Begründung: das Ziel, das Tradtionscafé zu erhalten, sei erreicht.