Brigitte Vieser führte Ruth Böttcher, Lioba Fischer, Anna Zehnle, Bettina Treptow, Elke Obenland und Rosi Hartmuth vom DAV Lahr durch die Alpen. Los ging es in Berchtesgaden am Königssee. Foto: Vieser

Gruppe des DAV wandert mit Brigitte Vieser vom Königssee zu den Drei Zinnen in den Dolomiten

Sechs Mitglieder des Deutschen Alpenvereins (DAV) Lahr haben die Alpen vom Königssee zu den drei Zinnen in den Dolomiten überquert. Wanderleiterin Brigitte Vieser fasste die Erlebnisse der Wandertour in einem Reisetagebuch zusammen.

Lahr (red/lst). Wie Vieser berichtet, fragten die Frauen im Alter von 50 bis 70 Jahren bereits im vergangenen Jahr wegen einer Alpenüberquerung an. Bereits im Februar habe Vieser dann mit den Vorbereitungen begonnen. "Alles war bestätigt und damit gesichert, allerdings das Wetter nicht", schreibt sie. Nach der Anreise von Lahr nach Berchtesgaden fuhren die Frauen zu ihrem Hotel nach Schönau. Von dort startete die Wandertour.

Tag 1: Jetzt geht’s los

"Durch ein Gewitter am frühen Morgen ließen wir uns nicht die Laune verderben und wurden kurz nach 8 Uhr vom Taxidienst, der uns an den Königssee fuhr, abgeholt", berichtet Vieser. Mit dem Schiff ging es nach St. Bartholomä, wo der Aufstieg zum Kärlinger Haus begann. Nach viereinhalb Stunden erreichte die Gruppe über die "Saugasse" das am Funtensee liegende Kärlinger Haus auf 1631 Metern Höhe.

Die Wetterprognosen verhießen nichts Gutes: Der Regen setzte gegen den späten Nachmittag ein. "Die Sicht war so schlecht, darum klare Entscheidung: Dieser Übergang wird nicht gemacht", heißt es im Reisetagebuch. Das war schade, denn das Steinerne Meer wäre einer der Höhepunkte der gesamten Woche gewesen.

Regenreicher Tag zwei

Ein Taxi holte die Gruppe nach einem regenreichen Abstieg ab, um sie auf der Großglocknerstraße bis Hochmais zu bringen. Von dort stiegen die Frauen bis zur Trauner Alm (1522 Meter) ab. Die Trauner Alm ist eine uralte "Museums-Alm" mit recht vielen Betten, die bewusst im Stil von ganz früher gehalten wird. Karierte Bettwäsche, gefüllte Matratzen mit Steg, Waschschüssel mit Krug und viele weitere liebevolle Details waren zu sehen. Es regnete die ganze Nacht durch.

Tag drei: Endlich gute Sicht

Tag drei begann für die Frauen mit noch mehr Regen. Trotzdem machten sie sich auf zum Aufstieg auf die "Untere Pfandlscharte" auf 2660 Meter. "In vielen Kehren schraubten wir uns an dem Bergrücken hoch. Wind, Regen und später sogar noch Schneetreiben begleiteten uns", schreibt Wanderleiterin Vieser. Über ein steiles Schneefeld ging es bis fast zum Schartenkreuz. Immer wieder riss ab dort der Himmel kurz auf und zeigte mal Sonne Auf der anderen Seite beim Abstieg zum Glocknerhaus (2130 Meter) endlich gute Sicht, kein Regen mehr. Nach einem leichten Gegenanstieg begleitete sie eine wunderschöne Blumenvielfalt zur Unterkunft.

Tag vier: Ab in die Sauna

Am nächsten Morgen bewältigte die Gruppe den nächsten Anstieg zur Glorer Hütte. Zuerst einmal ohne Regen starteten die Frauen zum Margaritzenstausee. An dem entlang lief die Wanderstrecke bis zur Abzweigung in das Leitertal zur Glorer Hütte. Dort befanden sie sich im Nationalpark "Hohe Tauern". Inzwischen wechselte der Nieselregen in strömenden Regen und auf etwa 2300 Meter in Schneetreiben um. "Der Wind blies uns ordentlich den Schnee ins Gesicht."

Angekommen bei der Glorer Hütte wärmten sich die Wanderer auf und traten den Abstieg zum Lucknerhaus an. Der Regen verebbte und fast getrocknet kamen sie beim Berghotel bei Kals am Großglockner an. "Die Sauna war schon angeheizt und unseren Gliedern tat es gut."

Tag fünf: Schöne Aussicht

Endlich regnete es nicht mehr. Bei der Abfahrt mit dem Bus in das Defereggental nach Mariahilf strahlte die Sonne und die Frauen konnten den Großglockner in seiner vollen Pracht bewundern. Die Tour führte am fünften Tag über das Villgrater Törl. Ab der Unterstalleralm fuhren sie weiter zum Bergsteigerdorf Innervillgraten, wo sie den Aufenthalt im Gasthaus genossen. "Ein stilles, schmuckes Dorf fanden wir vor", schreibt Vieser.

Tag sechs: 360-Grad-Blick

Mit dem Bus ging es ein kurzes Stück in den Weiler Kalkstein (1639 Meter). Insgesamt waren auf der fast gleichen Strecke vier Gruppen von Outdoorveranstaltern unterwegs, die teilweise Hütten fast blockieren, sodass spontane Übernachtungen manchmal gar nicht mehr möglich waren. "Somit gingen wir, die reine Frauengruppe, als letzte los", schreibt die Wanderleiterin. Das Tagesziel war das Toblacher Pfannhorn (2663 Meter), "ein wunderbarer Gipfel mit einer 360-Grad-Rundschau", heißt es im Wandertagebuch. Ein toller Blick in die Dolomiten sowie auf unser letztes Ziel am morgigen Tag, die Drei Zinnen, begleitete die Frauen auf den letzten Höhenmetern zum Gipfel.

Nach gut einer halben Stunde Abstieg kehrten die Lahrer in der Bonner Hütte (2340m) ein, um sich auf italienischem Boden den ersten Cappuccino zu gönnen. Der Abstieg führte direkt nach Toblach (1250m) an den Busbahnhof. "Inzwischen zeigte sich die Sonne wieder von ihrer typischen italienischen Seite. Es war sehr warm". Mit öffentlichen Bussen ging die Fahrt bis zum Antoniusstein im Val Campo di Dentro, von wo wir noch eine gute halbe Stunde bis zur Dreischusterhütte (1626m) zu laufen hatten. "Welch Anblick in die Bergwelt der Dolomiten, die uns kurz vor der Hütte eröffnete", heißt es.

Tag sieben: Angekommen

Um 7.15 Uhr startete die Gruppe. Die ersten zwei Kilometer des Wegs verliefen flach bis der Aufstieg durch eine Rinne in vielen steilen Serpentinen vor ihnen lag. Sie kamen gut vorwärts und standen nach zweieinhalb Stunden an der Drei-Zinnen-Hütte (2539 Neter). "Große Freude machte sich bei allen breit, denn wir hatten unser Ziel wohlbehalten, ohne Verletzungen oder sonstigen Blessuren, und in bester Stimmung erreicht", schreibt Vieser in ihrem Bericht.

"Oh je, welch Menschenmasse kam uns auf dem Weg Richtung Auronzohütte entgegen. Alle wollten das Weltkulturerbe Drei Zinnen sehen. Wir waren froh, um 11.30 Uhr an der Auronzohütte zu sein", heißt es. Nach einem Cappuccino ging es für die Frauen zurück in die Heimat – um Mitternacht erreichten sie den Offenburger Bahnhof.

INFO

"Drei Zinnen"

Die "Drei Zinnen" (italienisch Tre Cime di Lavaredo) sind ein Gebirgsstock in den Sextner Dolomiten an der Grenze zwischen den italienischen Provinzen Belluno im Süden und Südtirol im Norden. Seit der Erstbesteigung der Großen Zinne im Jahr 1869 zählen die Drei Zinnen bei Kletterern als begehrteste Gipfelziele der Alpen.