Stadtführerin Gabriele Bodri zeigt anhand eines Plans, wie die heutige Innenstadt im Mittelalter ausgesehen hat. Foto: Biechele

Stadtführung: Kinder erkunden das mittelalterliche Lahr / Geschichte auf anschauliche Weise erklärt

Wie hat Lahr im Mittelalter ausgesehen? Eine Antwort darauf erhielten Kinder und ihre Eltern bei einer speziell für sie konzipierten Führung. Stadtführerin Gabriele Bodri gab zusammen mit ihrer Tochter Nura Einblick in eine längst vergangene Zeit.

Lahr. Der Rundgang versetzte die Teilnehmer zurück in die Zeit der Ritter und Burgen. Treffpunkt war das Bürgerbüro, von wo aus die Tour zum Storchenturm und weiter quer durch die Innenstadt bis zum Alten Rathaus führte. Unterwegs gab es mehrere Stationen, an denen die Gruppe nachvollziehen konnte, wie es in Lahr im Mittelalter ausgesehen hat.

Bodri erleichterte den Kindern den Einstieg anhand eines Zeitstrahls: Geschichtlichen Ereignissen wie dem Bau der Pyramiden in Ägypten oder dem Beginn des Industriezeitalters – symbolisiert durch kindgerechte Bilder – wurden Jahreszahlen zugeordnet, um so das Mittelalter geschichtlich in die Zeit von 500 bis 1500 nach Christus einzuordnen.

Die Stadtführerin machte den Kindern bewusst, wie lange das Mittelalter schon her ist und dass vieles, was man heute über diese Zeit wisse, nur auf Vorstellungen beruhe: "Kein Mensch, der damals dabei war, lebt heute noch. Deshalb kann uns auch niemand erzählen, wie es wirklich war", betonte Bodri.

Der erste Überrest aus dem Mittelalter, den die Gruppe besichtigte, war der Storchenturm, der einst zur Tiefburg gehörte. Staunend begutachteten die Teilnehmer das Gemäuer. Bodri hatte auch eine Zeichnung des ursprünglichen Aufbaus der Burg dabei.

Auf dem Weg zur nächsten Station überlegten sich die Kinder und ihre Eltern, was wohl die Unterschiede zwischen Stadt und Land gewesen seien und welche Unterschiede es heute noch gebe.

Teilnehmer bestaunen Reste der Stadtmauer

Die ursprüngliche Höhe der Stadtmauer konnten sie auf der Rückseite des Kundenzentrums der Sparkasse bewundern – der einzigen Stelle, an der diese noch in voller Höhe zu sehen ist. Dort gab es auch eine kleine Wegzehrung für die Teilnehmer: eine "Murre", ein für Lahr typisches Hefeteiggebäck.

Aufmerksam lauschten die Kinder und Erwachsenen dann, wie Nachwuchsstadtführerin Nura die Geschichte vom kleinen Hans vorlas, der zu der Zeit der Tiefburg lebte. Ein Kind kommentierte: "Die Kinder mussten ja damals gar nicht in die Schule!"

Weiter ging es über den Marktplatz, wo in einem Schuhgeschäft weitere Reste der Mauer zu sehen sind. Auf dem Sonnenplatz ging es um die Unterschiede zwischen alten und neuen Häusern. "Alte Häuser haben oft Fenster zum Zuklappen", erklärte Nura, und ihre Mutter verriet, dass die "Löwen-Apotheke" schon früher eine Apotheke gewesen und das Gebäude schon sehr alt sei. Auf die Frage eines Kindes hin, erläuterte sie auch den Unterschied zwischen einem echten Fachwerkhaus und einem "historisierten" Gebäude.

Die letzte Station auf dem Weg war die Kaiserstraße mit dem Alten Rathaus. An mehreren Gebäuden entdeckte die Gruppe Zunftzeichen. Bodri informierte in dem Zusammenhang über Berufe. Schnell wurde klar: Viele Berufe, die man heute kennt, gab es früher noch nicht.

Zum Abschluss zeigten Gabriele und Nura Bodri den Teilnehmern ein Geschicklichkeitsspiel aus dem Mittelalter. Dabei werden kleine Schafsknochen mit einer Hand hochgeworfen und wieder aufgefangen. Das war gar nicht so einfach, wie die Kinder beim Ausprobieren merkten. Doch gerade deshalb hatten alle viel Spaß. "Das Spiel könnt ihr auch ganz einfach mit kleinen Kieselsteinen spielen", sagte die Stadtführerin und beendete den informativen Nachmittag.

INFO

Kinderführung

> Die nächste Stadtführung speziell für Kinder findet am Donnerstag, 1. September, ab 15 Uhr statt. Das Motto lautet »Entdecke das Mittelalter«. Treffpunkt ist vor dem Bürgerbüro. Die Teilnahmegebühr kostet zwei Euro. Informationen zu weiteren Stadtführungen gibt es im »Kultourbüro« im Alten Rathaus, Telefon 07821/95 02 10, E-Mail: kultour@lahr.de.