Blick von oben: Als Vögel beobachteten und kommentierten die "Neuen", was im Dorf und darüber hinaus vor sich geht. Foto: Vögele

Zunftabend: "Schergässler" bleiben ihrem Motto treu / "Buurequartett" wird zum "Bauernquintett"

Die "Schergässler" haben mit dem 56. Zunftabend die heiße Phase der fünften Jahreszeit eröffnet, die in Reichenbach gefühlt tropische Temperaturen erreichen kann. Das Motto "Komm und lach in Richebach" wurde einmal mehr in die Realität umgesetzt.

Reichenbach. Der Samstagabend in der Geroldseckerhalle vereinte was in der Lokalpolitik Rang und Namen hat mit den närrischen Reichenbachern und den Gästen befreundeter Narrenzünfte. Die "Großkopfeten" waren zur Bundesversammlung in Berlin – und viele fragten, ob die sich dort wohl so amüsieren dürfen wie in Reichenbach.

Nachdem Oberzunftmeister Thomas Fischer alle willkommen geheißen hatte, stieg Wolfgang G. Müller in die Bütt und gratulierte der Fasentzunft zu ihrem 60-jährigen Bestehen. Die Toleranz der Reichenbacher der Kernstadt gegenüber zeigte sich darin, dass sie in den vom OB angestimmten Schlachtruf der "Lahrer Fasent" "Seira seira…" einstimmten – wohl wissend, dass sich dahinter ein Schlachtruf der französischen Revolution verbirgt.

Nach der Inthronisation des Baronspaars Axel Himmelsbach und Monika Tränkle stellten diese eine zünftige Fasent in Aussicht. Es folgten Beiträge und Tanzeinlagen, die den Ruf des Zunftabends begründen. Die Mädchen und Buben der "Mini-Mini-Tanzgruppe" entführten in die Wunderwelt der Südsee mit Korallen, Tauchern, exotischen Fischen und Meerjungfrauen. Kalendermann Rolf Hügel kommentierte als "Lahrer hinkender Bote" die kleine und große Zeitgeschichte und nahm lokale und weltpolitische Ereignisse in sein Visier. Die "Maxi-Minis" begeisterten anschließend das Publikum. "Kinder, wie die Zeit vergeht" seufzten manche Zuschauer, als die jungen Damen Tänze vergangener Jahrzehnte farbenfroh auf die Bühne zauberten.

Tanja Mühlhaus erntete mit dem "Närrischen Jahresrückblick anhand des ABC" viel Zustimmung. Sie widmete in ihren Couplets und Reimen mancher lokalen und weltpolitischen Aufregung ihre Aufmerksamkeit, die in den tröstlichen Satz mündeten: "Sind die Zeiten noch so schlecht, wir machen Fasent – jetzt erst recht." Keinesfalls fehlen durfte der Traditionstanz der "Schergässler".

Die "Neuen" saßen als "komische Vögel" auf den Fasentbändili, die über die Straßen gespannt sind, und beobachteten, was im Dorf und darüber hinaus vor sich geht. Mit lustigen Songs, Witzen und kecken Anspielungen kommentierten sie, was unter ihnen allerlei passierte. Gespannt wurden die "Tratsch-wiiber" Gisela Heitzmann als Paula und Christa Reithler als Anna erwartet. Sie echauffierten sich auf ihre spezielle Art und nahmen aufs Korn, was sie über manche Dorfgrößen an Fettnäpfchen, Tolpatschigkeiten oder Situationskomik erfuhren und genüsslich ausbreiten konnten.

Nonsens pur lieferte einmal mehr das "Buurequartett" Timo Haag, Patric Bohy, Mirko Sahl und Daniel Moser. Sie hatten einen Gast mitgebracht und mutierten zum "Bauernquintett". Mit Harry Gyssler gelang ihnen ein Glücksgriff. Mit ihren neuen und alten Ohrwürmern, ihrer naiv-entwaffnenden Fröhlichkeit und Bauernschläue brachten auch sie den Saal zum Beben. Das Finale vereinte zur frühen Morgenstunde nochmals alle Akteure auf der Bühne.