So stellen sich die Firma Bauwert als Investor und die Architekten die Bebauung des Areals Reichswaisenhaus vor. Foto: Visualisierung: Architekturbüro h4a

Gegener und Befürworter tauschen Argumente aus

Rund 150 Besucher – weniger als erwartet – sind gestern zur Bürgerinfo über den Altenberg gekommen, bei der Gegner und Befürworter einer Bebauung ihre Argumente austauschten. Der Investor stellte dabei eine überarbeitete Planung vor.

Lahr. Die Sprecher der BI Altenberg wiesen auf die Probleme hin, die ihrer Meinung nach durch eine Bebauung des Areals Reichswaisenhaus entstehen: Wegen der "massiven Bebauung" müssten Bäume gefällt werden, sagte Frank Himmelsbach, der befürchtete, dass "keine Rücksicht auf Flora und Fauna" genommen wird. Zu erwarten sei auch, dass durch die gehobene Wohnbebauung die Mietpreise in Lahr steigen. Renate Benz sagte, dass die Oststadt durch Baugebiete wie das Kasernenareal und Hosematten II überdurchschnittlich gewachsen sei. Schon jetzt fehlten Kindergarten- und Grundschulplätze, und der Verkehr habe durch 2000 zusätzliche Einwohner in der Oststadt zugenommen. "Die Bebauung Altenberg ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt", betonte sie.

"Wir sind nicht für den Stillstand verantwortlich", sagte der dritte BI-Sprecher Ulf Schmidt zu Bildern, die die Verwahrlosung des Waisenhaus-Areals zeigen. Er brachte ins Gespräch, dass die Denkmalstiftung Baden-Württemberg die Bestandsgebäude erwirbt. "Lassen Sie uns den Plan stoppen und über alternative Nutzungen Gedanken machen", sagte Schmidt. Denkbar seien Kinderbetreuung und andere soziale Nutzungen.

Nach dem Auszug der Awo habe es keine andere Lösung als einen Verkauf gegeben, sagte Jörg Uffelmann, der Vorsitzende des Vereins Reichswaisenhauses. Der Erlös soll für einen sozialen Zweck verwendet werden, betonte er. So will der Verein den geplanten Kindergarten für die "Kleinen Strolche" bauen, die bisher noch im ehemaligen Waisenhaus untergebracht sind. Ein weiterer Teil des Erlös soll an die Stiftung Bürger für Lahr gehen. "Das Areal verkommt. Die Sanierung ist dringend notwendig. Wir sind dazu nicht in der Lage", betonte Uffelmann.

139 Wohnungen sollen entstehen

Bürgermeister Tilman Petters warnte vor einem Stillstand. Bei einem Erfolg der BI beim Bürgerentscheid könne man frühestens in drei Jahren über weitere Planungen reden.

Uwe Birk, Chef der Firma Bauwert in Baden-Baden, stellte die überarbeitete Planung für die Wohnbebauung vor. Geplant seien 139 Wohneinheiten in den beiden Bestandsgebäuden und in den Neubauten. Mit dem neuen Entwurf des Architekturbüros h4a habe man auf die Einwände und Besorgnisse der Bürger reagiert. Besonderes Augenmerk hätten Bauherr und Architekten auf einen "behutsamen Umgang" mit den Baudenkmälern, dem Thaeder- und dem Schauenburg-Baus, gelegt, außerdem auf eine Integration der Mehrfamilien-, Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften in das rund 63 370 Quadratmeter große Gesamtareal. Der stadtbildprägende Charakter der beiden Baudenkmäler bleibe trotz der Umbauung erhalten. Der Anteil der Überbauung liege unter 15 Prozent. Mit dem Reichswaisenhaus-Areal erhalte Lahr ein Projekt mit hoher Aufenthaltsqualität, das der Stadt dringend benötigten Wohnraum bietet – zugleich aber mit mehr als 75 Prozent Wald und Grün auch Frei-, Gemeinschafts- und Spielflächen bereitstellt.

INFO

Bürgerentscheid

> Gewählt wird am Sonntag, 26. März, von 8 bis 18 Uhr. Rund 35 000 Lahrer sind wahlberechtigt.

> Folgende Frage sollen die Lahrer beim Bürgerentscheid beantworten: "Sind Sie dafür, dass der Beschluss des Gemeinderats vom 25. Juli 2016 zur Aufstellung des Bebauungsplans Altenberg (1. Änderung des Bebauungsplans Altenberg) aufgehoben wird?" Wer gegen die Bebauung ist, stimmt mit Ja, wer dafür ist, mit Nein.

> Eine Mehrheit muss mindestens 20 Prozent der Stimmberechtigten betragen – das ist das Abstimmungsquorum. In Lahr sind das rund 6960 Stimmen.