Mundart-Autoren stellten sich von in der Hammerschmiede vor (von links): Anita Vogel aus Kappelrodeck, Joseph Schmittbiehl aus Straßburg, Willi Keller aus dem Renchtal und Anette Zirlewagen-Burzlaff aus Bräunlingen. Foto: Vögele

Preisträger des "Murre"-Mundartwettbewerbs tragen in der Hammerschmiede ihre Texte vor

Reichenbach. Zum zweiten Mal ist eine Lesung mit Preisträgern des "Murre"-Mundartwettbewerbs in der Reichenbacher Hammerschmiede über die Bühne gegangen. Veranstalter dieses Ereignisses waren die Mediathek Lahr, die alljährlich den Wettbewerb ausrichtet, und der Schwarzwaldverein Reichenbach, der die traditionsreiche historische Hammerschmiede an der Schutter betreut.

Bis zum letzten Platz war die urige Hammerschmiede mit ihren Zeugnissen einer rustikalen Vergangenheit besetzt, als die zarten Klänge zweier Harfen den Lesungsabend eröffneten. Das Harfenduo Laetitia und Magdalena von der Städtischen Musikschule Lahr entlockten ihren Instrumenten jenen Klang, der die Zuhörer in Sphären entführte, die das Herz bereit werden ließen für die Geschichten und Erzählungen. Birgit König, die Leiterin der Mediathek Lahr, und Edgar Baßler vom Schwarzwaldverein Reichenbach hießen die Zuhörer willkommen. Stefan Pflaum, letztjähriger Murrepreisträger, hatte die Moderation des Abends übernommen und brachte zur Freude der Zuhörer auch einige eigene Beiträge zu Gehör. Pflaum publiziert sowohl in hochdeutscher als auch in alemannischer Sprache.

Dann hieß es "Bühne frei" für die vier Preisträger des Mundart-Wettbewerbs, die den weiteren Abend gestalteten. Es verblüffte manche Zuhörer, wie abwechslungsreich die alemannische Sprache in ihren wundersamen Klangbildern ist, die die Preisträger des "Murre"-Wettbewerbs ausbreiteten. Sie reichten von der Baar über die Ortenau bis ins Elsass.

Willi Keller aus dem Renchtal las besinnliche Geschichten vor, die trotz ihres eher ernsten Inhalts durch die heimatliche Sprachfärbung einen besonderen Reiz hatten und tiefere Schichten der Seele ansprachen. Aus dem benachbarten Achertal kam Anita Vogel, um aus ihren Werken zu lesen. Es war erstaunlich, wie um vieles andere hier das Alemannische klingt, obwohl die beiden Täler aneinander grenzen. Ihre humorvollen Geschichten nahmen liebenswert die Klatschsucht aufs Korn, da es immer Spaß macht, wenn man Witz und ein wenig Boshaftigkeit mischen kann. Anette Zirlewagen-Burzlaff entführte mit ihren Gedanken auf die Baar, deren Sprache sich langsam dem Schweizer Idiom nähert. Viele Worte, die langsam entschwinden, machten ihre Kurzgeschichten hörenswert und ließen anklingen, was man gemeinhin mit "Heimat“ verbindet.

Joseph Schmittbiehl aus Straßburg, erster Prosa-Preisträger des Wettbewerbs, steuerte im schönsten Elsässer-Dialekt einige Beiträge bei, die in ihrer gemütvollen Art zum Nachdenken einluden. Eines wurde sehr deutlich: Die alemannische Sprache verbindet wie ein ungemein starkes Band die Menschen der Region und hebt politische Grenzen auf.

Stefan Pflaum brachte es mit seinen Lesungen auf fantastischem Niveau, das sich in Wortspielereien verbreitete. Mehr als einmal regte die begeisterten Zuhörer zum Schmunzeln und zum befreienden Lachen. Der heitere und milde Frühlingsabend half seinerseits ebenfalls mit, diesen Wortspiele-Abend zu einem großen Erlebnis werden zu lassen.