Ende März schließt der 72-jährige Milan Prokop die Adler-Apotheke in Sulz. Foto: Haid

Milan Prokop geht Ende des Monats in den Ruhestand / Keinen Nachfolger gefunden

Ende März geht in Sulz eine Ära zu Ende. Die Adler-Apotheke schließt. Der 72-jährige Milan Prokop geht in den Ruhestand. Vier Jahre hat er erfolglos nach einem Nachfolger gesucht.

Sulz. Die Adler-Apotheke ist eine Landapotheke. Hier kennt man sich. Die Sulzer holen nicht nur ihre Rezepte ab. In der Apotheke gibt es auch Rat, die Mitarbeiter hören zu. Milan Prokop kennt die Familiengeschichten seiner Kunden, weiß, wann die Tochter heiratet, der Enkel Abitur macht oder der Sohn Nachwuchs bekommt. Gerade das Persönliche im Umgang mit den Kunden war Prokop wichtig. Er hat, bevor er nach Sulz kam, auch in Großapotheken gearbeitet und mit diesen Erfahrungen beschlossen: "Ich will aufs Dorf". Dort übernahm er 1992 die Apotheke von seinem Vater Vlastimil Prokop, der die Apotheke 1977 in Sulz gegründet hat.

Die Prokops sind eine Apothekerfamilie. Seit dem 19. Jahrhundert führten sie Apotheken in Tschechien. Als die Familie 1968 nach Deutschland kamen, suchte Vater Prokop mit seiner Frau Charlotte im ganzen Bundesgebiet nach einem Standort für eine neue Apotheke. Diesen fand er schließlich in Sulz. Der Ort und die Landschaft hatten es ihm angetan. Nun endet diese Ära.

Stets war Prokop eine faire Beratung seiner Kunden wichtig, er hat auch schon mal von einem teuren Schlankheitsmittel abgeraten. Das wurde ihm gedankt, die Kunden kamen immer wieder und haben die Offenheit geschätzt. Aus vielen Kunden und Mitarbeitern wurden mit der Zeit Freunde.

Die Kunden sind traurig über die Schließung, obwohl sie dem 72-Jährigen den Ruhestand gönnen. Menschen, die nicht mobil sind, können künftig von der Kippenheimer Karlsapotheke beliefert werden. Diese Notlösung hat der Apotheker mit der Karlsapotheke erarbeitet, nachdem Prokop keinen Nachfolger für seine Apotheke finden konnte. Vier Jahre hat er deutschlandweit gesucht, über Großhändler und Agenturen. Doch niemand hatte laut Prokop Interesse. Neben dem geringeren Verdienst in einer Landapotheke sieht er das Problem in der ständigen Anwesenheitspflicht eines approbierten Apothekers. Während der Öffnungszeiten muss immer ein Apotheker anwesend sein, was sich in einer kleinen Apotheke nicht mit einer 40-Stunden-Woche und Urlaub vereinbaren lässt. "Es gibt nicht genug Apotheker, die diesen Vollzeitjob machen möchten", betont er

Auch wenn es dem Apotheker mit Leib und Seele nicht leicht fällt, Ende März ein letztes Mal seine Apotheke zu öffnen, wird er die Bürokratie und die umfangreichen gesetzlichen Bestimmungen, die die Arbeit eines Apothekers immer mehr bestimmen, nicht vermissen. Prokop wird sich nun die Zeit nehmen, seine "überall verstreuten" Freunde zu besuchen, drei Wochen am Stück Urlaub zu machen, Skandinavien zu bereisen, zu wandern und "meinen Garten zu beackern".