Für Menschen, die körperlich nicht belastbar sind, stellt die Stahlkonstruktion eine Herausforderung dar. Foto: Achnitz

Facebook-Nutzer machen ihrem Unmut Luft / Viele halten die Stadt für verantwortlich

Die Empörung über die Behelfsbrücke am Bahnhof findet auch im Internet ihren Niederschlag. Wir geben einen Einblick in die Facebook-Gruppe "Du bist aus Lahr, wenn ...".

Lahr. "Das ist doch nicht ernst gemeint": Mit diesem Ausruf des Erstaunens eröffnet Andrea Wissmann eine umfangreiche Diskussion in der geschlossenen Facebookgruppe "Du bist aus Lahr, wenn ...". Das "wenn" bezieht sich darauf, dass man Besonderheiten der Stadt Lahr kennt, die Außenstehenden nicht wissen. Die für manche Reisende nicht mehr begehbare Behelfsbrücke am Bahnhof gehört inzwischen dazu und ist zum Stadtgespräch geworden. Selbst der Oberbürgermeister musste sich mit ihr beschäftigen und die Stadtverwaltung denkt über die Anstellung von Hilfspersonal aus dem Jobcenter nach.

Dutzende von Facebook-Nutzern haben eine dreistellige Zahl von Kommentaren unter den beiden einschlägigen Einträgen in der Gruppe hinterlassen. Während einige es nicht für richtig halten, dass über die Bauarbeiten geschimpft wird, empören sich andere darüber, wie die Bahn mit ihren Kunden umgeht. "Nun kommt endlich die Sanierung und schon wird gemeckert", schreibt etwa Waltraud Arand, "man kann es gewissen Personen halt nie recht machen." Timmy Wernigk, Patricia Beck, Brigitte "St. Amour" und viele andere stimmen ihr darin zu.

Anni hingegen fragt, ob diejenigen, die im Internet die Bauarbeiten begrüßen, die Brücke überhaupt jemals betreten haben. Sie müsse immerhin täglich dort hinüber.

Sascha Huber, der eigenen Angaben inzwischen in Norwegen lebt, kritisiert die Sparpolitik der Bahn: "Was für eine Diskussion. Öffentliche Einrichtungen müssen barrierefrei sein, auch wenn sie umgebaut werden. Mit ein wenig Mehraufwand hätte die Baustelle auch so gestaltet werden können." Auch Jennyfer Goerke und Colleen Golt fragen sich, wie denn "Menschen mit Gehbehinderung nun über die Gleise" kommen sollen.

"Ra Domska" beschreibt unter dem von ihr am Dienstag hochgeladenen Foto der Brücke, wie es ihr ergangen ist: "Ich habe vorhin gedacht, mich trifft der Schlag. Ich wollte nichts ahnend durch die Unterführung zum anderen Gleis laufen – gesperrt. Okay, dachte ich, dann laufen wir halt über die Treppe zum anderen Gleis: schwer bepackt mit Tüten, hochschwanger und bei 36 Grad. Am anderen Gleis mit Kreislaufbeschwerden angekommen, und dann gibt es dort nicht einmal eine Sitzmöglichkeit. Was denkt sich die Bahn dabei?" 37 Mitgliedern der Lahr-Gruppe gefällt diese Stellungnahme.

Einige bieten Hilfe an, andere raten dazu, über die Gleise zu laufen. Empfohlen werden auch Beschwerden bei der Stadt, beim Behindertenrat in Lahr, beim Regierungspräsidium oder beim Fahrgastver band. Ansprechpartner für die Baumaßnahme ist jedoch allein das Regionalbüro Stuttgart der Deutschen Bahn. Und dort beschwichtigt man (wir berichteten): Der Bahnhof sei ja auch vorher nicht barrierefrei gewesen, insofern habe sich nichts geändert.