Bis zu 14 Fallschirmspringer werden pro Flug von der Turboprop-Maschine in die Luft gebracht. Foto: Breuer

Die Maschine der Fallschirmspringer startet bis zu zwölfmal täglich

Seit Mai sind die Freiburger Fallschirmspringer auf dem Lahrer Flugplatz zu Hause. Der Flugplatzbetreiber freut sich über die Belebung des Geländes, doch die Begeisterung ist nicht ungeteilt. Es gibt Beschwerden über Lärmbelästigung.

Lahr. Edgar Laug wohnt in Hugsweier, Luftlinie ungefähr einen Kilometer von der Start- und Landebahn entfernt. Die Maschine, die die Fallschirmspringer in die Luft bringt, hört er am Freitagnachmittag sowie samstags und sonntags ab 9 Uhr – "und dann geht das so bis Sonnenuntergang, ohne Pause". Das Vereinsflugzeug erzeuge ein durchdringendes Geräusch, vor dem er auch im Gebäudeinneren nicht sicher sei – obwohl er Schallschutzfenster hat. "Wenn ich am Wochenende im Haus entspannen will, muss ich Ohrstöpsel einsetzen", so Laug.

Die Springer steigen am Lahrer Flugplatz in eine Cessna Caravan 208 ein, eine einmotorige Turboprop-Maschine. Von dem Flieger werden sie auf eine Höhe von 4000 Metern gebracht, von wo sie mit 200 Stundenkilometern im freien Fall der Erde entgegenrasen, ehe sie schwerelos am geöffneten Fallschirm dahingleiten. Bis zu zwölfmal pro Tag bringt das Flugzeug Springer zu ihren Absprungorten, den "Dropzones".

Die Sprünge sind geräuschlos, das Flugzeug ist es nicht. Der Schall würde sich von oben ungehindert ausbreiten, so Laug. Auf den Motorenlärm sei er zum Beispiel auch von Menschen aus Schuttertal oder Allmannsweier angesprochen worden. Laug war im Vorstand der Bürgerinitiative gegen den Flugplatz Lahr, die sich im September 2016 auflöste, nachdem sie ihre Ziele – das Verhindern von Passagier- und Frachtflügen – weitgehend erreicht hatte.

Den Fallschirmspringern gefällt’s in Lahr. "Jeden Samstag und Sonntag ist Take-off um 9 Uhr. Natürlich sind wir auch an Feiertagen aktiv", heißt es auf der Internetseite des Vereins, der vom Industrie- und Gewerbezentrum Lahr (IGZ) auf dem Lahrer Flugplatz ein Gelände mit direktem Zugang zur Startbahn gepachtet hat. In Lahr sieht der Verein seine Zukunft. "Die Lage und das meist sonnige Wetter ermöglichen einen ganzjährigen Sprungbetrieb", berichten die Springer im Internet. Gekommen sind sie, weil sie in Freiburg dem Stadionbau weichen mussten.

"Für uns ist Lahr ein Neustart. Wir zahlen hier Pacht und Landegebühren", betont Anita Huck, die Vorsitzende des 1964 gegründeten "Breisgauvereins für Fallschirmsport". Die Situation der Anwohner könne sie aber nachvollziehen, lebe sie doch selbst in der Nähe des Frankfurter Flughafens. Sie betont, dass der Verein Rücksicht nehme, so gut es geht. So würden 18 Fallschirmspringer in die Cessna passen, doch man lasse höchstens 14 mitfliegen – dadurch würde das Flugzeug schneller an Höhe gewinnen und so weniger Geräusche verbreiten. "Das Flugzeug ist auch nicht besonders laut", betont sie außerdem auf Nachfrage unserer Zeitung.

Auch Michael Erath, Betriebsleiter der Lahrer Flugbetriebs-Gesellschaft, hebt hervor, dass man ein gutes Einvernehmen mit den Umlandgemeinden wolle. Dafür habe man mit den Fallschirmspringern Flugrouten über unbewohntes Gebiet vereinbart. Eine dieser Routen führe zum Beispiel nach dem Start Richtung Norden an Friesenheim vorbei – statt drüber weg – bis vor Offenburg, danach drehe der Flieger Richtung Kinzigtal ab, um über dem Wald weiter an Höhe zu gewinnen.

Jedoch: Die Entscheidung über die Flugroute treffe letztlich die zuständige Luftaufsicht des Straßburger Flughafens. Und deren Lotsen würden dem Piloten der Springer bei bis zu drei Flügen täglich eine Route zuweisen, die auch über Wohngebieten liegt. Man sei aber sowohl mit der Flugaufsicht als auch mit den Springern im Gespräch, damit die Beeinträchtigungen für die Anwohner möglichst gering ausfallen. Gleichwohl werde am Flugplatz Lahr aber nun mal geflogen.

Laug beschreibt die von der Cessna erzeugte Schallemission als "ewiges Brummen", vor dem es kein Entkommen gebe. "Wenn am Sonntag mal ein Rasenmäher angemacht wird, ist das nicht so schlimm. Der hört nach zehn Minuten auf. Dieses Flugzeug hört man aber den ganzen Tag", stellt der Hugsweierer fest, der auch den Vorwurf mangelnder Transparenz erhebt: "Der Umzug der Fallschirmspringer wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne Anhörung der Umlandgemeinden eingefädelt und durchgezogen."

Mit den Springern sei "der Lärm von Freiburg nach Lahr umgezogen", stellt Laug fest. Worüber er sich ebenfalls ärgert: In Freiburg durfte das Flugzeug jahrelang nur zu ganz bestimmten Zeiten starten, musste etwa am Samstag- und Sonntagmittag jeweils zwei Stunden am Boden bleiben. Dagegen sieht die Genehmigung des Regierungspräsidiums als Landesluftfahrtbehörde für den Sprungbetrieb in Lahr keine Mit- tagspausen vor. Hier darf der Flieger den ganzen Tag abheben.

INFO

Vereinsleben

Der Breisgauverein für Fallschirmsport bietet "den ultimativen Absprung aus dem Alltag", heißt es auf seiner Seite im Internet. Interessierte haben die Wahl zwischen einem Tandemsprung aus 4200 Metern oder einem Schnupperkurs mit einem ersten Sprung nach professioneller Ausbildung. Eine Voranmeldung zum Springen sei auf dem Platz in Lahr nicht notwendig. Wer sichergehen will, solle sich an die Geschäftsstelle des Vereins wenden.