Punktete beim Publikum: Andreas Rebholz Foto: Baublies Foto: Lahrer Zeitung

Poetry Slam: Sprachkünstler liefern sich im "Schlachthof" Wortgefechte / Zuschauer sind begeistert

Lahr. Die jüngste Auflage des Poetry-Slams im "Schlachthof" ist das erste Mal auf im großen Saal über die Bühne gegangen. Andreas Rebholz aus Ulm entschied die sehr gut besuchte "Dichter-schlacht" am Freitagabend souverän für sich.

Die Idee des "Schlachthof"-Teams, den größeren Raum neben der Ess-Bar zu nutzen, war richtig. Aufgrund der bei den vergangenen Wettbewerben immer größeren Resonanz war so mehr Platz. Der Nachteil: Die Akklamation fiel aufgrund von mehr Platz etwas verhaltener aus. Die lärmende und ausgelassene Stimmung, eigentlich ein Hexenkessel, die ansonsten in der Ess-Bar herrschte, schien gedämpfter. Das aber hatte nichts mit den Kombattanten zu tun. Den alle sechs Sprachkünstler legten sich bei ihren Wortgefechten mächtig ins Zeug.

Aus Lahr schaffte es Ruben Sträter, der hier nicht das erste Mal aufgetreten war, ins Finale. Felix Bartsch aus Ulm und Jonathan Löffelbein aus Tübingen lagen nach der Vorrunde, dem Beifall nach zu schließen, gleichauf. Also wurde die zweite Runde mit vier Kämpfern (statt den üblichen drei) bestritten. Anna Teufel aus Karlsruhe schied gegen Sträter aus den Kampf. Thilo Dierkes aus Freiburg unterlag in der ersten Runde dem späteren Sieger.

Rebholz entschied die Vorrunde klar für sich. Im Finale trug er eine Meditation über die Zusammenhänge des Meisters Yoda – dem Wortverdreher aus dem Film-Epos "Krieg der Sterne" – vor und berichtete über Erfahrungen innerhalb einer WG, das alles dargestellt als Wurstsalat. Die Erkenntnis: "Wir alle sind kleine Streifen im Wurstsalat."

Der Beifall war hier so eindeutig, dass Suckut nicht auf eine Hörprobe des Drei-Sekunden-Applauses zurückgreifen musste. Die drei zweiten Sieger nahmen die Niederlage gelassen hin. Ruben Sträter hatte, wie auch bei den Schlachten zuvor, mit Wortschlangen und dem Versuch, Unsinn aus der Folge der Worte zu erklären, gut gepunktet.

Sein zweiter Text, den er im Finale vortrug, war da aber eine eher seltene Ausnahme. Er versuchte, zu ergründen, wie man einen Drehtür dazu bewegen könne, sich in die andere Richtung zu drehen. Da wurden die Feuerwehr, Polizei und ein Exorzist benötigt. Die Tür blieb stur. Felix Bartsch gab zu, das Wut mitunter nötig sei. Jonathan Löffelbein schilderte, was er beim Friseur erlebte, nachdem seine weibliche Fernbeziehung orakelt hatte, dass er sich am Telefon langhaarig anhören würde. Die Regeln sind einfach. Jeder, der hier in die Arena tritt, hat zwischen fünf und sieben Minuten Zeit, einen eigenen Text vorzutragen. Das erklärte Marvin Suckut, der die Wortschlacht moderierte.

Entscheidend über Sieg oder Niederlage war der Beifall der Besucher. Die Bandbreite reicht theoretisch von einem bis zehn Punkte. Das untere Ende der Skala wäre das Urteil "Literatur ist nicht dein Ding". Das Maximum von zehn Punkten bedeutet: "Der Text ist so gut, dass ich jedes meiner Kinder mit einem Wort daraus benennen möchte." Spätestens hier war den rund 150 Besuchern klar, dass Suckut selbst ein erfahrener Akteur der Slam-Szene ist. Die hier verwendeten und eher kämpferischen Namen sind korrekt. Das englische Wort "Slam" bedeutet übersetzt "Wettstreit im Sinn von Kampf oder Schlacht". Der Poetry-Slam ist also nicht nur im Wortsinn eine "Dichterschlacht".