Wie dieser neue Entwurf zeigt, soll das Streifenhaus eineinhalbstöckig werden – ­der ursprüngliche Entwurf hatte ein niedrigeres Gebäude vorgesehen. Der langgestreckte Garten soll mit typischen Pflanzen aus der römischen Zeit ausgestattet werden. Grafik: LGS

Mehrkosten für Gebäude im Römer-Stil werden einstimmig genehmigt

Die Rekonstruktion eines römischen Streifenhauses auf dem Landesgartenschau-Gelände wird größer und damit teurer als geplant. Verantwortlich dafür sind neue Erkenntnisse über das antike Gebäude, dessen Reste in Lahr entdeckt wurden.

Lahr. Im Vorjahr war noch mit 200 000 Euro gerechnet worden. Doch am Montag segnete der Gemeinderat einen Kostenrahmen von 385 000 Euro ab, der laut Sitzungsvorlage durch das überarbeitete Konzept für die Hausrekonstruktion nötig geworden ist.

Der im Mauerfeld entdeckte Haustyp zeichne sich durch seine spezielle Unterkonstruktion aus Schwellbalken aus, informierte die Stadt. Damit diese Schwellbalken nicht allzuschnell verrotten, lagen sie auf großen Sockelsteinen aus Bruchsandstein. Diese Sockelsteinbauten sind in Lahr das erste Mal wissenschaftlich detailliert beschrieben worden. Die Bezeichnung "Haustyp Lahr" sei von der archäologischen Forschung bereits als feststehender Begriff übernommen worden.

Beim "Haustyp Lahr" habe man es entgegen ersten Annahmen nicht mit niedrigen, barackenartigen Häusern zu tun, sondern mit eineinhalbgeschossigen "Stadthäusern". So sei der "Haustyp Lahr" eine eigenständige Entwicklung des zivilen römischen Hinterlandes am Oberrhein. Vorläufer würden sich in der Civitas Helvetorium (heute die Nordwestschweiz) und im östlichen Gallien (heute das südliche Elsass) finden. Die ersten Bewohner des römischen Vicus von Lahr-Dinglingen sollen von dort um 100 nach Christus nach Lahr gekommen sein und diese Bautradition mitgebracht haben.

Einige der besser erhaltenen Häuser in der Nordwestschweiz haben Treppen oder Leiterstiege, die auf ihre Mehrgeschossigkeit schließen lassen. In dieselbe Richtung würden auch die Lahrer Sockelsteine weisen, die für ebenerdige Häuser zu groß wären, heißt es in der Sitzungsvorlage. Deshalb empfiehlt die Uni Freiburg für die Hausrekonstruktion auf dem Gartenschau-Gelände eine eineinhalbstöckige Variante.

"Dieses überzeugende Forschungsergebnis muss umgesetzt werden. Da fangen wir jetzt nicht zu knausern an", sagte Jörg Uffelmann (FDP) und gab damit am Montag das Stimmungsbild unter den Ratskollegen wieder, die die Mehrkosten einstimmig absegneten.

Über diese Entscheidung dürfte sich kaum jemand mehr gefreut haben als Alexander Heising, der die Abteilung für Provinzialrömische Archäologie an der Uni Freiburg leitet. Von Heising stammen die Erkenntnisse über das "Lahr-Haus", und er wird auch dessen Rekonstruktion leiten. "Das Bauwerk wird etwas Besonderes, das so noch nirgendwo steht", schürte er in der Gemeinderatssitzung die Erwartungen.

Begleitet wird das Projekt, wie berichtet, vom Arbeitskreis Römer-Anlage, der den Gartenschau-Besuchern das Leben in der Römerzeit anhand von praktischen Beispielen näherbringen will.

INFO

Streifenhaus

Das Streifenhaus ist der charakteristische Häusertyp für die römischen Nordwestprovinzen. Diese Gebäude waren schmal, um möglichst vielen Grundstücken innerhalb einer römischen Siedlung einen Zugang zur Durchgangsstraße zu gewähren. Die hallenartigen Häuser konnten bis zu 40 Meter lang sein, waren dabei aber nur zwischen fünf und 16 Meter breit. Die Giebelseite war zur Straße angelegt. Die Häuser vom "Typ Lahr" sollen zwischen fünf und sechs Metren breit und bis zu 17 Metern lang gewesen sein.