Düstere Aura mit morbidem Charme: die Gruppe "Bail" bei ihrem Auftritt im Stiftsschaffneikeller Foto: Künstle Foto: Lahrer Zeitung

Konzert: Die Lahrer Gruppe "Bail" stellt im Stiftsschaffneikeller ihr Debütalbum "Superscar" vor

Von Jürgen Haberer

Die Gruppe "Bail" steht für flirrende Gitarrenläufe und Klanglandschaften, für Songs, denen oft eine düstere Aura mit morbidem Charme anhaftet. Im Stiftsschaffneikeller hat die Band um Klaus Biehler ihr Debütalbum vorgestellt.

Lahr. Keine Frage, das Konzert am Freitag hatte seine Tücken. Der Zeitplan wurde durch die für viele Veranstaltungsbesucher überraschende Verpflichtung einer Vorband kräftig durcheinander gewirbelt. Die Anlage des Kulturkreises offenbarte bereits beim Auftritt der "Weashdrones" im oberen Lautstärkebereich ihre Schwächen. Der Sound sollte den ganzen Abend über etwas muffig bleiben und dabei so manche Feinheit in der Musik von "Bail" überdecken. Etwas irreführend ist auch die Bezeichnung "Debütalbum" für die insgesamt zwölf Songs umfassende CD der Band. Ein Großteil des Materials ist nicht ganz taufrisch. Viele der Songs aus der Feder von Klaus Biehler sind dem ehemaligen Schlagzeuger der Punkband "Im Affect" schon lange im Kopf herumggeistert, als die Gruppe "Bail" vor einigen Jahren das Licht der Welt erblickt. Das meiste wurde mittlerweile aber neu arrangiert und überarbeitet. "Superscar" ist damit zumindest das offizielle Debüt der Gruppe "Bail" und ganz nebenbei auch die erste Produktion des neuen Labels "N 13 Records" von André Horstmann, dem Betreiber der Lahrer "Neuwerk 13 Studios".

"Superscar" lässt sich nur schwer einordnen. Die Musik taucht wie die Texte von Biehler in die Abgründe der menschlichen Psyche ein. Es pendelt zwischen hymnischen Ansätzen, Verzweiflung und Melancholie. Einer verstörenden Wand flimmernder Gitarrenklänge und atmosphärischer Tongemälde, in denen die düstere Monotonie von "Velvet Underground" ebenso mitschwingt wie der Wave der 1980er-Jahre. Im Konzert kommen dann noch die surrealen Bilder von selbst produzierten Videosequenzen hinzu.

All das prägte auch den Auftritt von Klaus Biehler (Gitarre, Gesang), Toby Ventura (Gitarre, Gesang), Bertram Hensle (akustische Gitarre, Keyboards, Gesang), Kai Escher (Bass) und Jürgen Spänle (Schlagzeug). Gut 100 Zuhörer erlebten ein Konzert, das unter der Oberfläche mächtig brodelte, in dem scheinbar harmonische Strukturen und gefühlvoll Balladen, immer wieder eine fast morbid anmutende Kraft entwickelten, in dem sich durch den Raum schwirrende Gitarrenläufe, immer wider in expressiven Klanggewittern verdichteten und in die Höhe schraubten.

Älteres Material und brandneue Songs

"Bail" brachte dabei längst nicht nur das Material des Albums. Zu hören waren auch Kompositionen aus den 1980er-Jahren und brandneue Songs, die noch in der Erprobungsphase stecken. Dem alles andere als optimalen Sound zum Trotz entwickelte "Bail" immer wieder eine tolle musikalische Präsenz.