Die Zionskapelle im Kähnergässle 2 war das erste Gemeindehaus der Methodisten in Lahr. Foto: Gemeinde Foto: Lahrer Zeitung

Kirchengemeinde feiert bei einem Gottesdienst ihr Jubiläum / Predigt von Bischöfin Rosemarie Wenne

Lahr (red/sm). Mit einem Festgottesdienst feiert die Gemeinde der Evangelisch-methodistischen Kirche am Sonntag, 12. Oktober, ab 10 Uhr ihr 150-jähriges Bestehen. Bischöfin Rosemarie Wenner aus Frankfurt wird die Predigt halten.

"Methodisten" war ursprünglich ein Schimpfwort, blickt Pastor Thomas R. Borrmann zurück. Junge Christen in England hatten diesen Namen bekommen. Zu ihnen gehörten auch John und Charles Wesley, beide junge Pfarrer der Anglikanischen Kirche. "Sie lebten ihren persönlichen Glauben an Jesus Christus sehr konsequent", so Borrmann. Außenstehende meinten deshalb, sie hätten eine besondere "Methode", fromm zu sein. "Dabei folgten sie nur Jesus Christus: Sie trafen sich zu Bibelstudium und Gebet, unterstützten Arme und Alkoholabhängige, besuchten Gefangene im Gefängnis und sammelten Glaubende und Suchende in kleinen Gruppen, die ihre Lebens- und Glaubenserfahrung miteinander teilten und sich auch in sozialer Hinsicht gegenseitig unterstützten", berichtet der Pastor.

Zugleich setzten die ersten Methodisten in England eine Gefängnisreform durch und bekämpften die Sklaverei. Dem Elend der Industrie- und Bergarbeiter traten sie durch die Gründung von Gewerkschaften entgegen. Historiker gehen laut Borrmann in ihrem Urteil so weit zu sagen, dass England aufgrund dieser Reformen eine blutige Revolution erspart geblieben ist, wie sie zeitgleich in Frankreich stattfand.

Als der Methodismus als Reformbewegung von der Kirche von England abgewehrt wurde, entstand 1784 eine eigene Kirche. Mit den Auswandererströmen der damaligen Zeit erreichte der Methodismus auch die USA. Dort kamen deutsche Auswanderer mit dieser Kirche in Kontakt und kehrten entweder selbst nach Deutschland zurück oder entsandten Missionare, um methodistische Gemeinden zu gründen. In Lahr geschah dies 1864 durch den Reiseprediger Christian Raith. Das erste Gemeindehaus wurde 1877 im Kähnergässle 2 eingeweiht, die "Zionskapelle" (heute oberhalb der AOK, mit einer blauen Fassade). Bereits 1906 wurde direkt gegenüber (Kähnergässle 1) die "Zionskirche" eingeweiht – die Gemeinde war gewachsen und brauchte größere Räume. 2006 konnte die Gemeinde ihr Gemeindezentrum am Königsberger Ring in Dinglingen beziehen.

Der Methodismus bildet heute eine der größten protestantischen Kirchen weltweit mit mehr als zehn Millionen Mitgliedern. 1968 haben sich weltweit verschiedene methodistische Kirchen zusammengeschlossen. Im deutschsprachigen Raum heißen die Methodisten seitdem Evangelisch-methodistische Kirche. In diesem Doppelnamen kommen die Wurzeln der Kirche zum Ausdruck: Gegründet auf das Evangelium, die gute Nachricht von Jesus Christus und seiner Liebe, und bewegt von einem methodistischen Glauben, einem Glauben, der in der Liebe tätig ist.

In Lahr pflegt die Evangelisch-methodistische Kirche gutnachbarschaftliche Beziehungen zur Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (Ökumene) und zu den Gemeinden der Evangelischen Allianz und bringt sich immer wieder in das Miteinander der Kirchengemeinden ein.

Frühere Pastoren des Gemeindebezirks Lahr sind samt ihren Angehörigen zu dem Gottesdienst eingeladen, ebenso Vertreter der Stadt Lahr, der Ökumene (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Lahr) und der Evangelischen Allianz. Der Gottesdienst im Gemeindezentrum wird von Kindern aus der Gemeinde eröffnet werden.