Kippenheimer Verwaltung will Anwohner zu Tempo-Reduzierung auf der B 3 befragen
Ein Lärmaktionsplan für Kippenheim ist seit Monaten beschlossene Sache. Offen ist aber, wie er umgesetzt wird. Die strittigste Frage – ob der Verkehr auf der B 3 heruntergebremst werden soll – will die Verwaltung nun mithilfe der Anwohner beantworten.
Kippenheim. Dass es entlang der Ortsdurchfahrt zu laut ist, dürfte noch nie jemand infrage gestellt haben. Schwarz auf Weiß bekam es die Gemeinde im Januar vergangenen Jahres. Laut Lärmgutachten des Büros Fichtner aus Freiburg werden über 24 Stunden gesehen 210 Anwohner oberhalb des Schwellenwerts von 65 Dezibel beschallt. Nachts, wenn maximal 60 Dezibel zulässig sind, sind es immer noch 200. Fakten, die den Experten zufolge zum Handeln zwingen. Die Gemeinderäte gingen grundsätzlich d’accord, die Meinungen, wie den lärmgeplagten Menschen an der Bundesstraße zu helfen ist, jedoch auseinander.
Von Tempo 50 bis 30 Stundenkilometer in der Nacht ist alles möglich
Den Vorschlag des Fachbüros, die Geschwindigkeit auf der B 3 zu reduzieren, würde zwar die Straßenverkehrsbehörde mit großer Wahrscheinlichkeit mitgehen. Das wurde aus Offenburg signalisiert. Allerdings nicht alle Räte, weil einige den Tritt auf die Bremse scheuen. Ihre Befürchtung: Je langsamer die Autos fahren, desto länger sind sie im Ort, desto mehr Abgase blasen sie in die Luft. Die Verwaltung stoppte die Diskussionen und griff einen Vorschlag aus der Mitte des Gremiums auf: die Betroffenen selbst in die Entscheidung einzubeziehen.
Dazu hat man im Rathaus einen Brief aufgesetzt, der – das Okay des Gemeinderats vorausgesetzt – an die Bewohner des Herrenwegs, der Oberen und Unteren Hauptstraße, der Bachgasse 1 bis 6 sowie der Blumenstraße 4 bis 30 versendet werden soll. Die Frage: "Welche der nachfolgend aufgeführten Maßnahmen würden Sie am ehesten unterstützen?"
Die vier Antwortmöglichkeiten:
> ganztägige Geschwindigkeitsbeschränkung auf der B 3 auf Tempo 30
> ganztägige Geschwindigkeitsbeschränkung auf der B 3 auf Tempo 40
> nächtliche Geschwindigkeitsbeschränkung auf der B 3 auf Tempo 30
> keine der oben aufgeführten Maßnahmen. Die derzeit zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der B 3 (meist Tempo 50) soll auch weiterhin gelten.
Dazu informiert die Verwaltung den Adressaten darüber, wie sich die einzelnen Maßnahmen auf die Lärmsituation entlang der B 3 auswirken würden. So hätte eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 auf 40 Stundenkilometer eine "gerade wahrnehmbare Minderung" um 1,2 Dezibel zur Folge. Eine Beschränkung auf Tempo 30 würde zu "einer gut wahrnehmbaren Entlastung" um 2,5 Dezibel führen. Dürften Autos künftig von 22 bis 6 Uhr nur noch mit 30 Stundenkilometern durch den Ort fahren, könnten Störungen zumindest in der für die Gesundheit wichtigen Nachtzeit gemindert werden.
Sollten sich die Kippenheimer dafür aussprechen, alles beim Alten – sprich bei Tempo 50 – zu belassen, müssten sie sich darüber im Klaren sein, dass "für die betroffenen Bereiche zumindest derzeit keine alternativen Schutzmaßnahmen zur Verfügung stehen". Lärmschutzwände seien "städtebaulich nicht zu integrieren", lärmmindernde Fahrbahnen innerorts nicht machbar.
Die Kippenheimer Verwaltung will sich den Fragebogen bei der Sitzung am kommenden Montag (ab 19 Uhr im Rathaus) vom Gemeinderat absegnen lassen. Die Bürger hätten bis 15. März Zeit, ihn auszufüllen und im Rathaus abzugeben.
