In der ehemaligen Synagoge in Kippenheim informiert eine Ausstellung über den "Befehlshaber der deutschen Juden" Josel von Rosheim. Foto: Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim

"Befehlshaber der deutschen Juden" in ehemaliger Synagoge in Kippenheim

Kippenheim (red/rha). In der Ehemaligen Synagoge Kippenheim ist bis zum 10. September die Ausstellung Josel von Rosheim (1478-1554) zu sehen. Die Ausstellung mit dem Untertitel "Ein engagierter Jude im Europa seiner Zeit" thematisiert in 18 Tafeln das Leben und Wirken des gewählten Vertreters aller Juden des Heiligen Römischen Reichs in der Zeit der Reformation.

Aus Endingen am Kaiserstuhl vertrieben, nahm seine Familie zunächst Zuflucht im elsässischen Oberehnheim, dann in der Reichsstadt Hagenau. Später ließ Josel sich in Rosheim nieder. Als Händler und Geldverleiher wohlhabend, angesehen und weiträumig vernetzt, entwickelte er sich zum Sprecher aller Juden im Heiligen Römischen Reich. Ein Vierteljahrhundert lang setzte er sich unermüdlich zum Schutz seiner Glaubengeschwister ein. Der Kaiser berief daher den "Befehlshaber der Judischheit in Teutschland", wie Josel mittlerweile genannt wurde, im Jahr 1530 auf den Reichstag nach Augsburg. Dort widerlegte er in einem öffentlichen Streitgespräch die antijudaistischen Thesen des vom Judentum zum christlichen Glauben konvertierten Margarithas. Es war ein voller Erfolg für Josel von Rosheim; Margarithas noch unverkaufte Bücher wurden eingezogen.

Sein Werk wurde dennoch zur Quelle für weitere judenfeindliche Schriften. Auch Martin Luthers Polemik in dem 1543 erschienenen Pamphlet "Von den Juden und ihren Lügen" schöpft aus Margarithas Hetzschriften. Die Ausstellung, die auch die dunkle Seite der Reformation aufgreift, ist somit auch ein Beitrag zum diesjährigen 500. Reformationsjubiläum.

Josel von Rosheim war eigens zu Luther gereist, um ihn als Fürsprecher für die von der Ausweisung bedrohten sächsischen Juden zu gewinnen. Der Reformator ließ ihn ungerührt wieder abreisen – ohne ihn zu empfangen.

Die Gedenkstätte „Ehemalige Synagoge Kippenheim“ steht in einer besonderen Beziehung zu Josel von Rosheim – stammt doch dessen Biografin, die deutsch-jüdische Historikerin Selma Stern, aus Kippenheim. Ihr 1959 im amerikanischen Exil erschienenes Werk gilt auch heute noch als das Standardwerk zu Josel von Rosheim. Heute ist Josel von Rosheim oft nur noch Kennern der jüdischen Geschichte ein Begriff. Die Ausstellung, eine deutsch-französische Gemeinschaftsarbeit, will das ändern.

Die Ausstellung ist bis 10. September sonntags zwischen 14 und 17 Uhr in der ehemaligen Synagoge in Kippenheim zu sehen.