Soll der Verkehr auf der Kippenheimer Ortsdurchfahrt heruntergebremst werden? Die Anwohner dürfen sich zumindest dazu Foto: Archiv: Bender

Bürger sollen Stellung zu möglicher Tempo-Reduzierung nehmen / Gremium bei Vielem uneins

30, 40 oder weiter 50? Nachts langsamer als tagsüber? Der Gemeinderat will von den Anwohnern wissen, welche Geschwindigkeit sie auf der B 3 für angemessen halten. Über Inhalt und Adressaten des Fragebogens wurde am Montag heiß diskutiert.

Kippenheim. Klar ist bisher nur eins: Weil es entlang der Kippenheimer Ortsdurchfahrt zu laut ist, muss die Gemeinde handeln. Einen Lärmaktionsplan gibt es zwar mittlerweile. Welche Konsequenzen man daraus zieht, darüber herrschte bisher Uneinigkeit und wird wohl auch nach Auswertung der Fragebögen Uneinigkeit herrschen.

Am Montag sollte es nur darum gehen, den Brief, den die Verwaltung mithilfe der Freiburger Verkehrsexperten verfasst hat abzusegnen (wir berichteten). Doch was kam, war die Fortsetzung einer oft gehörten Debatte. Seit das Büro Fichtner aus Freiburg im Januar vergangenen Jahres die Ergebnisse ihrer Lärmaktionsplanung vorgestellt hat, diskutieren sich die Ratsmitglieder die Köpfe heiß: Wird der Verkehr langsamer, wird es auf den Straßen leiser und sicherer, sagen die einen. Andere fürchten, dass dadurch vor allem der Schadstoffgehalt in der Luft steigt und zweifeln die beruhigende Wirkung einer Temporeduzierung an. Nun forderten beide Seiten, dass der Wortlaut des Schreibens um die jeweilige Sichtweise ergänzt wird – beziehungsweise diese deutlicher hervortritt.

"Viele Leute wissen nichts mit Worten wie ›Lärmaktionsplan‹ oder ›Dezibel‹ anzufangen", sagte Matthias Stulz. Deshalb wäre es ihm recht gewesen, "wenn man plastischer darstellt, welche Auswirkungen eine Geschwindigkeitsreduzierung hätte". Beispielsweise, dass der Mensch eine Lärmminderung von drei Dezibel wie eine Halbierung des Verkehrsaufkommens wahrnehme. "Damit würden wir die Leute in eine bestimmte Richtung drängen" schimpfte Julian Siefert, der sich "von hypothetischen Annahmen distanzieren und bei den Fakten bleiben" wollte.

Keiner der Ergänzungswünsche wird aufgenommen

Otto Hebding hätte gerne einen Hinweis in den Brief aufgenommen gehabt, dass langsamere Autos eine größere Feinstaubbelastung im Ort bedeuteten, und zog dadurch wiederum den Zorn von Matthias Stulz auf sich. Der betonte, dass dies nur auf geraden Strecken gelte, die Kippenheimer Ortsdurchfahrt bekanntermaßen jedoch eine Strecke mit vielen Kurven sei. In Richtung Siefert schob er nach: "Visualisieren ist nicht gleich lügen."

Bürgermeister Matthias Gutbrod bremste die Diskussionsfreude seiner Gemeinderäte: "Lassen Sie uns die Rückläufer der Umfrage abwarten. Dann sehen wir, wo wir stehen, und haben einen Anhaltspunkt für unsere Entscheidung." Licht ins Dunkle konnte der Rathauschef immerhin beim Thema Adressatenkreis bringen: "Wir schreiben nur die Bürger eines bestimmten Lärmkorridors an." Briefe erhielten nur diejenigen, die jenseits der gesetzlichen Grenzwerte beschallt würden. Von den zahlreichen Ergänzungswünschen der Gemeinderäte wurde am Ende übrigens keiner in den Brief aufgenommen.

INFO

Befragung

Die Bewohner des Herrenwegs, der Oberen und Unteren Hauptstraße, der Bachgasse 1 bis 6 sowie der Blumenstraße 4 bis 30 erhalten in den nächsten Tagen Post von der Gemeinde. Bis zum 15. März haben sie Zeit folgende Frage zu beantworten:

"Welche dieser Maßnahmen würden Sie am ehesten unterstützen?"

> ganztägige Geschwindigkeitsbeschränkung auf der B 3 auf Tempo 30 

> ganztägige Geschwindigkeitsbeschränkung auf der B 3 auf Tempo 40 

> nächtliche Geschwindigkeitsbeschränkung auf der B 3 auf Tempo 30

> keine der oben aufgeführten Maßnahmen. Die derzeit zulässige Höchstgeschwindigkeit soll weiterhin gelten.

 

Welche Geschwindigkeitsregelung wünschen Sie sich?

"50 ist zu viel, die Autos rasen nur so durch"

Welches Tempolimit soll künftig auf der B 3 gelten? Das will die Gemeinde von den Anwohnern der Kippenheimer Ortsdurchfahrt wissen. Bevor die Fragebögen in den Briefkasten liegen, hat sich "LZ"-Mitarbeiterin Julienne Werner schon mal unter den Betroffenen umgehört und ein Stimmungsbild eingeholt. Bei der (nicht repräsentativen) Umfrage wird eines deutlich: So wie bisher soll es nicht bleiben.

> Dajana Bürkel, Friseur Bürkel, Untere Hauptstraße

"Ich arbeite nicht nur an der B 3, ich lebe auch dort. Am meisten stören mich die Lastwagen – man meint, die fahren einem durchs Schlafzimmer. Tagsüber soll 50 bleiben, damit der Verkehr fließt. Nachts 30, dann ist es ruhiger.

> Hans Schillinger, Anwohner der Bachgasse

"Tempo 30 ist zu langsam und 50 zu schnell – ich finde 40 Stundenkilometer optimal. Wir haben hier ja viele Kurven in Kippenheim. Wenn man 40 fährt, muss man dann nicht mehr so stark abbremsen und beschleunigen.

> Emin Duran, Duran’s Restaurant, Untere Hauptstraße

"50 Stundenkilometer sind zu schnell! Die Autos rasen nur so durch, und meine Kunden kommen gar nicht dazu, die Straße zu überqueren. Deshalb würde ich mir wünschen, dass nicht schneller als 30 gefahren werden darf."

> Jim Schmalzhaf, Schlafwelt, Herrenweg

"Ich fände es gut, wenn nachts nicht schneller als 30 gefahren werden dürfte. Dann gäbe es weniger Lärm. Tagsüber soll es bei Tempo 50 bleiben, damit man gut voran kommt. Es staut sich ja ohnehin schon durch die vielen Kurven."