Die ehemalige Synagoge wird künftig erst ab Mai sonntags geöffnet. Foto: FV

Förderverein der ehemaligen Synagoge spricht über Umgang mit Rechtspopulismus

Kippenheim (ir). Stets gut besuchte Veranstaltungen, eine laut Rechner Georg Heer solide finanzielle Basis – der Förderverein der ehemaligen Synagoge ist mit seiner Arbeit etabliert, wie Vorsitzender Jürgen Stude bei der Hauptversammlung sagte. Der Fokus des Vorstands liegt darauf, wie Erinnerungsarbeit künftig aussehen soll. Äußere Umstände zwängen zu einer Änderung.

"Ein Einbruch wird kommen, weil sich das Umfeld ändert", meinte Stude. Nicht nur weil die Zeitzeugen nach und nach sterben. Auch rechtspopulistische Kampfansagen an die bisherige Erinnerungskultur seien eine Herausforderung. Zu dem Thema wolle man sich Meinungen von außen holen. Dies könnte zum Beispiel in Form eines Symposiums geschehen. Ein anderer Vorschlag lautete, mit Vertretern der Landeszentrale für politische Bildung zu sprechen. Andere wiederum wollten keine Änderungen als Reaktion auf Anfeindungen von rechts. Von einer ganz anderen Perspektive sah es Schriftführer Bernd Rottenecker. Er stellte fest, dass vorwiegend ältere Semester die Erinnerungsarbeit leisteten. "Wer macht das in 20 Jahren?".

Zu den Veranstaltungen im vergangenen Jahr: Die Mitglieder des Fördervereins hatten zu 54 Führungen in der ehemaligen Synagoge, durch Kippenheim, über den jüdischen Friedhof in Schmieheim und neuerdings auch in umliegenden Gemeinden wie Friesenheim und Nonnenweier eingeladen. 20 Vorträge, Konzerte, Ausstellungen und Diskussionen fanden in der ehemaligen Synagoge statt.

2016 rund 2000 Menschen erreicht

Stude schätzte, dass 2000 Menschen die Veranstaltungen besuchten, darunter dürften um die 500 Jugendliche gewesen sein. Ein Höhepunkt sei ein Vortrag zum Thema Beziehungen zwischen polnischen Zwangsarbeitern und deutschen Frauen während des Zweiten Weltkriegs gewesen. Außerdem feierte man im vergangenen Jahr das 20-jährige Bestehen des Fördervereins, indem man Reden mit einem Fest verknüpfte.

Etwa 20 Ehrenamtliche leisteten vergangenes Jahr 1675 Stunden. Mit Musik, Ausstellungen und Vorträgen in der ehemaligen Synagoge soll es wie bisher weitergehen, das Programm für das erste Halbjahr steht. Die ehemalige Synagoge wird laut Vorstandsbeschluss sonntags künftig aber nicht mehr ab März, sondern erst ab Mai geöffnet sein. Stude begründete dies mit wesentlich weniger Besuchern über die kalte Jahreszeit.

Im vergangenen Jahr hat der Förderverein ein Buch herausgegeben, in dem Ruth Nathanson über ihr Leben in Shanghai von 1939 bis 1947 erzählt. Auch die zweite Auflage ist laut Schriftführer Rottenecker, der die Manuskripte Nathanson redigiert hatte, schon fast vergriffen, weshalb an eine dritte Auflage gedacht wird. Im Herbst erscheint ein weiteres Buch unter der Ägide des Fördervereins. Karl Kopp, von 1974 bis 1994 Schulleiter in Kippenheim, schildert unter dem Titel "Das Kippenheimer Lied – die Volksschule Kippenheims und ihre Kinder israelitischer Konfession" die Schicksale jüdischer Kinder. Angedacht ist, die Buchvorstellung mit dem Besuch des Zeitzeugen und ehemaligen Kippenheimer Bürgers Kurt Meier zu verknüpfen. Denn er ist in dem Buch Kopps ausdrücklich erwähnt.