Winzer Lothar Schwörer aus Kippenheim durfte sich zeitweise über bestes Erntewetter freuen. Foto: Achnitz Foto: Lahrer Zeitung

Winzer der Region sind mit Erträgen und Qualität zufrieden / Wetterumschwung kam rechtzeitig

Die Weinlese im Ortenaukreis steht kurz vor dem Abschluss. Nach anfänglichen Sorgen wegen des Wetters sind die Winzer der Region auch in diesem Jahr mit den Erträgen zufrieden – und erwarten einen guten Jahrgang.

Ortenau. Optimales Wetter für die Ernte herrschte in der vergangenen Woche, als sich die Weinlese bereits langsam dem Ende näherte: Tagsüber war es sonnig, trocken und nicht zu warm, nachts recht kühl. Früher im Jahr hatten die Witterungsbedingungen den Winzern dagegen einiges Kopfzerbrechen bereitet, wie sie auf Anfrage unserer Zeitung berichten.

Witterungsbedingungen

Der über viele Wochen andauernde starke Regen in der Vegetationsperiode von April bis Juni führte zu einem erheblichen Druck durch Pilze, vor allem durch den falschen Mehltau (Peronospora). Um dem Pilzbefall vorzubeugen, wurden in der Traubenzone Blätter entfernt. In der späteren Hitzeperioden wurden deshalb einige Trauben durch Sonnenbrand geschädigt, die bei der Handlese aussortiert werden mussten. Als die Weinbauer bereits größere Ernteausfälle wegen des Pilzbefalls und des Regens befürchteten, schlug das Wetter jedoch um: Zur passenden Zeit begann ein regelrechter Bilderbuchsommer.

Das anschließende wochenlang trockene und zum Teil heiße Klima bis zum Beginn der Weinlese im September wirkte wie eine Entschädigung für den außergewöhnlich feuchten Frühsommer. Die vom Frühjahr durchfeuchteten Böden hatten außerdem genügend Wasser gespeichert, um die tiefwurzelnden Reben vor Hitzeschäden zu bewahren.

Schädlinge

Der sonnige und heiße Hochsommer in Baden wirkte sich auch positiv auf den erwarteten Befall der Weinreben durch den zurzeit am meisten gefürchteten Schädling aus. Die aus Südostasien eingeschleppte Kirschessigfliege (Drosophila suzukii), die im Unterschied zu heimischen Arten nicht nur faulige, sondern auch gesunde Beeren befällt, richtete vor allem 2013 großen Schaden an.

Bei Temperaturen über 32 Grad Celsius stellt das Insekt allerdings die Vermehrung ein. Zumeist verhinderte sorgfältiges Monitoring im Verbund mit der heißen Witterung den Befall, sodass sich die durch Maden der Kirschessigfliege verursachten Ausfälle in diesem Jahr in überschaubaren Grenzen hielten. Die geringe Menge zerstörter Beeren musste aber dennoch auch in diesem Jahr bei der Lese aufwendig von Hand aussortiert werden.

Quantität und Qualität

Im heißen Sommer konnte sich auch der falsche Mehltau nicht weiter ausbreiten – und zugleich reiften die Trauben im qualitätsentscheidenden Zeitraum vor der Lese sehr gut heran. Durch eine optimale Kombination sonniger Tage und kühler Nächte entstand die Basis für sehr aromatische Weine.

"Die Menge liegt im Zehnjahres-Schnitt, wir regulieren aber schon im Verlauf des Jahres und Wochen vor der Lese ein Zuviel an Trauben – und diese Ertragsreduzierung wirkt sich ebenfalls qualitätsfördernd aus", sagt Cornelia Schwörer vom Weingut Lothar Schwörer in Kippenheim, um dann zu erklären: "Dabei werden die noch grünen Trauben zum Teil entfernt oder halbiert" – nach dem Motto "weniger ist mehr".

Bei einer Befragung von Weinbaubetrieben nördlich und südlich von Lahr zeigte sich, dass die Winzer in den Weinbaugebieten Breisgau und Ortenau mit dem diesjährigen Ertrag hinsichtlich der Menge und Qualität der Trauben durchaus zufrieden sind.

"Wir haben dieses Jahr großes Glück gehabt, der Jahrgang wird sehr gut. Wer hätte das gedacht?", sagen Cornelia und Lothar Schwörer unisono. Beide wissen aber auch: "Nur mit allergrößtem Arbeitseinsatz und einem optimalen, präzisen Timing der notwendigen Behandlungen in der Infektionsphase haben wir es geschafft, dass wir heute gesunde aromatische Trauben ernten dürfen. Selbstverständlich gehörte auch wieder ein Quäntchen Glück dazu." Auch Matthias Wolf vom Weingut Schloss Ortenberg erwartet für dieses Jahr einen Wein, der trotz schwieriger Witterungsbedingungen qualitativ fast so gut sein wird wie der Jahrgang zuvor.

Saisonarbeiter

Zwar ernten Maschinen leicht das Doppelte gegenüber dem, was menschliche Arbeitskräfte schaffen. Erntehelfer werden aber trotzdem wie immer dringend gebraucht, weil viele Lagen zu steil sind, um sie maschinell zu lesen. Ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte vor allem aus Osteuropa zu bekommen, sei jedoch auch in diesem Jahr kein Problem gewesen: "Wir arbeiten schon seit vielen Jahren mit sehr kompetenten rumänischen Erntehelfern, die wir über die Kooperation mit dem Maschinen-Ring Breisgau vermittelt bekommen", erklären die Schwörers. "Eine Gruppe von zehn bis 15 Personen hat jeweils einen Deutsch sprechenden Teamleiter dabei – und alle werden über dem Mindestlohn bezahlt."