Rollt der Verkehr auch in Zukunft am Schmieheimer Schloss vorbei? Archivfoto: Künstle Foto: Lahrer Zeitung

Verkehrsexperte hält Schlossgartenschließung für möglich / Verwaltung will "zwei bis drei Planvarianten"

Gleich zu Jahresbeginn wagt sich der Ortschaftsrat an das 2016 meistdiskutierte Thema in Schmieheim. Die Verwaltung würde – aller Kritik zum Trotz – gerne am Vorhaben festhalten, den Schlossgarten für den Durchgangsverkehr zu sperren.

Kippenheim. Die Diskussionen zogen sich durchs gesamte vergangene Jahr, wurden teils hitzig, jedenfalls immer mit viel Herzblut geführt und gipfelten in der Gründung einer Interessengemeinschaft. Ihr Ursprung wurzelt aber noch viel tiefer.

Zur Erinnerung: Seit Jahren gibt es die Idee, dem Schlossgarten sein historisches Gesicht zurückzugeben. Dass dies mit der Aufnahme Schmieheims ins Landessanierungsprogramm nun Wirklichkeit werden kann, darin sind sich Gemeinde- und Ortschaftsrat sowie der große Teil der Bevölkerung einig. Als allerdings im November 2015 die Pläne von Landschaftsplaner Eckard Riedel öffentlich wurden, waren die die Schmieheimer Gemüter gespalten wie selten zuvor.

Denn der ehemalige Lahrer Stadtpark-Chef sah in seinem Entwurf nicht nur einen repräsentativen Vorplatz, Pflanzinseln und Sitzgelegenheiten, sondern auch den Rückbau der Straße vor: Zwar bliebe nach seinen Vorstellungen der Zugang zu Schloss und Parkplätzen erhalten, Autofahrer, die den Schlossgarten als Durchgangsstation und nicht als Ziel ansteuern, würden künftig jedoch ausgebremst.

Der Ortschaftsrat hieß das Vorhaben gut, der Gemeinderat zögerte, während sich 266 Schmieheimer (280 hatten bei einer inoffiziellen Bürgerbefragung teilgenommen) klar dagegen aussprachen. Tenor der Kritiker: Die Schließung des Areals bedeute Chaos auf den Straßen drumherum.

Mittlerweile hat es, so die Verwaltung in der Vorlage für die Ortschaftsratssitzung am kommenden Montag (ab 19.30 Uhr im Schloss), Verkehrszählungen gegeben. Sie hätten vom 8. bis 26. September von der Brauerei kommend 1990 und im Zeitraum vom 29. September bis 7. November in den Schlossgarten einfahrend 5183 Fahrzeuge (inklusive "Schulzubringdienste") ergeben. Ein auf diesen Zahlen, vor Ort gewonnen Erkenntnissen und der vorhandenen Infrastruktur basierendes Gutachten des Freiburger Büros Fichtner kommt laut Verwaltung zu dem Schluss, dass "prinzipiell nichts dagegen sprechen würde, an dem bisherigen Konzeptvorschlag festzuhalten".

Durchfahrt als Spielstraße?

Dieser, das wird in der Vorlage noch einmal betont, sei "aus Sicht des Gremiums sehr gut" und erst nach einer "regen Diskussion über die Auswirkungen und Anforderungen an Zufahrtsmöglichkeiten, Rettungswege, Ver- und Entsorgung, Pflegeaufwand sowie Schlossgarten als Veranstaltungsplatz und Ortsmittelpunkt" beschlossen worden.

Wohl auch als Lehre aus der jüngsten Vergangenheit, in der der breite Widerstand aus der Bevölkerung überrascht hatte, gibt man sich dennoch offen, was die zukünftige Gestaltung des Schlossgartens angeht: "Da der Ortschaftsrat die Schließung der Durchfahrt lediglich als vertretbare Notwendigkeit bei der Umsetzung des vorgeschlagenen Konzepts sah, steht einer Planung über mögliche Alternativen nichts im Wege." So will die Verwaltung "zwei bis drei Planvarianten zur Umgestaltung des Schlossgartens" in Auftrag geben. Klare Anforderungen an die Landschaftsarchitekten inklusive.

Verlangt wird zunächst Grundlegendes und wohl für alle Seiten Nachvollziehbares (Steigerung des Aufenthaltswerts für Schüler und Besucher, Stärkung des Schlossgartens als Ortsmittelpunkt, geringer Pflegeaufwand der Anlage). Am Ende lässt sich aus der Vorlage aber dann doch herauslesen, wo die Präferenzen der Verwaltung liegen, wenn sie schreibt, dass die Zufahrt für Rettungsfahrzeuge zu Schule und Schloss zu gewährleisten sei, alle Anwohner der Schlossstraße für die Entsorgungsfahrzeuge erreichbar bleiben müssten und "eine Durchfahrt (als Spielstraße) oder eine Umgehung berücksichtigt werden kann".