Eine alte Hündin, zwei ältere Hundeliebhaber: die 17-jährige "Rosemarie" mit Ute und Gustav Weber Foto: Bender

Geschäftsaufgabe: Mit viel Wehmut schließen Ute und Gustav Weber nach 29 Jahren ihre Tierpension

Nach fast drei Jahrzehnten für Hund und Katz’ ist Schluss: Ute und Gustav Weber geben ihre Tierpension in Kippenheim zum 15. Dezember auf. Ganz ohne Vierbeiner werden die beiden aber auch in Zukunft nicht leben (müssen).

Kippenheim. Ein Auto fährt vor. Gustav Weber springt auf: "Lissy wird geholt." Als die Türglocke läutet, ist er wieder zurück hinter der Ladentheke. Ein Wollknäuel von Hund auf dem Arm. Eine ältere Dame nimmt ihren Liebling in Empfang. Der bekommt von Gustav Weber ein Leckerli zugesteckt, sein Frauchen "noch eins für die Heimfahrt". Nicht alle Hunde und Katzen sind Feriengäste. "Viele bleiben nur ein paar Stunden, zum Beispiel wenn ihr Besitzer kurzfristig arbeiten muss", sagt Gustav Weber. 20 Hunde haben er und seine Frau so ständig in ihrer Obhut. "Aber bald müssen sich die Leute jemand anderes suchen. Das Jammern ist groß", sagt Ute Weber und hebt entschuldigend die Arme.

"Die Leute" sind Kunden von Pforzheim bis Titisee, aus dem Elsass und der Schweiz. Die Tierpension in der Kippenheimer Bahnhofstraße hat sich einen Namen gemacht. Dabei waren die beiden Inhaber beim Start 1988 keine Profis. In Schmieheim haben die Webers lange Jahre eine Bäckerei geführt. Irgendwann kamen die Supermärkte und die Geschäfte liefen schlechter. Eine Alternative musste her, das Ehepaar, das "sowieso schon immer auf Hunde aufgepasst" hatte, machte sein Hobby zum Beruf. Seit 29 Jahren nehmen sie Tiere bei sich auf und sorgen für einen akkuraten Fellschnitt der Vierbeiner. Früher haben sie auch Hunde gezüchtet. Jetzt schließen die beiden das Kapitel Tierpension. "Ich bin 75, meine Frau 72. Irgendwann geht es eben nicht mehr", sagt Gustav Weber.

Jeden Tag empfangen sie von 6 bis 21 Uhr Menschen und ihre Tiere. Auch an Wochenenden sind sie rund um die Uhr im Dienst. "Man kann nicht zu einem Hund sagen, jetzt wollen wir frei, schlaf bis Montag", erklärt Gustav Weber und lacht auf. Morgens, mittags und abends ist er mit den Tieren draußen auf dem riesigen, eingezäunten Areal hinter der Pension. "Jeder einzeln, wir hatten noch nie Beißereien." Und immer ein gutes Verhältnis zu den Kunden, wie Ute Weber berichtet: "Es gab nie Hickhack, keine bösen Worte." Ihr Mann nickt – und lässt wieder eine Entschuldigung folgen: "Es tut uns ja leid, wir würden gerne noch weitermachen, aber wir sind beide gesundheitlich angeschlagen." Er hat Probleme mit dem Herzen, sie mit den Nieren.

Für ihren Lebensabend haben sich die Webers "ein ruhiges, kleines Dorf in Ungarn" ausgesucht. Ute Weber wollte eigentlich zurück "in die Ebene" ihrer norddeutschen Heimat. Doch das schmeckte ihrem Mann nicht: "Zu kalt!" So fiel die Wahl auf Ungarn. Dort sei es flach und warm. Mit dem Ehepaar werden acht Hunde, sechs Katzen und vier Pferde umziehen. "Ganz ohne Tiere können wir nicht sein", sagt Ute Weber und lächelt.

Ein Zurück gibt es nicht. Das Haus und das 5000 Quadratmeter große Anwesen sind verkauft. "An einen jungen Kippenheimer mit Pferden." Das Ladeninventar, Kratzbäume, Schmusetücher und Tierspielzeug wollen die Bald-Rentner verschenken. "Jeder, der kommt, darf sich eine Leine oder ein Halsband aussuchen. Das haben sich unsere Kunden verdient."

Die Zukunftswünsche der Webers sind denkbar einfach: "Es wäre schön, wenn wir noch zehn Jahre für uns hätten", sagt Gustav Weber. "Und für unsere Tiere", ergänzt seine Frau.