Groß war das Interesse an der Bürgerversammlung. Foto: Ande Foto: Lahrer Zeitung

Versammlung: Reges Interesse an Ortsdurchfahrt-Umgestaltung

Rund 150 Besucher, knapp 30 Wortmeldungen: Die Einwohnerversammlung zur Umgestaltung der Kenzinger Ortsdurchfahrt am Dienstag hat ein starkes Echo hervorgerufen – und ein vielstimmiges. Insbesondere bei der Anzahl der Parkplätze gingen die Meinungen auseinander.

Kenzingen. Eine Dominanz des ruhenden und fließenden Verkehrs, mangelhafte Überquerungsmöglichkeiten und ein Üsenberger Kreuz mit hohem Gestaltungspotenzial: So liest sich die Ist-Analyse des Planungsbüros "Fichtner – Water & Transportation", das im Auftrag der Stadt Kenzingen Vorschläge für die Umgestaltung der Ortsdurchfahrt erarbeitet hat. Die Ergebnisse stellte Diplom-Ingenieur Florian Krentel am Dienstagabend in der Aula des Gymnasiums vor.

Die wesentlichen Gestal tungselemente: Verengung der Fahrbahn von 6,5 auf sechs Meter, Parkplätze auf beiden Seiten nur noch in Längsrichtung, Geschwindigkeitsdämpfung am Üsenberger Kreuz mittels Aufpflasterung (die restliche Fahrbahn wegen geringerer Lärmentwicklung asphaltiert), Parkplätze und Seitenbereiche gepflastert, Que rungsmöglichkeiten für Fußgänger in regel mäßigen Abständen, Verlegung der Bushaltestelle vorm Rathaus nach Norden, Neugestaltung des Platzes vor dem Rathaus und eine Verbreiterung der Fußgängerbereiche zur Verbesserung der Nutzungsmöglichkeiten.

"Jeder Parkplatz, der fehlt, ist ein Sargnagel für Geschäfte"

Das Planungsbüro hat zwei Varianten mit einer unterschiedlichen Anzahl an Parkplätzen erstellt (38 und 30). Mittels Beschränkung der Parkdauer von zwei Stunden auf eine Stunde und einem Verzicht auf Anwohnerparken soll einer rückläufigen Parkfrequenz in der Hauptstraße entgegenwirkt werden. Zusätzliche Stellflächen für Anwohner und Beschäftigte sollen am Rossmarkt durch den Ausbau von zwölf auf bis zu 39 Parkplätze entstehen. Auch durch den Umbau der ungenutzten Bushaltestellen in der Offenburger Straße können neue Parkplätze entstehen. Grundlage der Planungen sind die Ergebnisse einer Klausurtagung des Kenzinger Gemeinderats.

Der Verlust zahlreicher Parkplätze direkt vor den Läden bereitete Gewerbetreibenden Sorgen ("Jeder Parkplatz, der fehlt, ist ein Sargnagel für Geschäfte"), ebenso der vollständige Wegfall der Querpark plätze auf der Ostseite, die von Kunden wegen des sicheren Ein- und Aussteigens geschätzt werden, wie eine Geschäftsinhaberin zu bedenken gab. Die angestrebte Verkehrsberuhigung könnte auch durch eine Rechts-vor-links-Regelung und Verkehrsinseln erreicht werden, wurde vorgeschlagen. Zur Reduzierung des Verkehrs von 12 000 Fahrzeugen an einem Werktag wurde ein Kreisverkehr nördlich von Hecklingen und eine Ertüchtigung der Alten Straße angeregt, um den Verkehr nach Bombach umzuleiten und somit aus der Innenstadt herauszuhalten. Beim Thema Parkplätze verwiesen Bürgermeister Matthias Guderjan und Planer Florian Krentel auf die Absicht, Anwohnern und Beschäftigten von Innenstadt-Betrieben das Parken auf der Hauptstraße zu erschweren oder gar unmöglich zu machen, sodass diese Flächen im Grunde ausschließlich Kunden vorbehalten wären. Die Stärkung des Einzelhandels solle vor allem durch die Erhöhung der Aufenthaltsqualität erreicht werden.

Es meldeten sich auch Bürger zu Wort, denen die vorgestellten Pläne nicht weit genug gingen, die sich eine vollständige Barrierefreiheit von Fußweg und Fahrbahn wünschten, um in einer älter werdenden Gesellschaft auch den Bedürfnissen von Menschen mit Rollator oder im Rollstuhl gerecht zu werden.

Bürgermeister Guderjan meinte, erreichen könne man allenfalls den bestmöglichen Kompromiss, der allen etwas wehtun werde. Bis Mitte nächsten Jahres, so seine Vorstellung, sollte die Planung abgeschlossen sein. Als nächsten Schritt auf diesem Weg kündigte er einen Workshop am 24. Januar 2017 an.