Eine Führung durch Konstanz schloss sich an den Ausstellungsbesuch an. Foto: Heimat- und Kulturverein

Heimat- und Verkehrsverein besucht die Ausstellung "Zu Gast bei Juden" in Konstanz

Kenzingen (red/ma). Eine Fahrt nach Konstanz hat der Heimat- und Verkehrsverein Kenzingen zusammen mit dem Herbolzheimer Kulturkreis unternommen. Dort wurde die Ausstellung "Zu Gast bei Juden, Leben in der mittelalterlichen Stadt" im Archäologischen Landesmuseum besucht.

Die Schau dokumentiert jüdisches Leben im Bodenseeraum im zwölften bis 15. Jahrhundert. Diese für Juden und Christen ertragreiche Zusammenarbeit dauerte nur etwa 250 Jahre. Sie ging durch äußere Umstände wie die Pest, wirtschaftliche Not und drohende Kriegsgefahr zu Ende. Schließlich erfolgte die Vernichtung und Vertreibung der Juden aus dem Bodenseeraum Mitte des 15. Jahrhunderts. Die Zeit des friedlichen Zusammenlebens wird in der Ausstellung dokumentiert.

Die Reiseteilnehmer erfuhren, dass es auch Streitigkeiten und Ärger zu Lasten der kleineren und damit schwächeren Gemeinschaft der Juden gab. Der Kaiser als übergeordnete Macht griff gelegentlich korrigierend ein, wenn Juden Unrecht geschah. Die Ausstellung zeigte, dass die beiden Kulturen gleichberechtigt zusammenlebten, kein Getto, keine diskriminierenden Kleidervorschriften schränkten das Leben der Juden ein.

Die Christen waren auf die Juden angewiesen, wenn Unternehmungen finanziert werden mussten. Und Geld mit Zinsen zu verleihen war Christen verboten. Dazu brauchte man die Juden. Man brauchte einander und man schätzte sich, denn die Zusammenarbeit war für beide Seiten von Nutzen. Man sieht es auch daran, dass das Recht, Schmuck im Wert von mehr als drei Mark Silber an den Kleidern zu tragen, unter anderem nur Ärzten und Juden erlaubt war. Interessant auch, dass jüdische Frauen voll geschäftsfähig waren und Verträge abschließen konnten. Dazu mussten sie lesen und schreiben können. Alles Dinge, von denen christliche Frauen damals nicht einmal träumen konnten.

Anfang des 15. Jahrhunderts kam das Ende. Es begann mit den Thurgauern, die einen Kredit nicht zurückzahlen wollten und stattdessen Konstanz belagerten, wo dann der Kaiser eingreifen musste. Dann die Pest, die den Juden aufgrund ihrer strengen Hygienevorschriften weniger zusetzte. Für die Christen war es klar, die Juden haben ihre Brunnen vergiftet, worauf sie über 90 Prozent der jüdischen Bevölkerung von Konstanz verbrannten und alle jüdischen Häuser, Bücher und Kunstwerke vernichteten. Deshalb war es für die Universität Konstanz und das Archäologischen Landesmuseums ein wichtiges Anliegen, die zerstreuten Spuren jüdischen Lebens im Bodenseeraum zu sichern und so die friedlichen und insgesamt auch glücklichen 250 Jahre europäischer Geschichte vom zwölften bis 15. Jahrhundert anhand des Zusammenlebens von Juden und Christen in Konstanz zu dokumentieren.

Für den Heimat- und Verkehrsverein Kenzingen und den Kulturkreis Herbolzheim war es eine eindrucksvolle Exkursion an einem sonnigen Samstag. Die Teilnehmer genossen nach der Ausstellung und der Führung durch Konstanz einen Nachmittagsbummel in der Stadt und am See.