Blick aus dem Burggraben zur Kippbrücke, über die man (aus dieser Perspektive von links nach rechts) in die Ruine Lich­teneck gelangt. Burgführer Hans-Jürgen van Akkeren (im historischen Gewand) erläutert den Besuchern alles Wissenswerte über das alte Gemäuer. Foto: Ande

Familienfreundliche Führung auf der Ruine Lichteneck

Ein Balken, der das Zünglein an der Waage ist; ein Hohlweg, der listig im Uhrzeigersinn angelegt wurde: Verblüffende Einblicke in die Verteidigungskunst im Mittelalter haben die Teilnehmer einer Führung auf der Burgruine Lichteneck erhalten.

Hecklingen. Seit der französische General Vaubrun im April 1675 die Burg beschießen, erstürmen und zerstören ließ, liegt die Festung nahezu unberührt über dem Dorf Hecklingen. Doch die Jahrhunderte des Verfalls und der Verwilderung sind längst vorbei: Seit 1985 befindet sich die Ruine im Privatbesitz und wird seither, unterstützt durch einen Förderverein, aufwendig restauriert. Zu den Einnahmequellen des Vereins zählen regelmäßige Führungen; an Fronleichnam ließ Hans-Jürgen van Akkeren, mittelalterlich gewandet, die mehr als 20 Besucher an der Geschichte des Gemäuers teilhaben.

Noch heute lässt sich gut erkennen, dass beim Bau der "Liethenekke" im 13. Jahrhundert vor allem eines zählte: Schnelligkeit. "Es wurden Bruchsteine verwendet", sagte van Akkeren und zeigte auf eine Mauer, die vor knapp 800 Jahren aus solch unbearbeiteten Steinen entstanden ist. Deren Verwendung sei ein klarer Hinweis, dass die Burg schnell erbaut wurde. "Sie diente nicht repräsentativen, sondern militärischen Zwecken", ging der Burgführer auf die Motivation der Bauherren ein. Mit der Festung auf einem Sporn der Vorbergzone schützten die Grafen von Freiburg ihre Besitzungen im nördlichen Breisgau gegen benachbarte Geschlechter. Dazu zählten die Hachberger, die Bischöfe von Straßburg, die Geroldsecker und nicht zuletzt die Üsenberger, die gerade erst wenige Kilometer entfernt die Stadt Kenzingen gegründet hatten.

Als einziger Zugang zur Burg führte ein Hohlweg, der sich im Uhrzeigersinn den Berg hinaufschlängelte. Dies hatte einen militärischen Hintergrund, wie van Akkeren ausführte: Da die Soldaten in der rechten Hand ihr Schwert und links den Schild trugen, waren sie folglich bergwärts ungeschützt – von wo aus die Verteidiger der Lichteneck sie unter Beschuss nehmen konnten. Sollten doch einmal feindliche Truppen bis vor die Mauern der "Lichteneck" gelangt sein, bot einzig ein hölzerner Steg direkten Zugang über den Graben: eine Kippbrücke, die, wie heute noch, auf einem gemauerten Pfeiler ruhte und durch Entfernen eines zentralen Holzbalkens in eine senkrechte Stellung kippte – und auf diese Weise den Zugang zum Burgtor verhinderte, wie van Akkeren seinen Zuhörern berichtete. Groß und Klein stiegen später hinab in einen Keller und danach bis auf den Grund des Burggrabens, von wo aus sich die Brücke aus der Froschperspektive betrachten ließ.

Weitere Informationen: www.burg-lichteneck.de