Wohnungen für den kleinen Geldbeutel sind Mangelware. Wie der soziale Wohnungsbau in Schwung gebracht werden könnte, darüber tauschte sich eine Podiumsdiskussion in Kenzingen aus. Symbolfoto: Engel Foto: Lahrer Zeitung

Sozialer Wohnungsbau: Podiumsdiskussion des CDU-Stadtverbands im Kenzinger Rathaus

In der Region fehlt es an bezahlbarem Wohnraum für einkommensschwache Haushalte. Mit Ursachen und möglichen Auswegen befasste sich eine Podiumsdiskussion zum sozialen Wohnungsbau am Montagabend im Kenzinger Rathaus.

Kenzingen. Eingeladen hatte der CDU-Stadtverband. Dessen Vorsitzender Eberhard Aldinger verwies eingangs auf den Bürgerentscheid in Emmendingen vom Sonntag, wo sich eine deutliche Mehrheit der Wähler gegen die Bebauung von Haselwald-Spitzmatten ausgesprochen hatte. In der Kreisstadt werden nun alternative Flächen für den sozialen Wohnungsbau gesucht.

"Der Druck aus Freiburg ist groß", konstatierte Kenzingens Bürgermeister Matthias Guderjan. Diese Aussage unterfütterte Frank Pfaff, der als Sachverständiger zur Bewertung von Grundstücken in Freiburg tätig ist, mit Zahlen. Durch massiven Zuzug nach Freiburg – allein bis 2030 werde die Stadt um 28 000 Einwohner wachsen – ziehen dort insbesondere Familien nach außerhalb, vor allem in Orte mit guter Infrastrukturanbindung. "Wo Bahnanschlüsse nach Freiburg sind, steigen die Preise", so Pfaff. Zudem seien in den vergangenen Jahren deutschlandweit eine Million Sozialwohnungen insbesondere durch Umwandlung in hochpreisige Wohnungen weggefallen. Der Anstieg der Baukosten allein seit 2010 im Mittel von 2900 auf 4200 Euro pro Quadratmeter erschwere den Neubau von günstigen Sozialwohnungen immens. Die Flüchtlinge, die auf den Wohnungsmarkt drängen, tun ein Übriges.

Die hohen Baukosten führte auch Bürgermeister Guderjan an, als Beispiel nannte er die entstehende Flüchtlingsunterkunft in der Franzosenstraße, ein Mehrfamilienhaus mit einfachen Standards. Angesichts der Gesamtkosten von 1,8 Millionen Euro ergebe sich, bei einem Zins von drei Prozent, ein Quadratmeter-Mietpreis von 10,61 Euro, bei vier und fünf Prozent sogar 12,90 Euro und 15,19 Euro.

Bei diesen Zahlen warf Eberhard Aldinger die Frage auf, was die Politik tun könne. Tobias Wald, wohnungsbaupolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, sprach sich für einen "Wohnungsbau aus einem Guss" aus, für eine Vereinfachung und Entrümpelung von Vorschriften. Förderprogramme könnten die drastisch gestiegenen Baukosten, auch aufgrund höherer Anforderungen etwa im energetischen Bereich, reduzieren helfen. Auch müsse die Attraktivität des ländlichen Raums zum Beispiel bei ÖPNV- und Breitbandversorgung sowie bei Arbeitsplätzen und Bildung verbessert werden, "dann wächst kein Schwarzwaldtal zu", sagte er pointiert.

Den sozialen Wohnungsbau weniger aus wirtschaftlicher denn aus sozialer Sicht zu betrachten, das empfahl Joachim Blank als Sprecher der Liga der freien Wohlfahrtspflege im Landkreis Emmendingen. Dabei hatte er zum Beispiel Baugenossenschaften im Blick. Diese könnten, sah auch Frank Pfaff Potenzial, vielfach auf bereits vorhandenen Flächen und somit ohne Grundstückskosten bauen.

Die Kommunen, regte Bür germeister Guderjan an, könnten Leerstandsverzeichnisse anfertigen. Zudem würden kreisweit bei den Flüchtlingsunterkünften aufgrund der stark rückläufigen Zuzugszahlen Überbestände geschaffen, die als Sozialwohnungen genutzt werden können.