Beim Besuch des Diakoniepräsidenten Ulrich Lilie (Zweiter von links) stellte Heike Schmidt die Arbeit in der Intensiv-Monitoring-Einheit vor. Im Hintergrund Frank Stefan (Dritter von links), Vorstandsvorsitzender der Diakonie Kork und Robert Büchel (rechts), Kaufmännischer Vorstand. Foto: Freudenberger

Präsident der Diakonie Deutschland lobt Beitrag christlicher Institutionen für gesellschaftliche Vielfalt

Kehl (red/fr). "Die pluralistische Gesellschaft ist die natürliche Heimat des Christentums", so Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland in einem Vortrag am Mittwochnachmittag anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Diakonie Kork. Kirche und Diakonie werden daher lernen, sich in die Gestaltung dieser gesellschaftlichen Vielfalt noch besser einzubringen, zeigte er sich zuversichtlich.

"Wir haben die Nächstenliebe und die Menschenfreundlichkeit Gottes im Gepäck", so Lilie weiter, "Ohne sie verödet ein Gemeinwesen." Um aber in der Vielfalt der Zivilgesellschaft wahrgenommen zu werden, bedürfe es einer Bündelung der Kräfte und einer modernen Kommunikation der christlichen Inhalte und der erbrachten Leistungen. In diesem Zusammenhang stellte er die Frage nach dem diakonischen Profil, auch und gerade vor dem Hintergrund einer Gesellschaft, in der Mitarbeitende ihre weltanschauliche Heimat nicht mehr selbstverständlich im Christentum haben.

Lilie begrüßte die Ende 2016 veröffentlichte "Richtlinie über die kirchlichen Anforderungen an die berufliche Mitarbeit in Kirche und Diakonie". Anstelle einer starren Konfessionalität ermögliche die Öffnung des kirchlichen Arbeitsrechts, dass beispielsweise bei einer Erzieherin im Kindergarten eine Professionalität zum Tragen kommt, die sich aus ihrem eigenen Migrationshintergrund ergibt. Erwartet werde jedoch eine Loyalität gegenüber den Werten in Kirche und Diakonie.

"Wo Diakonie draufsteht, muss Diakonie drin sein" so Lilie. In Zeiten der Veränderungen sah er daher eine zentrale Aufgabe von Leitungskräften, Formen zu finden, damit die Arbeit in der Diakonie als evangelisch und diakonisch erkennbar bleibe.

Mit Bezug auf die Fachdiskussion in Kirche und Diakonie unterstrich Lilie, dass Identität und Veränderung immer zusammen gehören. Das Eintreten für die Schwachen müsse neu gestaltet werden, wenn sich Gesellschaften verändern. Die Verselbstständigung diakonischen Handelns im 19. und 20. Jahrhundert hätten zu einer Separierung von Diakonie und Ortsgemeinden geführt. Doch nach dieser Phase der Professionalisierung und der öffentlich organisierten Hilfe seien jetzt Lösungsansätze, wie Netzwerke und soziale Unterstützung in den Kommunen, gefragt. Bürgerschaftliches Engagement müsse in eine Balance mit sozialstaatlichen Expertenkulturen gebracht werden.