Das Quartett "Uwaga" spielt eine Melange aus klassischer Kammermusik, Jazz und Balkan-Rhythmen. Foto: Haberer Foto: Lahrer Zeitung

Konzert: Das Quartett "Uwaga" reißt das Publikum des Kultursommers mit einer schwungvollen Melange mit

Die Gruppe "Uwaga" beherrscht die Spielarten der klassischen Kammermusik und des Jazz, taucht in die Klangwelt und Rhythmen des Balkans ein. Bei ihrem Auftritt beim Kehler Kultursommer ging aber irgendwann das Überraschungsmoment verloren.

Kehl. Der Kultursommer im Rosengarten lockt seit mehr als 25 Jahren die Besucher an den Altrhein – oder in die Kehler Stadthalle, wenn es wie am Samstag mit dem Wetter nicht so richtig klappt. Die Veranstaltungsreihe setzt dabei auf ein breites Spektrum, wartet mit Theater, Kleinkunst und musikalischer Feinkost aus ganz unterschiedlichen Genres auf. Der Reiz des Besonderen, die Positionierung abseits des Mainstreams, gehört dabei seit Langem zum guten Ton.

Genau hier hat sich auch die Gruppe "Uwaga", ein Quartett aus der Gegend von Castrop-Rauxel im Herzen des Ruhrgebiets, eingereiht. Die Musiker verquirlen Klassik und Jazz mit Pop-Harmonien und den Klangwelten des Balkans, mit der Musik der Sinti und Roma, in die sich hier und da auch einmal ein Tango, eine Verbeugung vor Astor Piazzolla mischt.

Das Quartett geht dabei mit viel Schwung ans Werk – und mit einer gehörigen Portion Humor. Kehl sei ein "gutes Pflaster", wie Christoph König, der Mann an der Bratsche, gleich bei der Begrüßung in der voll besetzten Stadthalle betonte. Die Stadt habe sogar den See am Altrhein zubetoniert und eine Stadthalle darüber gebaut, damit er nicht – wie beim ersten Auftritt in Kehl – seinen Geigenbogen im See versenke.

Virtuos aufbereitete Werke der Klassik

Wer den Plaudereien des Quartetts folgt, der erfährt, dass der Name der Band aus dem Polnischen stammt und so viel wie "Achtung" bedeutet. Der erfährt aber auch, dass Bach und Mozart schon vor Jahrhunderten am Repertoire der Gruppe gefeilt hätten. "Uwaga" setzt ganz bewusst auf klassische Reminiszenzen, auf virtuos aufbereitete Werke der alten Musik, die dann aber immer auch umschlagen und verschränkt werden mit Eigenkompositionen, mit dem musikalischen Blick Richtung Balkan.

König und Maurice Maurer, der klassisch ausgebildete Geiger mit Punk-Erfahrung, setzen dann nahtlos zu einem ganz andren Schwung an und pflegen den Groove, der durchaus wieder zu Bach, Mozart oder Beethoven zurückführen kann – aber auch zu Gustav Mahler oder Béla Bartock.

"Balkan-Groove-Kammermusik" nennt sich das, was die beiden mit Matthias Hacker am Kontrabass und dem aus Serbien stammenden Akkordeonisten Miroslav Nisic servieren. Das Ganze hat Schwung und reißt das Publikum mit, begeistert immer wieder neu, weil die klassischen Passagen mit sehr viel Gespür und Authentizität angepackt werden. Bach behält seine formale Strenge, Mozart seine Verspieltheit und seinen Ideenreichtum.

In den Zugaben kamen dann auch noch Vivaldi und Tschaikowski "zu Wort". Irgendwann im Verlaufe des Abends ging aber der Überraschungsmoment verloren: weil der Blick Richtung Balkan immer wiederkehrt und weil die Solos von Viola, Violine und Akkordeon viel zu sehr auf den technischen Moment schielen.