Die französische Sprache sollten Kinder in der Grenzregion so früh wie möglich lernen, finden die Oberbürgermeister von Kehl und Oberkirch sowie die WRO. Foto: Seeger

Oberbürgermeister setzen sich für Fremdsprache in den ersten Klassen ein

Ortenau (red/vk). Sowohl die Wirtschaftsregion Ortenau (WRO) als auch die Oberbürgermeister von Kehl, Toni Vetrano, und Oberkirch, Matthias Braun, setzen sich in Briefen an Landeskultusministerin Susanne Eisenmann dafür ein, den Französischunterricht in den ersten beiden Grundschuljahren beizubehalten. Gerade in der Grenzregion sei die Kenntnis der französischen Sprache ein wesentlicher Beitrag für das Verständnis des Nachbarn auf der anderen Rheinseite – "eine Schlüsselkompetenz, die alle Lebensbereiche berührt", wie die WRO betont. In allen drei Briefen wird Eisenmann deshalb darum gebeten, die Abschaffung des Fremdsprachenunterrichts in den ersten beiden Klassen zu überdenken.

"Im Eurodistrikt wird seit vielen Jahren daran gearbeitet, einen einheitlichen Lebensraum für die Bewohner in der Ortenau und der Eurometropole Straßburg zu schaffen", schreibt etwa das Oberkircher Stadtoberhaupt. "Insbesondere für einen effektiven grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt sind fundierte Sprachkenntnisse des Nachbarn unabdingbar." Eine Kürzung des Französischunterrichts in den ersten beiden Grundschulklassen wäre dieser systematischen Sprachvermittlung abträglich, so Braun.

Das sieht die WRO, die sich für einen "lebendigen und vielfältigen grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt einsetzt, ganz ähnlich. Mehrere Tausend Arbeitskräfte pendelten täglich aus dem Elsass zu Betrieben in Deutschland. Zumal auf französischer Seite die Sprache Deutsch in den Schulen deutlich gestärkt worden sei. "Insofern wäre der Wegfall der französischen Sprache auf der deutschen Rheinseite alleine schon politisch ein völlig falsches Signal", heißt es in dem WRO-Schreiben an die Ministerin.

Vetrano sieht Kehl in einer Sonderrolle

Gerade mit Blick auf die im Entstehen befindliche Frankreich-Strategie der Landesregierung brauche es "nicht weniger, sondern mehr Möglichkeiten, Sprache und Kultur unseres Nachbarn möglichst früh und durchgängig zu erleben", findet Braun.

Als Erster im Bunde hatte der Kehler OB bereits Anfang Juli einen schriftlichen Appell an Eisenmann gerichtet: Vetrano setzt sich in seinem Brief besonders für die Beibehaltung des Französisch-Unterrichts in den ersten beiden Grundschuljahren ein. Sollte dieser landesweit abgeschafft werden, so bittet er Kultusministerin Eisenmann um eine Sonderregelung für Kehl.

Von keiner anderen Stadt im Land seien die französischen Nachbarn nur 300 Meter entfernt, nirgends seien die Verflechtungen im Alltag so eng wie zwischen Kehl und Straßburg, argumentiert Vetrano in seinem Schreiben. Kehl und Straßburg hätten eine grenzüberschreitende Kinderkrippe auf Straßburger Territorium gebaut, damit dort 30 Kinder aus Kehler und 30 Kinder aus Straßburger Familien nicht nur zweisprachig, sondern auch bikulturell aufwüchsen. In den zweisprachigen Kindergärten in Kehl oder in der Ecole Maternell in unmittelbarer Nachbarschaft zur deutsch-französischen Krippe könnten sie ihre im gemeinsamen Krippenalltag erworbenen Sprachkenntnisse anwenden und ausbauen. Entstünde dann nach dem Übergang in die Grundschule eine zweijährige Pause, verlören die Kinder einen Teil der erworbenen Sprachkenntnisse wieder.

OB Vetrano hat die Ministerin deshalb nach Kehl eingeladen, damit sie sich vor Ort selbst ein Bild machen kann.