Führungsteam pocht auf Umstrukturierung

Der Vorstand des Gewerbevereins Kappel-Grafenhausen hat den Mitgliedern bei der Hauptversammlung am Mittwoch die Pistole auf die Brust gesetzt: Entweder ihr geht bei unseren Umstrukturierungsplänen mit, oder wir treten zurück.

Kappel-Grafenhausen. Es war eine sorgfältig vorbereitete Präsentation, die Vorsitzender Jens Weber im "Elsässer Hof" präsentierte. Inhalt: Der Verein braucht ein neues, modernes und damit erfolgreicheres Konzept. Die Ankündigung des Führungsteams, im Falle einer Ablehnung die Ämter niederzulegen, sorgte bei den 20 anwesenden Mitgliedern für Irritationen und angeregten Diskussionen. Bevor sich die zweistündige Debatte im Kreis zu drehen drohte, fand man mit Unterstützung des Beraters Uwe Baumann am Ende einen Kompromiss. Der Vorstand bleibt im Amt und am 2. Mai werden alle 55 Mitglieder zu einer Besprechung eingeladen.

Der Rückblick auf das vergangene Jahr ging rasch über die Bühne. Der Vorstand informierte über die Aktionen, die im Januar mit einer Klausurtagung begannen. Der Feierabendhock im August habe unter schlechtem Wetter gelitten, das neue Format der Aktionswochen sei gut angekommen, sei jedoch ausbaufähig. "Willkommen Zukunft" lautete der Titel eines öffentlichen Podiumsdialogs im Rathaus. In Jörgers Grafenhof wurde zum Winterglühwein eingeladen. Der Verein hat gut gewirtschaftet, Reichtümer gibt es aber nicht, wie Rechner Daniel Jäger darlegte. Schriftführerin Silvia Piloti wurde im Amt bestätigt.

Weber machte klar, dass es ein neues Leitbild und eine veränderte Beitragsstruktur brauche. Zudem bemängelte er fehlendes Engagement der Mitglieder. Veränderten Handelsstrukturen (Internet, Mobilität, Zeitmanagement) müsse Rechnung getragen werden.

Die neue Beitragsordnung, die Weber vorstellte, hat eine veränderte Leistungsstruktur. Jeder müsse entscheiden, ob er aktives Mitglied oder Fördermitglied sein wolle, verbunden mit erheblicher Beitragserhöhung für die aktive Mitgliedschaft. Bisher zahle jedes Mitglied 75 Euro im Jahr. Nach dem neuen Modell werden je nach Betriebsgröße zwischen 20 und 30 Euro monatlich erhoben. Das entspricht einem Jahresbeitrag von 240 bis 360 Euro. Der Beitragssatz für Fördermitglieder soll hingegen von 75 Euro auf 60 Euro pro Jahr sinken. Ebenso sei eine professionelle Geschäftsstelle erforderlich.

Im Fokus standen zudem Sinn und Zweck der Gewerbegutscheine, weil nur der Handel und die Gastronomie davon profitieren würden, wurde etwa argumentiert. Einige Mitglieder wiesen darauf hin, dass aufgrund der guten Auftragslage Zeit knapp sei, Betriebe gar auf Werbung verzichten könnten. Käme die neue Beitragsstruktur, würde die Hälfte der Mitglieder dem Verein den Rücken kehren, so eine Stimme.

Bürgermeister Jochen Paleit stützte den Vorstand: "Ihr habt alles richtig gemacht." Die finale Entscheidung eines Rücktritts blieb aus, es geht weiter – aber nicht so, ließ Weber wissen. Jetzt seien die Mitglieder gefordert.

Paleit hatte eingangs auf eine starke Gemeinde mit nunmehr 5000 Einwohnern verwiesen, die dabei sei, weitere 100 Bauplätze für Wohnbebauung zur Verfügung zu stellen. Der Ausbau der Infrastruktur (Kindergarten, Schule) werde vorangetrieben. Zudem pflege das Rathaus mit dem Gewerbeverein eine gute Kommunikation.