Esther Kolb mit ihren Schützlingen (von links): Katze Bärle und die Hunde Sunny, Diva, Kira und Cherie. Foto: Göpfert

Esther Kolb hat Vierbeiner aus Rumänien aufgenommen / Rettung vor Verfolgung und Tod

Wer Esther Kolbs Grundstück betritt, wird von freudigem Gebell begrüßt. Sunny, Diva, Kira, Cherie und Baby sind dem Hundeelend in Rumänien entkommen. Um dort weiteren Tieren zu helfen, veranstaltet Kolb Hundefeste – das nächste am 29. Juli.

Mahlberg/Kappel. Ihr Engagement für die rumänischen Hunde begann vor sechs Jahren, als sie Diva zu sich nahm. Kolb wollte mehr über die Vergangenheit ihrer Hündin wissen und setzte sich daher mit Carmen Arsene, Präsidentin der nationalen Vereinigung für Tierschutz in Rumänien, in Verbindung. Diese zeigte ihr Bilder, die deutlich machten, in welch erbärmlichem Zustand Diva in einem staatlichen Tierheim gewesen war, bevor Arsene sie zu Kolb gegeben hatte: Nur sporadisch hatte man der Hündin Futter gegeben, sie war so entkräftet gewesen, dass sie ihren Kopf nicht mehr heben konnte und so abgemagert, dass die Rippen hervortraten.

Leider ist Divas Schicksal Alltag in Rumänien: Die Zahl der streunenden Hunde dort wird auf bis zu zwei Millionen geschätzt, allein in der Hauptstadt Bukarest mit 1,7 Millionen Einwohnern leben zwischen 40 000 und 60 000 Straßenhunde – ein Erbe des Diktators Nicolae Ceausescu. Dieser zwang die Landbevölkerung in enge Plattenbauten in die Städte, in die sie ihre Hunde nicht mitnehmen konnten. Die daraufhin "freigelassenen" Hunde vermehrten sich unkontrolliert.

Brutales Vorgehen gegen Straßenhunde

2013 hat das rumänische Parlament beschlossen, dass Straßenhunde eingefangen und getötet werden dürfen, wenn sich innerhalb von 14 Tagen kein Besitzer meldet. Ein lohnendes Geschäft für Hundefänger, deren Strukturen viele Tierschutzorganisationen als "mafiös" bezeichnen. Die Fänger gehen bei ihrer Arbeit oft äußerst grausam vor, ohne dass sich an der Situation in den Straßen Rumäniens, die für sie sehr einträglich ist, etwas ändern würde. In den Tierheimen werden die Hunde oft misshandelt oder ohne Futter und Trinken gelassen, bevor sie schließlich getötet werden. Auch die Bevölkerung hält die Hunde größtenteils für wertlos. "So machen etwa Lastwagen-Fahrer einen Sport daraus, möglichst viele Hunde anzufahren und schwer verletzt liegen zu lassen", erklärt Kolb fassungslos.

Dieser Umgang mit den Hunden hat sie so bestürzt, dass sie beschloss, zu helfen. So organisiert sie regelmäßig Hundefeste, deren Erlös, sie den rumänischen Straßenhunden zu Gute kommen lässt. Das nächste findet am Samstag, 29. Juli, auf dem Hundesportplatz in Kappel statt.

Zudem hat Kolb weitere Hunde nach Deutschland geholt, die es sich bei ihr gut gehen lassen: Bei ihrem zweiten Besuch in Rumänien holte sie Cherie aus dem privaten Tierheim Smeura in Pitesti – dem größten Tierheim der Welt mit rund 5500 Hunden – ab. Beim Frühstück im Hotel legte ihr Carmen Arsene dann unerwartet ein braunes Fellknäuel in den Arm: Sunny. Sofort wusste Kolb, dass sie auch diese Hündin mit nach Deutschland nehmen würde. "Aber zu Sunny gehört nch etwas Kleines, Meerschweinchengroßes dazu", erklärte ihr Arsene. Das Anhängsel entpuppte sich als Sunnys Tochter Kira – und so kam Kolb schließlich mit drei Hunden, anstatt nur mit einem nach Deutschland zurück. Das vorerst letzte Rudelmitglied, Baby, kam erst vor Kurzem zu ihr. Die etwa 14 Jahre alte Hündin war in Rumänien ausgesetzt worden, weil sie ihren Besitzern zu alt und krank wurde. Seit sie bei Kolb ist, weicht die kleine Hündin ihr nicht mehr von der Seite. Dass es den Hunden bei Kolb gut geht, ist auf den ersten Blick zu sehen: Aufgeweckt, aber doch ruhig im Wesen gehorchen sie ihrer Besitzerin aufs Wort. Kolb hat für sie viele liebe Worte, kocht für sie und geht jeden Tag ausführlich mit ihnen Gassi.

Auf ihr Engagement hat Kolb nicht nur positive Rückmeldungen bekommen. Sie wurde kritisiert, dass sie den rumänischen und nicht den deutschen Hunden hilft. Aus dem Haus in Kappel musste sie ausziehen: Dort wurde sie vor die Wahl gestellt, entweder alle Hunde bis auf einen abzugeben oder gehen. Kolb wählte Letzteres: In einem alten Bauernhaus in Mahlberg war sie mit all ihren Hunden und Kater Bärle willkommen.

Auch nur eine ihrer Hündinnen herzugeben, kommt für die 69-Jährige nicht in Frage: "Nicht für 10 000 Euro oder mehr!", sagt sie bestimmt. Denn sie ist überzeugt, dass nicht nur sie den Hunden, sondern auch die Hunde ihr helfen. "Die Arbeit mit den Tieren gibt mir seelische Zufriedenheit. So viele ältere Menschen sind einsam, davor schützt ein Hund."

INFO

Das ist beim Hundefest geboten

Das Hundefest ist ein geselliges Beisammensein für Hundefreunde und alle, die es werden wollen. Es findet am Samstag, 29. Juli, ab 12 Uhr auf dem Hundesportplatz in Kappel-Grafenhausen (Eisenbahnstraße) statt. Der Erlös des Fests kommt komplett dem Tierheim in Smeura, der Arbeit der Tierschutz-Präsidentin Carmen Arsene und einer Initiative gegen die Tötung von Hunden in China zu Gute. Arsene wird zudem auf dem Fest die Situation der Hunde in Rumänien schildern. Des Weiteren wird ein Amtstierarzt vor Ort sein, es wird einen Informationsstand der deutschen Tierschutzpartei geben und einen über Hunde in China, von denen jedes Jahr fünf Millionen unter den "erbärmlichsten Umständen getötet werden", wie Kolb sagt. Zudem gibt es einen Stand mit selbstgebackenen Hundeleckerli und auch für das Wohl der menschlichen Besucher ist gesorgt: Für sie wird es auf Spendenbasis Kaffee, Kuchen, veganes Gulasch mit Nudeln, Flammenkuchen, Salate und Würstchen geben. Zudem können die Gäste ihr Glück bei der Tombola versuchen, bei der jedes Los gewinnt.