Der bisher folgenschwerste Brand in der Doppelgemeinde in diesem Jahr: Das Feuer am Montag hat einer siebenköpfigen Familie aus Kappel ihr Zuhause geraubt. Sie sollen vorüber in der Gemeindewohnung in der Schulstraße untergebracht werden. Foto: Künstle

Kappel-Grafenhausener Kameraden im Dauereinsatz / Ursache für Brand am Montag noch unklar

Wieder ein schwerer Brand, wieder in Kappel-Grafenhausen: Das Feuer, das am Montag das Heim einer siebenköpfigen Familie zerstörte, ist für Kommandant Hilmar Singler und seine Truppe bisher der negative Höhepunkt eines "unfassbaren Jahres".

Kappel-Grafenhausen. Um 6 Uhr am Dienstagmorgen hatte die Feuerwehr den Kampf gegen die Flammen endgültig gewonnen, die zweite Schicht, seit Mitternacht im Einsatz, rückte ab. Insgesamt rund elf Stunden dauerte der Einsatz; man habe "gut und konzentriert" gearbeitet, resümierte Wehr-Chef Singler am Mittag.

Das Haus in der Kappeler Rheinstraße vermochten die Helfer allen vorbildlichen Handelns zum Trotz zwar nicht zu retten – die Polizei schätzt den Schaden auf rund 200 000 Euro. Doch scheint das wenige Stunden nach der Beinahe-Katastrophe nebensächlich. Die wichtigste Nachricht: Vater, Mutter und den fünf Kindern gehe es "den Umständen entsprechend gut", hieß es gestern aus dem Rathaus. Auch der mutige Retter, der die 13-jährige Tochter und ihr dreijähriges Geschwisterchen aus dem brennenden Haus gerettet hatte, habe keinen schlimmeren Verletzung davongetragen.

Wie es zu dem Brand kommen konnte und wo genau er ausgebrochen ist, ist derweil noch unklar. "Die Kollegen aus Ettenheim haben vor Ort die Ermittlungen übernommen", erklärte Polizeisprecher Patrick Bergmann gestern Nachmittag auf Nachfrage der "Lahrer Zeitung". Kriminaltechniker und ein Brandsachverständiger sollen folgen. "Ende der Woche", stellt Bergmann in Aussicht, "können wir vielleicht Näheres sagen."

Festzuhalten ist bereits heute: Für die Feuerwehr der Doppelgemeinde wird das Jahr 2017 eines der arbeitsreichsten und anspruchsvollsten ihrer Geschichte. Kommandant Singler jedenfalls hat "so ein Jahr noch nie erlebt". Und der ist seit 1996 im Amt. "Normalerweise haben wir von Januar bis Dezember zwischen 20 und 25 Einsätze, wenn uns das Wetter und der Rhein nicht wohlgesonnen sind, vielleicht auch mal 30." Aktuell, zur Mitte des Jahres, stehe man bereits bei 21. Und keineswegs Kleinkram: "16 Einsätze waren Brandeinsätze."

Ein Auszug aus der bisherigen Jahresagenda der Wehr: Gebäudebrand im März, weitere zwei im April, dazu noch mal so viele Flächenbrände, ein Gefahrgut- und ein Verkehrsunfall im Mai und Juni, ein Gartenhausbrand und ein Wohnungsbrand im Juli. Ein Zusammenhang zwischen den einzelnen Ereignissen kann laut Singler zwar ausgeschlossen werden. Doch ist das überdurchschnittliche Pensum der Kappel-Grafenhausener auch andernorts nicht verborgen geblieben: "Wenn wir auf die Kollegen aus Lahr treffen, heißt es: ›Da kommen die BFler‹", sagt Singler. Die Berufsfeuerwehr.

Doch bei allem (schwarzen) Humor weiß der Kommandant, was die Einsätze für seine Truppe bedeuten: "Das kann einem schon sehr nahe gehen, vor allem in der Intensität, wie wir sie derzeit erleben." Nicht nur deshalb ist Singler "sehr froh" über den vor knapp anderthalb Jahren gegründeten Führungstrupp Rhein-Süd. "Die Unterstützung, die wir durch diese Kooperation erhalten, ist nicht hoch genug zu bewerten." Auch am Montag waren die Kameraden aus Schwanau und Rust zur Stelle. Singler: "Anders hätten wir das sicher nicht so sauber und schnell über die Bühne gekriegt."

Für Singler wäre es aber sicher zu verschmerzen, wenn die Zusammenarbeit mit den Nachbarn künftig etwas weniger eng wäre als in den vergangenen Wochen: "Ich hoffe, die nächsten Monate werden etwas ruhiger." Mut macht die Erfahrung des langjährigen Kommandanten der Doppelgemeinde: "Auch solche Ausnahmesituationen haben irgendwann ein Ende."

INFO

So kann geholfen werden

> Rasche Hilfe: Die Gemeindeverwaltung hat schnell und unbürokratisch reagiert. Bereits einen Tag nach dem verheerenden Brand, bei dem die siebenköpfigen Familie um ihr Hab und Gut gebracht worden ist, wurde eine Unterkunft bereitgestellt. Die Eltern und ihre fünf Kinder wurden fürs Erste in den gemeindeeigenen, neu sanierten Räumlichkeiten in der Schulstraße 7 untergebracht, heißt es aus dem Rathaus. Die Wohnung ist möbliert, die Grundausstattung wie Geschirr wird von der Gemeinde bereitgestellt. Spielzeug spenden die Kindertagesstätten und Kleiderspenden kommen von "Iskiz" und dem Roten Kreuz.

> Spenden erwünscht: Wer der Familie helfen will, kann dies per Geldspende tun. Dazu hat die Gemeinde zwei Spendenkonten eingerichtet: Sparkasse Offenburg/Ortenau, IBAN: DE82 6645 0050 0070 0001 89, BIC: SOLADES1OFG

Volksbank Lahr, IBAN: DE10 6829 0000 0010 0183 07, BIC: GENODE61LAH

Als Stichwort sollte jeweils "Rheinstraße" angegeben werden.

Von Sachspenden bittet die Gemeinde abzusehen. Bei Fragen und für weitere Informationen steht Hauptamtsleiter Daniel Kunz unter Telefon 07822/8 63 14 zur Verfügung.