ABCM-Schule muss vorerst nach Gerstheim umziehen / Belastung für Eltern

Kappel/Rhinaus. Turbulent gestaltet sich der Start in das neue Schuljahr für die ABCM-Zweisprachigkeit-Schule, die bis zum Ende des zurückliegenden Schuljahrs in der ehemaligen Hauptschule in Kappel Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter zweisprachig betreute und unterrichtete.

Vergangene Woche berichteten wir vom kurzfristig erforderlichen Umzug der Einrichtung von Kappel nach Rhinau, nachdem die räumlichen Vorgaben an einen Kindergarten trotz mehrfacher Hinweise der auf deutscher Seite verantwortlichen Instanzen vom elsässischen Trägerverein "Les Misela" nicht erfüllt worden waren. Während die Grundschule kurz vor der Anerkennung auch gemäß deutscher Vorgaben stand, konnten die zuständigen deutschen Behörden diese Anerkennung für den Kindergarten nicht erteilen.

Das bewog den Trägerverein, sich nach neuen Räumlichkeiten auf französischem Boden umzusehen. Fündig wurde er dabei in Rhinau, wo ein ehemaliger Unternehmer dem Trägerverein geeignete Räume anzubieten vermochte. "Unverzüglich", wie "Les Misela" seinen Mitgliedern und den Eltern der angemeldeten Kinder mitteilte, habe man diese Räume angemietet, Arbeitseinsätze organisiert, um die Räume zu streichen und das vorhandene Mobiliar von Kappel nach Rhinau zu schaffen. Der Schulstart wurde um einige Tage auf den 7. September verschoben.

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Allerdings hatte man seitens des Trägervereins dabei die Rechnung ohne den Wirt gemacht – den "Wirt" in Person von Rhinaus Bürgermeister Jean-Paul Roth. Der fand es offensichtlich gar nicht gut, vor vollendete Tatsachen gestellt worden zu sein, wie er laut der Präsidentin der ABCM-Zweisprachigkeit, Karine Sarbacher, am Montag vergangener Woche ihr gegenüber bekundete. Er habe, das teilt "Le Misela" Vereinsmitgliedern und den Eltern der angemeldeten Schülern mit, Sarbacher klar gemacht, dass er eine Ansiedelung der ABCM-Schule in seiner Gemeinde notfalls mit Polizeigewalt verhindern werde.

Trägerverein und Schule ihrerseits wiederum beklagen, dass tagelange Versuche, mit dem Bürgermeister Kontakt aufzunehmen und ihn über das Vorhaben zu informieren, ohne Erfolg geblieben seien.

Jedenfalls war nun der Verein erneut gezwungen, sich auf die Suche nach Räumen zu begeben. Fündig wurde er recht schnell in Gerstheim, wo die ABCM-Schule mit tatkräftiger Unterstützung der dortigen Bürgermeisterin ab sofort ehemalige Schulräume nebst Küche und Turnraum nutzen kann.

Das erneute Umdisponieren machte die Verschiebung des Schuljahresstarts auf den 11. September, also zum selben Zeitpunkt wie auf der deutschen Rheinseite, erforderlich.

Noch sprechen die Verantwortlichen der Trägerorganisation von einer Übergangslösung, "so lange, bis wir ordnungsgemäß in Rhinau einziehen können". Ob es angesichts der jüngsten Vorkommnisse und Ausgangslage je dazu kommen wird, scheint für den Außenstehenden zumindest fraglich.

Für deutsche Eltern, die vorhatten, ihre Kinder in ABCM-Kindergarten oder -Grundschule anzumelden, ist die Verlegung nach Gerstheim allerdings belastend, liegt es doch mehr als 20 Kilometer vom bisherigen Standort in Kappel entfernt, während es nach Rhinau lediglich einer kurzen Überfahrt mit der Fähre bedurft hätte. Es bleibt abzuwarten, ob angesichts des nun weiteren Weges die Eltern bei ihrer Entscheidung bleiben.