"Fußballpfarrer" Keller ließ es sich nicht nehmen, mit der Dorfjugend dem Sport zu frönen – und hatte dabei sichtlich Spaß. Repro: Batt Foto: Lahrer Zeitung

Arbeitskreis Historie hat sieben neue Tafeln erstellt / Wirken zweier Geistlicher im Mittelpunkt

Sieben neue Tafeln mit geschichtlichem Hintergrund hat der Arbeitskreis Historie in Kappel-Grafenhausen jüngst aufgestellt (wir berichteten). Zwei davon stehen vor den beiden Pfarrhäusern der Doppelgemeinde.

Kappel-Grafenhausen. Sie sollen erinnern an die jahrhundertelange Tätigkeit der in den beiden Ortsteilen tätigen Pfarrer und exemplarisch an jeweils einen Geistlichen, der besonders lange und besonders segensreich in der Gemeinde wirkte. In Grafenhausen war dies Wilhelm Keller, der dort von 1932 bis 1969 wirkte und in Kappel Heinrich Beiser (von 1947 bis 1970).

Die politische Gemeinde hat zur Erinnerung an die beiden Seelsorger jeweils eine Straße nach ihnen benannt, Keller wurde zudem Ehrenbürger der Gemeinde Grafenhausen und hatte auch das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse erhalten.

Die beiden Pfarrer waren echte Ortenauer, Beiser wurde in Oberschopfheim, Wilhelm Keller in Mühlenbach geboren. Ihre letzte Ruhestätte haben beide auf dem Friedhof gefunden neben der jeweiligen Kirche, in der sie so lange ihr Amt ausübten (Keller 1976, Beiser 1970). Der Krieg prägte die Lebensgeschichte beider Seelsorger.

Keller war 1895 geboren und noch im Ersten Weltkrieg bei der Luftwaffe eingesetzt. Beiser, 1906 zur Welt gekommen, wurde im Zweiten Weltkrieg als Feldgeistlicher an die Front beordert, war bis Kriegsende an mehreren Frontabschnitten und zum Schluss auch kurzzeitig in amerikanischer Gefangenschaft.

Beide Pfarrer hatten als Kind aus einfachen Verhältnissen und aus dem unmittelbaren Erleben der Kriegssituation schon früh erfahren, was Armut, Elend und Not für die Menschen bedeuten. Sie erkannten es als ihre vordringliche Aufgabe zu helfen und zu unterstützen, so gut es nur ging. Beiser war ein unermüdlicher Helfer und Initiator, als es darum ging, in dem zerstörten Kappel kirchliche Bereiche wieder aufzubauen. Die völlig verwüstete Kirche nebst Pfarrhaus wurde unter seiner Leitung mit der selbst schwer betroffenen Bevölkerung wieder aufgebaut. Beiser selbst erbettelte das Baumaterial bis in den Schwarzwald hinauf und half tatkräftig bei den Bauarbeiten. Daneben hatte er immer ein offenes Ohr für die Sorgen seiner Pfarrkinder und wurde mit seiner unermüdlichen Hilfsbereitschaft ein echter Volkspfarrer.

Pfarrer Keller stand in Grafenhausen immer an vorderster Front, wenn es galt, Hilfe und Unterstützung zu leisten. Er half den Frauen der Gefallenen bei der Feldarbeit, stellte sich den Besatzungskräften beim Einmarsch heldenmutig entgegen, half nach dem Krieg beim Wiederaufbau von Vereinen und Institutionen und nahm vor allem kein Blatt vor den Mund, wenn es darum ging, Missstände anzusprechen. So brachte er sich das ein oder andere Mal selbst in Gefahr bei seinen mutigen Predigten, bei denen er die politischen Zustände anprangerte. Seine überörtliche Funktionärstätigkeit im Sport machte ihn auch über die Ortsgrenzen hinaus als "Fußballpfarrer" von Grafenhausen bekannt.